Neues Projekt soll Schule retten

Speicher · Wie kann der Schulstandort Speicher überleben? Auch das Forum neue Bildung, das am Montagabend in Speicher getagt hat, gibt keine Antwort. Doch die Bürgerinitiative kämpft weiter. Das Projekt "essbare Schule" soll den Standort retten und die geforderten 51 Anmeldungen für das neue Schuljahr bringen.

 Das Schulzentrum in Speicher sollen künftig alle Schüler vom Hochbegabten bis zum Förderschüler besuchen können. Mit dieser Idee will man vor Ort einen neuen Versuch starten, dort eine Integrierte Gesamtschule zu errichten. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Das Schulzentrum in Speicher sollen künftig alle Schüler vom Hochbegabten bis zum Förderschüler besuchen können. Mit dieser Idee will man vor Ort einen neuen Versuch starten, dort eine Integrierte Gesamtschule zu errichten. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Speicher. Dass die Veranstaltungsreihe des "Forums neue Bildung" mit dem Thema Integrierte Gesamtschule (IGS) im Schulzentrum Speicher tagte, ist sicher kein Zufall. Der Schulstandort, der neben der Grundschule die Hauptschule und bald die Kita beherbergt, kämpft ums Überleben (siehe Hintergrund).
Neben den Verantwortlichen engagiert sich die Bürgerinitiative IGS Speicher für den Erhalt der Bildungsstätte. "Wir befürchten mit einer Schließung des Schulzentrums Speicher einen weiteren Kahlschlag in der Schul-Infrastruktur des Kreises Bitburg-Prüm", sagt Michael Ludwig von der Bürgerinitiative. In den letzten Jahren seien bereits die Hauptschulen und Regionalen Schulen Daleiden, Mettendorf, Waxweiler, Kyllburg, Idenheim und Schönecken geschlossen worden. Es blieben die Schulzentren Prüm, Bleialf, Bitburg, Neuerburg und Irrel.
Gemeinsam, aber individuell


Auch Ruth Ratter, Mitglied des Landtages und bildungspolitische Sprecherin der rheinland-pfälzischen Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen setzt sich für das Schulzentrum ein. Die Idee für das Forum entstammt ihr. Bereits 2012 wurde es angeboten.
Jutta Standop, Professorin an der Uni Trier erklärt in ihrem Vortrag in Speicher, dass es auf die Frage nach der idealen Schule keine Antwort geben könne, weil sich die Gesellschaft stetig verändere. Sie erläuterte, dass das gemeinsame individualisierte Lernen nach allen Erkenntnissen der Wissenschaft der richtige Weg für ein erfolgreiches Lernen sei. "Eine Schule für alle" lautete das Credo des Abends, an dem Lehrer, Schüler, Eltern, Wissenschaft und Grünen-Politiker unisono die Integrierte Gesamtschule (IGS) propagierten.
Das funktioniere allerdings nur, wenn die Politik die Rahmenbedingungen ändere, appellierte Markus Häusler, Lehrer an der IGS Trier, an Ruth Ratter, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag und Befürworterin der IGS. "Individualisierung bedeutet ein hohes Maß an Mehrarbeit", argumentierte Häusler. Das gehe nicht ohne zusätzliches Personal. Eltern falle die Aufgabe zu, die Selbstständigkeit, die der individualisierte Unterricht von Kindern verlange, auch zu Hause zu fördern.
Im Namen des Regionalen Elternbeirats machte sich Reiner Schladweiler für Speicher als Standort eines Bildungszentrums von der Kita bis zum Abitur stark und erhielt viel Unterstützung von den 70 Gästen im Publikum. Bevor darüber entschieden werde, müsse das Schulzentrum ein Leitbild entwickeln, sagte Schulrätin Margret Meier von der ADD. Das hat die Schule möglicherweise mit dem Projekt "essbare Schule" geschafft, auf das Hans-Albert Kalisch, Vorsitzender der Bürgerinitiative, verwies.
"Sie sind auf dem besten Weg", attestierte Ruth Ratter dem Schulzentrum.
Extra

Beim Konzept "essbare Schule" soll das Schulgelände bepflanzt und bewirtschaftet werden. Es sieht vor, dass die Schule bei Pflanzung, Pflege, Ernte, Verarbeitung und Vermarktung mit Bürgern der Stadt Speicher kooperiert und die Aktivitäten in den Unterricht einfließen. Erste Projekte sind der Färbergarten und das Bienen-Projekt. Im Färbergarten bauen Schüler Pflanzen an, aus denen sie später Farbstoffe gewinnen können. Diese verarbeiten sie anschließend zu Schminke und Farben für Malerei oder Textilien. Im Imkerprojekt betreuen Schüler Bienenvölker und stellen Honig her. Außerdem ist der Anbau von Gärten mit Kräutern und vergessenen Gemüsesorten angedacht. Die Schule entwickelt das Konzept gemeinsam mit dem Büro Wesentlich aus Erbach im Hunsrück. sysExtra

Der Schulentwicklungsplan des Eifelkreises Bitburg-Prüm sieht neben Irrel auch Speicher als Standort für eine Integrierte Gesamtschule vor. Die Kreisverwaltung hat bereits zwei Anträge bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) eingereicht. Beide wurden abgelehnt. Vorgesehen ist eine Realschule plus, sofern die erforderlichen 51 Anmeldungen für das Schuljahr 2013/14 vorliegen. Erst nach Ablauf von zwei Jahren könnte dann eine IGS eingerichtet werden, also frühestens im Schuljahr 2015/16, so der Staatssekretär im Bildungsministerium. Aber: Ohne IGS wird es in Speicher keinen gymnasialen Abschluss geben, was die Anmeldezahlen nach Ansicht der Verantwortlichen reduziert. Eltern würden sich nach Schweich und Bitburg orientieren. sys

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