Nicht nur die Sandalen Christi

Prüm · Jahrhundertelang wurde die Prümer Abtei mit kostbaren Reliquien beschenkt, die prominentesten sind ohne Zweifel die Sandalen Christi. Doch in dem Schrein wurden bis vor kurzem auch Knochen von Hildegard von Bingen und weiteren Heiligen aufbewahrt, was nicht vielen bekannt war. Von einer "Wiederentdeckung" kann allerdings keine Rede sein.

Prüm. Die Sandalen Christi mögen die prominentesten Reliquien sein, die in der Prümer St. Salvator-Basilika aufbewahrt werden - aber es sind bei weitem nicht die einzigen. Denn hinter dem Schrein mit den Sandalen lagerten seit Jahrzehnten - wenn nicht Jahrhunderten - zwei weitere Holzkistchen. Darin, hinter einer Glasscheibe, liegen Knochen von Heiligen, beispielsweise von der höchstwahrscheinlich im Hunsrückort Niederhosenbach (Kreis Birkenfeld) geborenen Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) oder Irmina von Oeren (gestorben vor 710). Letztere ist die Mutter der Prümer Klostergründerin Bertrada von Mürlenbach. Außerdem schenkte sie 698 dem heiligen Willibrord ihren Besitz in Echternach, wo dieser dann das Kloster errichtete.
Wie lange diese Reliquien schon in Prüm lagern, kann niemand sagen - nicht einmal Basilikaführerin Monika Rolef. "Viele davon sind ja von den Karolingern nach Prüm gebracht worden", sagt Rolef. Die Sandalen beispielsweise wurden dem Kloster vom fränkischen König Pippin geschenkt. Indessen hat bereits der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus im 18. Jahrhundert die Echtheit der Reliquien bestätigt.
Wirklich neu ist die Entdeckung allerdings nicht: "Ich mache seit 25 Jahren die Basilikaführungen und öffne dabei den Schrein mit den Sandalen. Schon seit damals weiß ich, dass die Kästchen da sind", sagt Monika Rolef. Allerdings seien die Reliquienschreine mit den Knochen hinter den Türen des Sandalenschreins nicht sichtbar gewesen. "Wir haben den inneren Schrein mit den Sandalen - ein Triptychon - nie ganz zugemacht", sagt Rolef.
Doch nun werden die Reliquien einen anderen Platz finden müssen. Die Holzkistchen wurden mittlerweile an einen unbekannten Ort gebracht. Was nun mit ihnen geschehen soll, ist noch nicht geklärt.

Extra

Die Mystikerin und Äbtissin Hildegard von Bingen (um 1098, vermutlich Niederhosenbach, bis 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen) gilt als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters. Sie komponierte, dichtete und schrieb Bücher, die sich unter anderem mit Heilkunde beschäftigten. Gegen große Widerstände gründete sie 1150 ein nur von Frauen bewirtschaftetes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen am Rhein. Sie wurde 2010 von der katholischen Kirche in den Heiligenstand erhoben. redExtra

Irmina von Oeren - auch Irmina von Trier - war die zweite Äbtissin des von Modoaldus um 650 gegründeten Frauenklosters Oeren in Trier, Stifterin des Klosters Echternach und Gönnerin des Missionars Willibrord (658-739). Ihr Gedenktag ist der 3. Januar (im Bistum Trier und in Luxemburg) beziehungsweise der 24. Dezember. Nach ihrem Tod (einem 24. Dezember vor 710) wurde Irmina in der Klosterkirche bestattet, Kloster und Kirche erhielten ihren Namen. red

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