Neues Radarsystem soll von der Eifel aus die Luftwaffe erobern

Büchel · Radartechnisch ist der Fliegerhorst Büchel in eine neue Ära aufgebrochen: Dort wird der Luftraum fortan dauerhaft mit dem ersten neuen Flugplatzrundsichtgerät "Aerodrome Surveillance Radar Mode S" (ASR-S) überwacht. Bis 2017 sollen 18 weitere Standorte sowie der Nato-Flugplatz Geilenkirchen das in Büchel erprobte System erhalten.

Büchel. 33 Jahre lang, seit dem 3. April 1981, war das alte Radarystem ASR-910 in Büchel im Einsatz. Es wird nun ersetzt durch das Flugplatzrundsichtgerät Aerodrome Surveillance Radar Mode S" (ASR-S). Eine Neuerung, die für die gesamte Bundeswehr von Bedeutung ist, soll sie doch bis 2017 an 18 weiteren Standorten und am Nato-Flugplatz Geilenkirchen eingeführt werden.
Schon seit dem 1. Oktober liegt die Betriebserlaubnis für das neue Radarsystem ASR-S vor. Die Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders (TaktLwG) 33 hätten damit bislang "positive Erfahrungen" gemacht, unterstrich Generalleutnant Martin Schelleis. Er führt das Kommando Einsatzverbände Luftwaffe und kam zur Übergabe des neuen Luftraumüberwachungssystems nach Büchel. Schelleis war von 2001 bis 2003 in Büchel tätig, unter anderem als Stellvertretender Kommodore und Kommodore des damaligen Jagdbombergeschwaders 33. Schon als Schelleis das Kommando abgab, war das neue Radarsystem ASR-S in Büchel ein Thema.
Die neue Technologie minimiert nicht nur Störeffekte und erlaubt eine aufgeräumtere Bildschirmdarstellung von Flugobjekten im überwachten Luftraum, sondern erlaubt auch eine enge Vernetzung der Daten von militärischer und ziviler Flugsicherheitskontrolle. Bis zum Pilotbetrieb in der Eifel galt es für alle Beteiligten allerdings viele Hürden zu überwinden. Man sei anfangs "mit zu optimistischen Annahmen" in das Projekt gegangen, räumte Harald Stein bei der offiziellen Übergabefeier ein. Der Präsident des Koblenzer Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hielt fest, es habe sich eben nicht um eine "triviale Umsetzung technischer Standards in das Anforderungsprofil des Auftraggebers gehandelt".
So führte die hohe Sensibilität des Radarsensors zunächst dazu, dass sich "kaum sichtbare Objekte" in Schallgeschwindigkeit im Überwachungsgebiet zu tummeln schienen. Doch aus ornithologischer Sicht gab Stein Entwarnung: "Auch rund um Büchel gibt es keine Überschallvögel." Mit "Sachkunde, technischem Geschick und hohem Einsatz" hätten Techniker des Geschwaders und des Herstellers "Airbus Defence & Space" die Anfangsschwierigkeiten überwunden.
Weltweites Interesse


Am Ende steht die Fertigstellung "eines Radars, das weltweit seinesgleichen sucht", konstatierte Thomas Müller als Vertreter des Herstellerunternehmens. Für die Einführung des ASR-S habe man den Fliegerhorst Büchel "durchaus mit Bedacht gewählt", so Müller, gerade wegen der vielfältigen Herausforderungen, etwa der Topografie, des Wetters und des Vogelzugs. Das sei ideal gewesen, um die "Leistungsfähigkeit des Systems" auf die Probe zu stellen. Nun sei das Interesse am ASR-S weltweit groß, verkündete Müller.
Dass es künftig "eine führende Rolle in der vernetzten Flugsicherheitskontrolle" einnehmen wird, glaubt auch Harald Stein. Generalleutnant Schelleis befand, wenn die Bundeswehr endlich neues Gerät bekomme, sei es auch von hoher Qualität. Aus seiner Sicht hat die zuletzt öffentlich geübte Kritik an den Streitkräften, der Rüstungsindustrie und der Politik "uns, der Bundeswehr, gutgetan". Schließlich habe sie die Bevölkerung für die Bedeutung funktionstüchtiger Sicherheitstechnik sensibilisiert. Allen Piloten wünschte Schelleis "many happy landings", viele glückliche Landungen - auch mithilfe des neuen Radarsystems.

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