Neues Rätsel am Römerturm

In der Nähe des sogenannten Turms M sind Archäologen auf etwas gestoßen, das neue Erkenntnisse über die Bitburger Stadtentwicklung liefern könnte: eine vermeintliche Kastellmauer mit mittelalterlichem Mörtel. Ob sie ein Indiz dafür ist, dass das römische Kastell im Mittelalter nochmals verstärkt wurde, wird sich im Laufe der Grabungen herausstellen, die im Februar beginnen sollen.

 Zwei Mauern, die viel über Bitburgs Geschichte erzählen: Reste der mittelalterlichen Stadtmauer (unten) und mutmaßliche Reste des römischen Kastells (oben), die davon zeugen könnten, dass dieses im Mittelalter nochmals renoviert wurde. Fotos: Katharina Hammermann, Stadt Bitburg

Zwei Mauern, die viel über Bitburgs Geschichte erzählen: Reste der mittelalterlichen Stadtmauer (unten) und mutmaßliche Reste des römischen Kastells (oben), die davon zeugen könnten, dass dieses im Mittelalter nochmals renoviert wurde. Fotos: Katharina Hammermann, Stadt Bitburg

Bitburg. Wo in einem Hinterhof der Peterstraße bis vor Kurzem ein Haus stand, klafft nun eine Lücke. Bloß ein paar Mauern sind noch von ihm übrig. Und so merkwürdig dies auch klingen mag: Das Haus musste weichen, damit man seine Reste besser sehen kann. Bei diesen handelt es sich nämlich nicht um irgendwelche Reste.

Die vom Haus übrig gebliebenen Mauern sind teils römischen, teils mittelalterlichen Ursprungs und stehen an einer Schlüsselstelle der Bitburger Geschichte. Dort nämlich, wo sich der Turm M befand - einer der 13 Rundtürme, von denen aus römische Soldaten das Kastell gegen Feinde sicherten. An diesem Turm verschmilzt die römische mit der mittelalterlichen Geschichte der Stadt. Und zwar in einem womöglich bedeutenderen Maße, als man bislang annahm.

Schnittstelle zum Mittelalter

Die Stadt hatte entschieden, den Turm M freizulegen und in Teilen zu rekonstruieren, weil hier die im Jahr 1340 erstmals erwähnte mittelalterliche Stadtmauer an das römische Kastell ansetzt (der TV berichtete). Dieses war für die Bewohner Bitburgs offensichtlich irgendwann zu klein geworden, so dass man die Stadtbefestigung in einem Bogen bis etwa an das heutige Ende der Fußgängerzone erweiterte.

Bei Turm M ist diese Schnittstelle deutlich zu erkennen. Die inzwischen freistehende Seitenmauer des abgerissenen Hauses war Teil dieser "neuen" Stadtbefestigung.

Die rückwärtige Mauer des Hauses hingegen, so hoffte man vor dem Abriss, könnte Teil des Kastells gewesen sein. Und tatsächlich schien sich dies zu bestätigen. "Allerdings war sie in einem Zustand, den wir so nicht erwartet hatten", sagt Johannes Krewer vom Bauamt der Stadt Bitburg. Denn der zuständige Archäologe Marcus Thiel habe in dieser Mauer mittelalterlichen Mörtel gefunden.

Was das bedeutet, darauf will sich Thiel noch nicht festlegen. Die richtigen Untersuchungen beginnen schließlich erst im Februar. Doch es könnte bedeuten, dass sich an dieser Stelle ein Beweis dafür findet, dass das römische Kastell im Mittelalter nochmals renoviert und verstärkt worden ist. Bislang gab es hierfür nur schriftliche Hinweise aus dem Jahr 1239.

"Die Untersuchung ist aber auch lohnenswert, wenn wir nichts Spektakuläres finden", sagt Thiel. Denn so oder so werde sie dazu beitragen, das Bild von der Geschichte Bitburgs zu vervollständigen.

Was dabei zum Vorschein kommt, sollen Geschichtsinteressierte auf einem kleinen Rundweg entdecken können. Dieser führt vom Pferdemarkt durch die Reste des Turms M, den die Stadt zum Teil wieder aufbauen möchte, einmal durch den Hinterhof hindurch, in dem noch bis vor Kurzem das Haus stand. Zwischen den Resten seiner Mauern wird ein Ausstellungsraum gebaut, in dem die Gruppe "Milites Bedenses" römische Rüstungen, Waffen und Alltagsgegenstände präsentiert. Das ist dann zwar nicht in, aber immerhin knapp vor dem römischen Kastell. An einer Stelle, wo das mittelalterliche mit dem römischen Erbe der Stadt verschmilzt.

Extra
Ein unterirdischer Gang: Einige Bitburger erinnern sich noch daran, dass es unter dem inzwischen abgerissenen Haus in der Peterstraße einen Gang gab, der in Richtung Kobenhof führte. Das Rätsel um diesen unterirdischen Verbindungsweg würde Johannes Krewer vom städtischen Bauamt gerne lösen. Wer hierzu weitere Hinweise hat, kann ihm diese unter Telefon 06561/6001322 melden. (kah)

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