Neues Haus wird nur halb so hoch

Dem Boden gleich gemacht wird derzeit das Gebäude der ehemaligen Landwirtschaftsschule in Kall. Im Anschluss wird auf dem Gelände ein Pflegeheim gebaut.

Kall. (hi) Als "Prachtbau" wurde das Gebäude der ehemaligen Landwirtsschaftschule nach dem Krieg im Kaller Vogtpesch erbaut. Mit den Grundkenntnissen bäuerlichen Lebens wurden die Söhne und Töchter der Bauern hier vertraut gemacht. Die Landwirtschaftsschule wurde auch als Winterschule bezeichnet, da Schüler nur im Winter Zeit hatten, die Schulbank zu drücken.

Doch bald war es mit der Schule vorbei. Waren nach dem Krieg die Dörfer landwirtschaftlich geprägt und ein entsprechender Bedarf an schulischer Ausbildung vorhanden, sank die Zahl der Bauern - und damit auch die der Schüler in Kall - mit steigender Industrialisierung. In den 80er Jahren wurde die Schule geschlossen. Einige Jahre wurden die Schüler der Nikolausschule im Gebäude unterrichtet, in den vergangenen Jahren stand das Haus leer. Ein neue Verwendung konnte nicht gefunden werden.

Nach den in der vergangenen Woche verrichteten Vorarbeiten begannen gestern die Abrissarbeiten. Bis Anfang Februar soll das rund 20 Meter hohe Gebäude dem Erdboden gleich sein.

Danach kann mit dem Neubau eines Pflegewohnhauses begonnen werden, das die Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd mit einem Investor errichtet. "Es wird eine neuartige Wohnanlage für das Leben im Alter", so Geschäftsführer Malte Duisberg. In einem zweiten Schritt entsteht ein Wohnhaus mit 15 Eigentumswohnungen mit betreutem Wohnen, in einem dritten Schritt ein Ärztehaus. Die neue Anlage wird nur halb so hoch wie die ehemalige Schule und den daneben liegenden Wohnungen angepasst.

Der Komplex wird für ein Wohnen im Alter ausgerichtet. Jeder kann die Wohnungen kaufen, doch mindestens ein Bewohner muss das 50. Lebensjahr vollendet haben oder auf häusliche Pflege angewiesen sein. Neben einem Gemeinschaftsgarten gehört zu jeder Erdgeschosswohnung ein separater Garten mit Terrasse. Die Wohnungen im Obergeschoss verfügen über je einen eigenen Balkon.

Der Gesamtkomplex wird mehrere Millionen Euro kosten, so Bauherr Christian Förster. Eine genaue Summe wollte der Investor nicht nennen. Duisberg schätzt, dass 20 bis 25 neue Arbeitsplätze entstehen.

EXTRA:Landwirtschaftsschule: Die erste Kaller Landwirtschaftsschule stand in Kall-Heistert. Sie wurde 1913 in dem ehemaligen "Schlemmerschen Anwesen" eingerichtet, einem alten Gutshof aus dem Jahre 1786. Bei einem Luftangriff 1945 wurde dieses Gebäude völlig zerstört. Planungen für einen Neubau gab es bereits in den 30er Jahren. Die Grundsteinlegung für den Neubau folgte dann 1950, die Einweihung 1951. Ihr Bau wurde mit Schuldscheinen und einer Spende von 10 000 Mark der Bauern der Region finanziert. Es war die erste Landwirtschaftsschule in ganz Nordrhein-Westfalen, die wieder aufgebaut wurde. Wörtlich heißt es in einer Festschrift: "Als Schule und Beratungsstelle ist sie ein Denkmal des Fortschritts und der Erreichung eines hohen Leistungsstandes in der Landwirtschaft." (hi)

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