Niederländisches Ehepaar entscheidet sich nach langer Suche bewusst für ein neues Leben in Kyllburg
Kyllburg · Seit Jahren stemmt sich die Stadt Kyllburg gegen den Niedergang. Zahlreiche Bemühungen und Initiativen wie der im Strategiecheck oder die Offensive Kyllburg dajee zeigen erste Früchte. Im Gespräch mit dem TV erzählt das niederländische Ehepaar Bornefeld-Rijcken, warum es sich ausgerechnet in Kyllburg ein Haus gekauft hat, um sich dort dauerhaft niederzulassen.
Es gibt noch viel zu tun im Haus von Katherine (53) und Olivier (47) Rijcken in Kyllburg. Im vergangenen Jahr haben sie den fast 200 Jahre alten Stadtbauernhof gekauft und arbeiten seitdem an der Renovierung, wann immer sie im Lande sind. Und das ist genau so gemeint. Denn noch leben die beiden nördlich von Amsterdam. Er, gebürtiger Niederländer, ist Illustrator und arbeitet viel von zu Hause aus. Sie, die gebürtige Schwäbin, ist Profimusikerin bei der international auftretenden Band "The Ex"."Wir sind nicht blauäugig"
Und nein. Die beiden sind keine Spinner, die sich in der Eifel ein stilles Domizil für den sporadischen Rückzug gekauft haben. Im Gegenteil. Kyllburg soll der neue Hauptwohnsitz der Familie werden. Für Katherine und Olivier ist es der Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. Die beiden Töchter sind aus dem Haus - es ist Zeit für Neues. "Wir sind nicht blauäugig. Uns ist klar, dass wir noch viel Arbeit haben", lacht Katherine. "Es ist auch keine Flucht, sondern eine Bereicherung für unser Leben."
Im Internet suchten sie nach einem Haus. "Uns war wichtig, dass der Ort für uns beide neu ist. Das ist Teil der Idee, das Neue zusammen zu entdecken", erzählt Olivier. Nach Hausbesichtigungen in Bad Münstereifel, Blankenheim, Kall, Daun und andernorts wurden sie in Kyllburg fündig. Das Haus, der Garten, der Preis, die Stadt, die Menschen - alles hat gepasst. "Wir wissen nicht, wie es früher in Kyllburg war", meint Katherine. "Aber wir sehen die Möglichkeiten für das, was da ist. Vielleicht ist das der Unterschied. Wir sind nicht vorbelastet mit der Geschichte vom Niedergang." Ja, auch davon haben die beiden schon gehört. Und es hat sie nicht abgehalten.
Im Gegenteil. "Das Leben ist immer ein Auf und Ab und man weiß nicht, wo der Boden ist. Aber wir sind sicher, dass der Tiefpunkt vorbei ist", ist Katherine überzeugt. "Es hat uns angesprochen, wie mit Kreativität wieder Leben in die Stadt kommt." Sie wollen ihren Teil dazu beitragen. Katherine hat anlässlich der Eröffnung der Kunststraße mit einer spontanen Percussion auf Haushaltsgegenständen ihr Können gezeigt, Olivier hat am Stammtisch der Offensive Kyllburg dajee vorgeschlagen, noch mehr die älteren Mitbürger mit ihrem reichen Erfahrungsschatz einzubinden.
Darauf bauen die beiden auch beim Anlegen eines Nutzgartens hinter dem Haus: "Es gibt viele Leute hier, die wissen, wie man das macht. Die werden bestimmt und gerne helfen", hofft Katherine. Rhabarber, Kohlrabi und einige Beerensträucher wachsen dort schon. Als Nächstes sind die Tomatenpflanzen dran, die eine holländische Nachbarin ihnen daheim geschenkt hatte. "Wenn sie in den Eifelboden kommen, werden sie nicht so wässrig." Die beiden sind wirklich überzeugt: Kyllburg ist ein guter Boden zum Wachsen.Extra
In Kyllburg gibt es nach Informationen des Statistischen Landesamtes rund 400 Wohngebäude. Davon werden nach Recherchen in den gängigen Immobilienportalen zurzeit acht zum Verkauf angeboten. Das entspricht einem Anteil von zwei Prozent. Der seit Jahren auffällige Ladenleerstand im Kyllburger Stadtzentrum ist im Wandel. Auf der Hochstraße gibt es mehrere Cafés, Gastronomiebetriebe und einen Shop-in-Shop-Laden. Der wiedereröffnete Eifeler Hof hat sein Konzept auf drei Säulen gestellt: Hotel, Physiotherapie und betreute Seniorenwohngemeinschaft. Nach Infos des TV ist auch das seit 14 Jahren leerstehende Café Deckert in der Bahnhofsstraße verkauft. Ein niederländischer Investor plant dort die Einrichtung von Ferienwohnungen. wiw
