Noch fliegen sie

Zweispurige Bundesstraßen scheinen Fledermäuse nicht zu stören. Jedenfalls fliegen sie einfach darüber hinweg. Dies haben Biologen in einer groß angelegten Studie an der B 51 herausgefunden. In den kommenden Jahren wird erforscht, wie die geschützten Tiere auf den dreispurigen Ausbau reagieren.

 Foto: dpa

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Meckel/Idenheim. Fliegen Fledermäuse über Straßen? Und falls ja, fliegen sie auch dann noch drüber, wenn die Straße um eine Spur breiter wird? Auf diese Fragen gab es bis vor kurzem keine Antworten, denn das hatte schlichtweg niemand je erforscht. Inzwischen jedoch ist man einen Schritt weiter: Eine groß angelegte Fledermausstudie, die der Landesbetrieb Mobilität beim Trierer Büro "Gessner Landschaftsökologie" in Auftrag gegeben hat, weist erste Ergebnisse auf.

"Ganz vorsichtig formuliert: Die Tiere ignorieren die Straße", sagt die Biologin Birgit Gessner. Sie flögen einfach dort hinüber, wo es ihnen gerade passt. "Aber es könnte sein, dass das demnächst anders ist", betont die Biologin, die die Studie nun schon im dritten Jahr betreut.

"Teststrecke" ist die B 51 zwischen Helenenberg und Meilbrück. Sie bietet für die ungewöhnliche Fragestellung ideale Bedingungen: Erstens sind in den Wäldern rechts und links der Bundesstraße zahlreiche Fledermausarten unterwegs wie Braunes Langohr, Bechsteinfledermaus, Fransenfledermaus und sogar so seltene Arten wie die Große Hufeisennase und das Große Mausohr. "Das ist eine hochrangige Besetzung", sagt die Biologin.

Zweitens soll diese Strecke um eine dritte Fahrspur erweitert werden. So lässt sich das Verhalten der Fledermäuse vor, während und nach dem Bauprojekt vergleichen. Doch ganz egal, was bei dieser mindestens 50 000 Euro teuren Untersuchung herauskommt: Auf den Ausbau der B 51 hat das keinen Einfluss. Vielmehr sollen die Erkenntnisse künftige Straßenplanungen vereinfachen.

Weil der Wald im zweiten Bauabschnitt anders als geplant noch nicht gerodet wurde, läuft die Studie nun sieben statt sechs Jahre.

Dafür ist auch eine neue Fragestellung hinzugekommen: In welcher Höhe queren die Tiere die Straße? Schließlich entscheidet gerade die Flughöhe darüber, wie groß die Gefahr ist, dass sie mit einem Auto kollidieren. Schon rein technisch ist das nicht leicht herauszufinden: Die Biologen müssen die Fledermäuse zunächst fangen, dann kleben sie ihnen Mikrosender auf den Rücken und schließlich können sie mit Hilfe ihrer Empfangsgeräte erkennen, wo und wie die Tiere fliegen. Die Flughöhe können sie mit Hilfe von ebenfalls auf dem Rücken der Fledermäuse angebrachten Knicklichtern schätzen.

Doch gerade bei diesen kniffligen Untersuchungen stießen die Forscher auf ein unvorhergesehenes Problem: Jäger. Um nicht in die Schusslinie zu geraten, mussten sie den Rückzug antreten. Gessner sucht nun das Gespräch, um eine Lösung zu finden.

Was auch dabei herauskommt: Vorerst ruht die Arbeit im Wald. Denn in Baumhöhlen rechts und links der Bundesstraße 51 säugen die Fledermausmütter gerade ihre Jungen. Und das sollen sie ganz in Ruhe tun.

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