Nicht ohne dreimal drei Glockenschläge

Geschäftiges Treiben auf dem Rursee: Schiffer machen ihre Kähne für die neue Saison startklar. Vor der ersten Fahrt muss an Bord alles genau überprüft werden.

 Schiffsführer Boris Logen hängt die Schiffsglocke auf, beäugt von seinem Kollegen Herbert Harth (links). Wenn die Flagge gehisst und im Maschinenraum alles geprüft ist, kann die Fahrt losgehen. Fotos: Michael Schnitzler

Schiffsführer Boris Logen hängt die Schiffsglocke auf, beäugt von seinem Kollegen Herbert Harth (links). Wenn die Flagge gehisst und im Maschinenraum alles geprüft ist, kann die Fahrt losgehen. Fotos: Michael Schnitzler

Schwammenauel. Es ist Vormittag, kurz nach halb elf. Nach dem verregneten Vortag steht die Sonne wieder hoch am Himmel, ihre warmen Strahlen reflektieren im malerischen Rursee. In Schwammenauel, am Rande des Stausees, ist die Luft klar und frisch - ein schöner Frühlingstag kündigt sich an. Ein älteres Ehepaar sitzt auf einer Bank, vereinzelt lassen sich Gäste des Hotels "Seehof" auf ihrem Balkon blicken; ansonsten ist noch nicht viel los an der Anlegestelle der Rursee-Schifffahrt.

Auf den beiden Schiffen "Aachen" und "Stella Maris" aber herrscht geschäftiges Treiben. An der "Aachen" wird der rot-weiße Rettungsring an der strahlend weißen Außenwand zurechtgerückt, der "Stella Maris" verleihen Monika Schreiber und Sofyan Omari den letzten Glanz. Unter Deck sitzen Boris Logen und Herbert Harth. Seit Ende Oktober haben die beiden Schiffsführer auf den Tag hingefiebert, an denen sie wieder in See stechen können. Und auch wenn es "nur" der Rursee ist - es ist endlich soweit: Saisonauftakt der Rurseeflotte.

Das Hobby zum Beruf gemacht



Was die beiden Schiffsführer und ihre Kollegen - am Obersee betreibt die Rursee-Schifffahrt mit der "Sankt Nikolaus" und der "Eifel" zwei weitere Schiffe - den Winter über gemacht haben? Ein paar Überstunden aus den Sommermonaten haben sie abgebaut. Ansonsten aber mussten unzählige Reparatur- und Malerarbeiten an den Schiffen durchgeführt werden, ein Großteil davon in den letzten, milderen Wochen.

Mit Erfolg: Der TÜV war zufrieden. Fünf Stunden habe eine Abnahme gedauert, sagt Harth. Und fügt lachend hinzu: "Drunter gelegt, wie beim Auto, hat sich aber niemand." Inzwischen ist es viertel vor elf, die "Aachen" wird um elf als erstes ablegen und sich auf die 45-minütige Fahrt nach Rurberg begeben, die "Stella Maris" eine Stunde später. Der erst 23-jährige Logen, der heute die "Stella Maris" steuert, muss seinem Schiff noch den letzten Schliff verpassen. Mit kritischen Blicken beäugt Harth, wie sein junger Kollege die Schiffsglocke neben der Fahrerkabine aufhängt. Ohne Fahnen und die Glocke geht es nicht, darauf legt Harth, bereits seit 1963 Schiffsführer, Wert: "Nur wenn man bei der ersten Fahrt eines Tages mit dreimal drei Glockenschlägen läutet, werden es gute Fahrten", so Harth. Dass Logen ein guter Schiffsführer sein wird, daran hat Harth keine Zweifel. Er ist stolz auf den Jungen: "Er hat eine Ausbildung als Koch gemacht, und dann ist er wieder zu uns zurückgekommen", sagt Harth. In Einruhr aufgewachsen, hat sich Logen schon früh für die Schifffahrt interessiert und ist schon zu Schulzeiten mitgefahren. Jetzt ist er selbst Schiffsührer und erklärt: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht." Seine Chefin, Waltraud Heuken von der Rursee-Schifffahrt GmbH, hofft auf eine gute Saison: "Unsere Preise sind fair, aber die hohen Spritpreise sind problematisch. Wir müssen abwarten."

Um Punkt elf Uhr startet die "Aachen" mit einer Handvoll Passagieren an Bord - natürlich nicht ohne dreimal drei Glockenschläge.

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