Neues Wohnen für Behinderte

Bitburg · Die Lebenshilfe Bitburg plant einen Neubau mit 14 Wohnplätzen für Behinderte in der Prümer Straße. Mit dem Bau wird je nach Witterung noch in diesem Jahr begonnen. Im Frühjahr 2015 soll die Anlage fertig sein.

Bitburg. Schon seit Jahren steigt in Bitburg der Bedarf an Wohnraum für Behinderte. In der Prümer Straße gibt es ein Wohnheim mit 35 Plätzen, doch das ist voll belegt. Und die Nachfrage ist groß. "Die Lebenshilfe hat die Notwendigkeit erkannt und beschlossen, eine Wohnanlage zu bauen, um im direkten Umkreis der Familien, also ortsnah, etwas anzubieten", sagt Hans-Joachim Kurth, zweiter Vorsitzender der Kreisvereinigung Bitburg.
Die meisten der rund 550 Behinderten, die bei den Westeifel Werkstätten (WEW) betreuter Arbeit nachgehen, leben bei ihren Eltern. Doch die werden immer älter. Eine Umfrage unter 350 Eltern ergab, dass sich 197 von ihnen in den nächsten Jahren nicht mehr in der Lage sehen, ihre Kinder zu betreuen. "Uns war klar, dass durch diesen Umstand ein Wohnen im Kreis der Familie teils nicht mehr möglich ist. Die Bindung zu den Angehörigen soll aber erhalten bleiben", sagt Kurth.
Durch den Kauf eines alten Gebäudes neben dem bestehenden Heim war es der Lebenshilfe nun möglich, das Projekt umzusetzen. Geplant sind 14 Wohnplätze mit sechs Küchenzeilen und zwei Gemeinschaftsräumen. Außerdem wird es ein Zimmer für den ambulanten Dienst geben. Gesamtkosten: 1,3 Millionen Euro. Finanziert wird das Vorhaben mit Darlehen und Spenden.
Mit dieser Wohnform beschreitet die Lebenshilfe in Bitburg neue Wege. Während die Menschen im Heim nebenan stationär, und damit rund um die Uhr, betreut werden, wird es bei dem neuen Konzept nur eine ambulante Betreuung geben. "Die neuen Wohneinheiten sollen sich für Menschen mit mittlerem und hohem Hilfebedarf eignen", erklärt Heinz Hill, erster Vorsitzender der Lebenshilfe Bitburg. Eine gegenseitige Hilfe der Bewohner untereinander ist erwünscht. "Wenn wir unseren Leuten zumuten, wie von der Politik gefordert, sich auf dem öffentlichen Wohnungsmarkt eine Bleibe zu suchen, besteht die Gefahr der Vereinsamung", sagt Kurth. Für den zweiten Vorsitzenden steht es außer Frage, dass auch die stationären Wohnheime erhalten werden müssen. "Es gibt Menschen, deren Grad der Behinderung die ambulante Versorgung nicht zulässt."
Die Lebenshilfe Bitburg wird für die Wohnanlage keine staatlichen Mittel erhalten. So ist sie - wie seit den 40 Jahren ihres Bestehens - auf die Hilfe der Gesellschaft angewiesen. "Wir glauben, dass unseren beeinträchtigten Menschen die gleichen Werte wie unserer Gesellschaft zustehen", sagen die beiden Vorsitzenden, die für ihr Projekt um Unterstützung durch Spenden bitten.
Spendenkonto: Kreisvereinigung Bitburg, Kontonummer: 212 020, Bankleitzahl: 586 601 01 bei der Voba BitburgMeinung

Neue Herausforderung
Die Lebenshilfe Bitburg rüstet sich für die Zukunft. Nach dem Terrorregime der Nazis, die während des Zweiten Weltkriegs behinderte Menschen kaltblütig ermordet haben, kommen nun die ersten Behinderten ins Seniorenalter. Und damit steht Deutschland vor der Herausforderung, diesen Menschen ein würdiges Leben im Alter zu ermöglichen. Wenn die Angehörigen dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen sind, muss es ortsnahe Alternativen geben. Genauso ein Angebot entsteht in Bitburg. Und das verdient Anerkennung. Es kann nicht im Sinne der Gesellschaft sein, behinderte Menschen fern ihrer Heimat zu kasernieren. Sie gehören in unsere Mitte und sollten einen besonderen Schutz genießen. s.glandien@volksfreund.deExtra

Die Kreisvereinigung Bitburg der Lebenshilfe wurde vor 40 Jahren von Eltern und Freunden von Menschen mit geistiger Behinderung gegründet. Ziel ist, die Belange der besonderen Mitbürger zu vertreten. Seit der Gründung ist die integrative Kindertagesstätte Bitburg mit sechs Gruppen, auch für Kinder unter zwei Jahren, in Trägerschaft der Lebenshilfe. Außerdem ist die Lebenshilfe Bitburg gemeinsam mit den Vereinen in Prüm und Daun Gesellschafter und Träger der Westeifel Werkstätten. Hier wird an den Standorten Gerolstein, Hermesdorf, Weinsheim und Neuerburg insgesamt 550 Behinderten ein betreuter Arbeitsplatz geboten. In den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun gibt es insgesamt sechs Wohnheime. Die Lebenshilfen fördern das selbstständige Arbeiten der Behinderten in der Gesellschaft. sn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort