Nur der Winter könnte kälter sein

Johann Amos Comenius sei Dank: Das Austauschprogramm, dem er seinen Namen geben hat, ermöglicht es Schülern, Studenten und Lehrern, Bildungsanstalten in ganz Europa kennenzulernen. Mika Kostamo aus dem finnischen Oulu hat die Chance genutzt.

Bitburg. Mika Kostamo kommt aus Finnland und spricht sehr gut Deutsch. Der angehende Lehrer unterrichtet fünf Monate Englisch und Finnisch am Willibrord-Gymnasium. Im Rahmen des Comenius-Projektes können Studenten und Lehrer europaweit ein Praktikum an einer Schule machen. Vor seinem Abschluss in Soziologie und Geschichte möchte Kostamo Auslanderfahrungen sammeln. Und das ist Bitburg.

Mika findet die Stadt gemütlich. Gut für Schüler oder ältere Menschen. Studenten allerdings seien besser in Trier aufgehoben. Einen Kulturschock verspürt Mika nicht: Finnen und Deutsche sind sich wohl ziemlich ähnlich. Zumindest, was die Organisation und die Pünktlichkeit angeht.

Nur etwas kälter und weniger nass könnte der Winter hier in der Eifel sein, meint Kostamo. Die Stadt Oulu mit rund 120 000 Einwohnern liegt an der Nordküste Finnlands. Dort sinkt das Thermometer bis minus 20 Grad. In den dunkelsten Monaten von Dezember bis Januar gibt es nur vier Stunden Tageslicht. Da sind Sport und Vitamine wichtig gegen Depressionen und Müdigkeit. Auch in Bitburg geht Kostamo gerne schwimmen und laufen. Er versteht allerdings nicht, warum die Sauna so teuer ist. In Finnland dagegen befinde sich in jedem Gebäude eine Sauna. Und noch eine Umstellung, die für Kostamo gewöhnungsbedürftig ist: In Bitburg muss er selbst kochen, und es gibt keinen frischen Fisch.

An finnischen Schulen ist das Mittagessen für alle kostenlos. Die Schüler seien aber nicht viel anders als in Bitburg. Der größte Unterschied sei das Schulsystem. In Finnland entscheiden Schüler bereits nach neun Jahren, ob sie studieren wollen oder auf die Berufschule gehen. Bevor Kostamo Ende Februar zurück nach Oulu geht, möchte er Köln und Belgien sehen. "Fünf Monate ist eine kurze Zeit, um Leute kennenzulernen", sagt Kostamo. "Die meisten sind in ihrer Familie eingebunden und haben keine Zeit." Deshalb müsse er wiederkommen - schon alleine um sein gutes Deutsch nicht zu verlieren.

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