Nicht nur Füße im kalten Wasser

MANDERSCHEID. Nur wenige haben Naturheilverfahren weltweit so nachhaltig verbreitet wie Sebastian Kneipp. Allein in Rheinland-Pfalz zählt der Landesverband des Kneipp-Bunds, dessen 40-jähriges Bestehen am vergangenen Samstag in Manderscheid gefeiert wurde, rund 5900 Mitglieder.

Für die einen war er ein profitgieriger Kurpfuscher, für andere wiederum ein Mensch, der dort weiterhalf, wo die Schulmedizin bereits versagt hatte. Die Rede ist von Sebastian Kneipp, dem 1821 geborenen Priester und Namensgeber der mittlerweile auch von Ärzten anerkannten Kneipp-Medizin. Wer Kneipp hört, denkt dabei vielleicht in erster Linie an Menschen, die mit hoch gekrempelten Hosenbeinen im Storchengang durch kaltes Wasser gehen, ohne dabei wirklich voranzukommen. Dieses so genannte Wassertreten gilt als die wohl bekannteste Variante von Kneipps Behandlungsmethoden, welche jedoch nur eine der insgesamt fünf Säulen der Kneipp-Medizin ist. Denn Sebastian Kneipp, zu dessen "Patienten" unter anderem auch Papst Leo XIII. gehörte, setzte nicht nur auf die Heilkraft des Wassers, sondern vertrat die Auffassung, dass für das Wohl eines jeden Menschen auch die richtige Ernährung, ausreichend Bewegung, der Einsatz von Heilpflanzen sowie eine ausgeglichene Lebensgestaltung ausschlaggebend seien. Seit über 100 Jahren ist der "Wasserdoktor" nun tot, doch die Ratschläge des alten Kneipps befolgen auch heute noch tausende von Menschen weltweit. Allein in Deutschland sind derzeit 132 000 Mitglieder im Kneipp-Bund. 16 Landesverbände gibt es. Einer davon, der rheinland-pfälzische, hat am vergangenen Samstag im Kneipp-Kurort Manderscheid sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Zwar existieren einige der Kneipp-Ortsvereine im Land schon weitaus länger, doch erst 1966 kam es zur Gründung des übergeordneten Verbands. An dessen Spitze ist nun schon seit über 30 Jahren der Hermeskeiler Siegfried Kiesselmann, der bei der Jahreshauptversammlung im Manderscheider Kurhaus nicht nur Worte des Lobes austeilt, sondern dessen aufopferndes Engagement im Kneipp-Verband und deutschen Kneipp-Bund von Rednern mehrfach gewürdigt wird. Was dem zierlich wirkenden Verbandsvorsitzenden an Körpergröße fehlt, gleicht er durch Bescheidenheit aus. "Ich danke allen, die mich unterstützt, getragen und ertragen haben", sagt Kiesselmann und lobt schließlich wieder Einsatz, Fleiß und Selbstdisziplin derjenigen, denen er wenig später silberne Sebastian-Kneipp-Ehrenmedaillen und Gedenkmünzen aushändigt. Und das Gedenken an Kneipp liegt dem Landesvorsitzenden sehr am Herzen. "In der Geschichte der Medizin gibt es kaum eine Persönlichkeit, die so eindrucksvoll und nachhaltig wie Sebastian Kneipp die Grundsätze einer naturgemäßen Lebensweise breiten Bevölkerungsschichten nahe gebracht hat", sagt Kiesselmann. Zudem sei es erwiesen, "dass viele gesundheitsschädliche und leistungsfeindliche Risikofaktoren" durch die Entscheidung für "gesundheitsfreundlichere Gewohnheiten" bekämpft werden könnten. Auch bei seinen Standards setze der Kneipp-Bund strenge Maßstäbe an: "So soll der Kneipp-Kurgast in unseren zertifizierten Kurheimen eine wohltuende und angenehme Umgebung vorfinden, von fachlich qualifizierten Kneipp-Mitarbeitern betreut werden und die Garantie auf unverfälschte Kneipp-Anwendung haben." In Bezug auf den Kneipp-Kurort Manderscheid gebe es hierbei jedoch Nachholbedarf, wie auch der Manderscheider VG-Bürgermeister Wolfgang Schmitz bei seiner Ansprache vor den rund 60 Kneipp-Mitgliedern einräumen muss: "Das Angebot von ambulanten Kuren vor Ort hat in den vergangenen Jahren erheblich nachgelassen." Damit sich daran was ändert, bekommt der Bürgermeister vom Landesvorsitzenden ein Buch geschenkt. Natürlich von Sebastian Kneipp. Titel: "Meine Wasserkur/Nur so sollt ihr leben".

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