Nostalgie und Leidenschaft

BITBURG. Viel ehrenamtliches Engagement und Leidenschaft gehört für die Museumsmacher von heute zu ihrem Alltag. Sie beweisen, dass Museales nichts Angestaubtes ist, sondern sehr lebendig vermittelt werden kann. In der Serie "Reif fürs Museum" stellt der TV die Einrichtungen in der Eifel sowie deren kreative Köpfe vor. Den Auftakt macht eine Reise durch die Museumslandschaft im Kreis Bitburg-Prüm.

Klein und fein ist die Museumslandschaft in der West- und Südeifel. Hier sind - außer Fritz von Wille im Museum "Haus Beda" - keine großen Kunstnamen zu finden, dafür umso mehr spannende Details aus der Vergangenheit einer Region, die vielfältige kulturelle Einflüsse und historische Brüche verkraftet hat. In den kleineren Heimatmuseen von Fließem, Rittersdorf und Speicher finden sich viele Zeugnisse aus einem oft harten Alltag, der ganz anders war als heutiges Leben. "Jugendliche finden es richtig exotisch, wenn sie in eine Existenz ohne Autos oder Medien eintauchen, sie können sich regelrecht in eine Gegenwelt hineinträumen", erläutert Burkhard Kaufmann, Leiter des Kreisheimatmuseums in Bitburg. "Für die ältere Generation ist es faszinierend, wenn sie an eigene Erinnerungen anknüpfen können." Beide Perspektiven machen den Erfolg eines Museums aus, doch dazu gehört noch mehr. "Es reicht nicht", sagt Kaufmann, "Dinge auszustellen und zu beschreiben. Die Besucher sind im Vergleich zu früheren Jahren viel anspruchsvoller geworden. Als Museumsmacher sind wir in Konkurrenz mit einer Art medialem Rausch, den die modernen Konsumenten gewohnt sind." So erarbeitet er regelmäßig Eigenproduktionen, die zwar aufwändig sind, die jedoch das Thema des Museums für die Gäste direkt erlebbar machen, etwa in Exkursionen oder in Kooperationsprojekten wie der Ess-Kultur, wo die typischen Speisen früherer Zeiten nachgekocht und "garniert" mit Anekdoten und Geschichten serviert wurden. "Es kommt immer darauf an, dass sich um die Exponate spannende Erzählungen ranken", hebt der Museumsleiter sein Rezept für eine Ausstellungsgestaltung hervor, die es möglich macht, im medialen Wettbewerb zu bestehen. Voraussetzung hierfür seien geeignete Exponate - hier seien die Museen auf das Engagement der Mitbürger angewiesen, die solche Stücke zur Verfügung stellen. Allerdings sei es schwerer geworden, ausdrucksstarke und mit einer guten Geschichte verbundene Gegenstände zu bekommen. Ein Nachlass offenbart museale Schätze

"Für uns war da der Nachlass eines Bauern aus Meckel ein Glücksfall, der seit 1916 als Hobbyfotograf wunderbar unbefangene Aufnahmen gemacht hat", schildert Kaufmann ein Beispiel. "Dazu konnten wir sogar Zeitgenossen interviewen, die den Mann kannten." Doch die Qualität der Museen im Kreis lebe nicht nur von den Exponaten, sondern stark vom ehrenamtlichen Engagement der oft privaten Betreiber. Dazu gehören etwa die Hofmuseen in Bickendorf oder in Heilbach-Windhausen, das Ofen- und Eisenmuseum in Hüttingen/Lahr oder das Keramikmuseum in Speicher. "Man braucht eine Portion Nostalgie dazu, viel Leidenschaft und den Wunsch, etwas Bleibendes zu bewahren", erläutert er. "Bei mir kam die enge Verbindung zur bäuerlichen Welt hinzu. Die Erzählungen meines Großvaters haben eine dauerhafte Begeisterung entfacht."

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