Noch zu wenige Schüler: Realschule plus gefährdet

Speicher · Aufgeben gibt\'s nicht: Die Bürgerinitiative (BI) für ein innovatives inklusives Schulzentrum (IGS) Speicher kämpft gemeinsam mit Eltern und Schulleitung, um doch noch IGS-Status zu erhalten. Die große Hürde: Das Schulzentrum braucht 51 Neuanmeldungen für das kommende Schuljahr, um erst einmal Realschule plus zu werden.

 Sechstklässler im Naturkundeunterricht der Orientierungsstufe im Speicherer Schulzentrum. TV-Foto: Mandy Radics

Sechstklässler im Naturkundeunterricht der Orientierungsstufe im Speicherer Schulzentrum. TV-Foto: Mandy Radics

Speicher. Eine Lampe stellt die Sonne dar, davor hat die Vierergruppe von Sechstklässlern eine rosafarbene Erde und einen kleinen grünen Mond am Stiel positioniert, die irgendwie wie Lollis aussehen. Learning by doing (Lernen durch Selbstmachen) heißt es im Naturwissenschaftsunterricht, kurz Nawi, der Orientierungsstufen im Schulzentrum Speicher. So lernen die Schüler die Mondphasen verstehen.
Das Schulgelände ist groß. Derzeit sind dort Grund-, Haupt- und Realschule untergebracht. Bald soll auch der neue erweiterte Kindergarten in einem der Gebäude Platz finden. Eigentlich ein attraktives Angebot für Eltern aus Speicher und Umgebung. Doch das Schulzentrum hat ein Manko: Es kann keinen gymnasialen Abschluss bieten. Ihm fehlt quasi das i-Tüpfelchen: "Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder die Schule noch einmal wechseln müssen, deshalb schicken sie sie lieber gleich auf Schulen, die den gymnasialen Abschluss anbieten", erklärt Realschulleiter Jürgen Weber der Teilnehmergruppe, die sich neben den Schulgebäuden auch Unterricht wie eben die Nawi-Stunde anschaut, um sich ein Bild vom Potenzial des Schulzentrums zu machen. Ein weiteres Problem: die geringe Schülerzahl. Weber: "Platz haben wir für insgesamt rund 1000 Schüler. An Haupt- und Realschule unterrichten wir derzeit aber insgesamt nur 300 Schüler." Zu wenige Schüler also, obwohl die Rückmeldungen der Eltern durchweg positiv seien und bis zu 30 Prozent der Absolventen laut Weber auf weiterführende Schulen gingen.
Eigenständiges Schulzentrum


Aber Speicher braucht mehr Schüler, um als eigenständiges Schulzentrum bestehen bleiben zu können. Das große Ziel der BI Speicher: Integrierte Gesamtschule (IGS) werden. Doch dieses Ziel ist bisher gescheitert. Das Land hat Speicher vorerst die Option eröffnet, Realschule plus zu werden. "Auch das wird nicht einfach", erklärt Weber. Zum kommenden Schuljahr braucht Speicher 51 Neuanmeldungen. "Bekommen wir die nicht, verlieren wir unsere Selbstständigkeit als Haupt- und Realschule. Der Unterricht geht solange weiter, bis das letzte Kind fertig ist." Ein langsamer Tod also, den BI, Schulleitung und Eltern verhindern wollen.
Die Bürgerinitiative, in der sich rund 30 Eltern, Unternehmer und Lehrer engagieren, hatte deshalb zu einer erneuten Informationsveranstaltung eingeladen, um auf die verzwickte Situation des Schulzentrums aufmerksam zu machen. Mit dabei waren unter anderem BI-Mitglied Michael Ludwig, Realschulleiter Jürgen Weber, Grünenpolitikerin und Landtagsmitglied Ruth Ratter, Unternehmer Wolfgang Elsen, die Mitarbeiter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Margret Meier und Sigurd Hein, Landtagsabgeordneter Michael Billen, Landrat Joachim Streit, Vorsitzender Regionalelternbeirat Reiner Schladweiler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kyllburg Rainer Wirtz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land Wolfgang Reiland und Eltern.
BI-Mitglied Michael Ludwig ist durchweg zufrieden mit der Veranstaltung. (siehe Extra) "Wir haben viele Vorschläge und Anregungen bekommen. Wir wollen auf jeden Fall eine Arbeitsgruppe zur Umgestaltung des Schulhofes gründen."
Eine Podiumsdiskussion zur Zukunft des Schulzentrums Speicher gibt es am 7. September, 19.30 Uh, in der Aula des Schulzentrums Speicher, unter anderem mit dem Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, Joachim Streit, dem Vorsitzenden des Regionalen Elternbeirats, Reiner Schladweiler, und dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rudolf Becker. Moderator ist Dieter Lintz, Redakteur des Trierischen Volksfreunds.
Extra

Ab 2013 soll die Realschule plus oder Integrierte Gesamtschule (IGS) die Abstufung zwischen Haupt- und Realschule beseitigen. Das Land eröffnete Speicher die Option einer Realschule plus, die Errichtung einer IGS wurde abgelehnt. Bei einer Befragung wurden die dafür erforderlichen 51 Anmeldungen nicht erreicht. Das Land hat der Schule eine Schonfrist bis 31. Juli 2013 eingeräumt. Auch für das kommende Schuljahr können Kinder ganz normal angemeldet werden. MRA/uhe

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