Neuerburger wollen ihr Gesundheitszentrum - Kandidaten präsentieren Vorschläge zur Nutzung des ehemaligen Krankenhauses

Neuerburg · Auf einer Informationsveranstaltung haben gestern Abend in Neuerburg ein Investor und die Marienhaus Stiftung ihre Vorschläge zur Nutzung des geschlossenen Krankenhauses präsentiert. Die Neuerburger, die sich ein umfassendes Gesundheitszentrum wünschen, konnte keines der beiden Konzepte wirklich überzeugen.

 Das ehemalige Neuerburger Krankenhaus im Januar 2014. Archiv-Foto

Das ehemalige Neuerburger Krankenhaus im Januar 2014. Archiv-Foto

Foto: Klaus Kimmling

Die Stadthalle Neuerburg ist am Mittwochabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Denn nicht nur Bewohner der Stadt, sondern auch der umliegenden Dörfer haben sich auf den Weg gemacht, um die Informationsveranstaltung zur medizinischen Versorgung am Standort Neuerburg zu besuchen. "Wir tragen die rote Laterne in Rheinland-Pfalz", sagt Alfred Ziewers vom Aktionsbündnis Medizinische Versorgung Südeifel. Seit Monaten versucht die Marienhaus-GmbH nun, die immer noch Trägerin des geschlossenen Krankenhauses ist, dort - auf Druck der Bevölkerung - ein Gesundheitszentrum mit Ärzten verschiedener Fachrichtungen auf die Beine zu stellen. Das Konzept: Demnach sollen mehrere Allgemeinmediziner sowie ein Psychiater, ein Logopäde und weitere medizinische Versorgungsbetriebe wie ein Sanitätshaus im Erdgeschoss des leerstehenden Gebäudes einziehen. Die Mietverträge seien vorbereitet, sagt Vera Bers, Geschäftsführerin der Marienhaus Stiftung. Doch der Vorschlag der Marienhaus Stiftung, der zwar den Namen "Gesundheitszentrum" trägt, geht vielen Neuerburgern nicht weit genug. "Das was sie uns da präsentieren, haben wir ja alles schon. Da ist ja nichts Neues bei. Wo bleibt die Versorgung für unsere Kinder oder zum Beispiel ein Neurologe?", fragt ein Publikumsgast.

Das Konzept hat noch einen weiteren Haken: Es ist wirtschaftlich nicht tragfähig. "Mit Umbaukosten sind das auf fünf Jahre gerechnet 3,5 Millionen Euro Miese, 500 000 Euro im laufenden Geschäftsjahr", sagt Stadtbürgermeisterin Anna Kling. Nachdem die Marienhaus Stiftung das defizitäre Krankenhaus in Neuerburg geschlossen hat, präsentiert sie also nun Pläne für ein defizitäres Gesundheitszentrum. Land, Kreis und die Krankenkassen haben zwar ihre finanzielle Beteiligung für dieses "landesweite Modellprojekt" signalisiert. Ob der Stadtrat diesem wirtschaftlich nicht tragfähigen Konzept am 26. August zustimmen wird, ist allerdings fraglich.

Der neue Mann im Spiel, der Psychiater Friedrich Klösges, unterbreitet den Neuerburgern eine Alternative zu den Plänen der Marienhaus Stiftung. Der 63-Jährige möchte der Stadt das Krankenhaus sowie das anliegende Marienheim, ein leerstehendes Schwesternwohnheim, abkaufen und in Neuerburg eine gerontopsychiatrische Senioreneinrichtung mit 100 Betten eröffnen. "Ich bin bereit hier drei bis vier Millionen Euro zu investieren", sagt Klösges auf TV-Anfrage. Klösges: "Mit dem Geld können die Neuerburger an anderer Stelle ein Gesundheitszentrum errichten."

Sein Vorschlag stößt bei den Bürgern allerdings auf wenig Begeisterung, da Klösges einzig seine Interessen verfolgt und keine konkreten Vorschläge für ein Gesundheitszentrum liefert. "Sein Konzept ist halt noch nicht ganz fertig. Er ist ja auch erst seit ein paar Wochen dabei und wird deshalb leider auch unterschätzt", sagt Kling.

Doch die Neuerburger werden langsam ungeduldig. Sie wollen ihr Gesundheitszentrum so schnell wie möglich. "Wir warten jetzt schon seit neun Monaten " sagt Ziewers. Am Abend zeigt ein geladener Gast, Ingo Jakschies, Geschäftsführer des Gesundheitscampus Balve (Sauerland), den Neuerburgern eine weitere Alternative auf. Der Sauerländer hat in Balve gemeinsam mit anderen engagierten Bürgern eine Stiftung gegründet und ein leerstehendes Krankenhaus zu einem Gesundheitszentrum umgewandelt. Jakschies: "Dann ist man alle Gängelbänder los."

Der Stadtrat entscheidet am Mittwoch, 26. August, um 19 Uhr auf seiner öffentlichen Sitzung in der Stadthalle.

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