Nichts mehr zu verlieren

Zum Bericht "Wir sind in der Zwickmühle" und Kommentar "Säbelrasseln mit Bauchweh" (TV vom 13. Mai):

Als Milchproduzenten haben wir die Schnauze gestrichen voll. In den vergangenen fünf Jahren wurden die Milchbauern systematisch niedergemacht, weil wir angeblich zu viel Milch erzeugen. Trotzdem hungern weltweit immer mehr Menschen.Milch wird wie Dreck gehandelt (Müll ist mehr wert), also sind wir Erzeuger von "Dreck", und "Dreck" kommt eben dann zur Aufwertung der Gülle in den Güllekeller. Für uns ist Milch bei einem noch tieferen Preis schon bald ein Abfallprodukt von Kühen, welche die Gülle produzieren, die in der Biogasanlage benötigt wird. Lebensmittel sind zu einer Selbstverständlichkeit und zum Wegwerf-Produkt geworden. Lieferanten der Milch-Union Hocheifel bekommen für einen Liter Milch 34 Cent. Hochwald zahlt sogar nur 33 Cent. Allen Prognosen zu Folge wird der Preis noch weiter sinken. Die Betriebe sterben wie die Fliegen. Dieses Sterben wird einen Strukturwandel ohne Gleichen nach sich ziehen; mit erheblichen Folgen für Umwelt und Wirtschaft.Die Verbraucher hatten im Herbst 2007 den höheren Preis bei den Milchprodukten angenommen. Aber Politik und Handel haben in einer wahnwitzigen Schlammschlacht dafür gesorgt, dass der Verbraucher es wieder ach so schlimm fand, wie teuer doch die Milchprodukte sind.Einem Vier-Personen-Haushalt ist es ohne weiteres zuzumuten, für Milchprodukte 15 bis 20 Euro im Monat mehr auszugeben. Beim Kraftstoffpreis meckert keiner.Wir produzieren Milch in bester Qualität. Ist es vermessen, dass auch wir als Milchbauern neben der vielen und gewissenhaften Arbeit Geld verdienen und einen "normalen" Lebensstandard haben und halten wollen? Und ist es vermessen, dass wir wieder stolz auf unsere Arbeit sein können? Wenn die Discounter noch mehr Milchbauern kaputt machen, müssen sie ihre Milch im Ausland kaufen, aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Na dann: Guten Appetit. Hauptsache billig. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter sollte mit dem Lieferstopp nicht mehr lange warten. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Der Bauerverband muss aufwachen und zur Basis zurückkehren: Die Mitgliedermeinung ist zu respektieren.Heinz Esch, Birgel MILCHPREIS

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