Bericht aus der Quarantäne Nicht angesteckt und trotzdem isoliert

Seffern · Michael Müller ist nicht mit dem Corona-Virus  infiziert. In Quarantäne bleiben muss der Ortsbürgermeister von Seffern aber weiterhin. Doch das ist nicht das einzige, was ihn derzeit ärgert.

 „So langsam fällt mir hier definitiv die Decke auf den Kopf“: Michael Müller, Ortsbürgermeister von Seffern, lebt derzeit in Quarantäne.

„So langsam fällt mir hier definitiv die Decke auf den Kopf“: Michael Müller, Ortsbürgermeister von Seffern, lebt derzeit in Quarantäne.

Foto: TV/Privat

Vor drei Wochen ist Michael Müller das letzte Mal in Bitburg gewesen. „Inzwischen ist das da sicher eine ganz andere Welt“, sagt er Ortsbürgermeister von Seffern. Das Schwimmbad zu, Restaurants geschlossen, die Straßen leergefegt.

Aber er bekomme ja nur durch Hörensagen mit, wie sich die Stadt durch den Ausbruch des Corona-Virus verändere.

Denn seit der 45-Jährige mit Erkältungssymptomen aus dem Ski-Urlaub in Österreich zurückgekommen ist, lebt er in selbst verordneter Quarantäne. „So langsam fällt mir hier definitiv die Decke auf den Kopf“, sagt er. Auch wenn die Arbeit im Home-Office ihn etwas ablenke.

Was ihn ärgert: Er darf auf Weisung des Gesundheitsamtes Bitburg-Prüm immer noch nicht raus. Und das, obwohl er sich mittlerweile wieder „topfit“ fühle und der Corona-Test negativ ausfiel.

Den Abstrich habe er vor etwa einer Woche in Bitburg machen lassen (der TV berichtete). Nachdem er zuvor „rund 500 Mal“ im Drive-In-Labor in Trier angerufen hatte und immer nur den Besetztton hörte. Doch auch nach dem Test in Bitburg musste er lange warten, wie er sagt: „Die haben gesagt, ich höre in 24 bis 36 Stunden von ihnen.“

Doch das Labor sei überlastet, hieß es. Letztlich seien es dann 169 Stunden gewesen. Ein Ergebnis erhielt Michael Müller erst am Dienstag. Er habe da genau mitgezählt: „Und eine Woche warten mit dieser Ungewissheit, das ist schon krass.“

Doch was ihn viel mehr ärgere, sei, dass er weiterhin in Quarantäne bleiben müsse. „Ich habe mich nicht angesteckt, ich verstehe einfach nicht, warum ich jetzt noch eine weitere Woche zuhause bleiben soll“ ,sagt Müller.

Überhaupt habe er den Eindruck, dass es bei der Bekämpfung von Corona Fehler im System gebe. Als Beispiel führt er einen anderen Verdachtsfall in Seffern an. Eine Frau befinde sich in Quarantäne. Die Menschen mit denen sie zusammenlebt, dürften aber weiterhin das Haus verlassen. „Das ist doch völlig widersprüchlich“, findet Müller: „Da ist überhaupt keine Linie drin.“

Natürlich, sagt der Sefferner Ortsbürgermeister, habe er wirklich Hochachtung für alle, die da draußen im Einsatz seien. Und er wolle auch niemanden persönlich kritisieren. Doch an einigen Stellschrauben im Umgang mit Corona-Verdachtsfällen sollte man seiner Meinung nach vielleicht nochmal drehen.

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