"O hier, der Rudi"

Bitburg/Prüm · Mal bedeutet es, einfach locker übers Wetter zu plaudern. Mal, sich ordentlich auf den Zahn fühlen zu lassen. Der TV hat Rudolf Rinnen, der für die Freien Wähler in den Landtag einziehen möchte, beim Wahlkampf begleitet.

 Rudolf Rinnen wirbt in der Bitburger Innenstadt für sich. TV-Foto: Katharina Hammermann

Rudolf Rinnen wirbt in der Bitburger Innenstadt für sich. TV-Foto: Katharina Hammermann

Mittags in einem Bitburger Eiscafé. "O hier, der Rudi", ruft ein Mann und klopft Rudolf Rinnen auf die Schulter. Gleichzeitig winkt von ferne eine Frau. Und kaum ist der Mann weg, steht schon der nächste da und sagt "Ah, der Herr Rinnen…". Die meisten reden, ohne zu zögern auf Platt. Mal geht es darum, dass Rinnen beim Beda-Markt auf einem Gabelstapler gesichtet wurde, mal um das herrliche Frühlingswetter und mal um die anstehenden Wahlen, bei denen der Bankkaufmann (der nur ausnahmsweise Gabelstapler fährt) für die Freien Wähler in den Landtag einziehen möchte.

Mit dem Direktkandidaten durch die Stadt zu gehen, gleicht einem Hürdenlauf. Man kommt einfach nicht voran. In Bitburg scheint sich offensiver Wahlkampf für Rinnen zu erübrigen. Die Leute kennen ihn schon. "Ich gehe das Ganze eher locker an", sagt der gebürtige Bitburger. Das Wichtigste sei, mit den Leuten zu reden. Eine gute "Bühne" war da für ihn auch der Beda-Markt, bei dem er als Organisator ständig präsent war.

Doch nicht alles im Wahlkampf ist locker. Einen Abend zuvor musste sich Rinnen auf den Zahn fühlen lassen. Denn der Kreisbauernverband hatte die Direktkandidaten des Wahlkreises zu einer erweiterten Vorstandssitzung eingeladen, um sich ein Bild von deren agrarpolitischen Vorstellungen zu machen. Keine ganz einfache Aufgabe, sind doch unter Rinnens Gegenkandidaten gelernte Bauern, die mit Praxiswissen glänzen können.

Doch auch er habe Bezug zur Landwirtschaft, sagt Rinnen den rund 30 anwesenden Vertretern des 2500 Mitglieder starken Kreisverbands. Unter seinen rund 35 Cousins und Cousinen seien zahlreiche Milchbauern. Und auch über seinen Job habe er regelmäßig mit Landwirten zu tun, die in ihre Betriebe investieren wollen. In einem kurzen Vortrag erläutert Rinnen seine Positionen. Sein Einstieg ist einfühlsam. Er habe ein Problem, wenn er mit ansehen müsse, wie Bauern ihre Milch aufs Feld kippen, weil sie keinen anständigen Preis dafür bekommen. Auch darum, dass viele Höfe keine Nachfolger finden, sorge er sich. Allerdings findet Rinnen auch klare Worte, die nicht allen gefallen. "Wir haben hier eine Kulturlandschaft, die gepflegt werden muss - und zwar nicht, indem man Maismonokulturen für Biogasanlagen anlegt." Für ihn sei der Landwirt in erster Linie Lebensmittelerzeuger und nicht Energiewirt. Dieser Entwicklung würden die Freien Wähler gegensteuern.

Eine Ansage, die Michael Horper nicht schmeckt. "Die Welt sollte den Landwirten dankbar sein, dass sie auch Energie erzeugen", entgegnet der Verbandschef, ehe eine mehrstündige Diskussion beginnt. Bis nach Mitternacht beziehen die Kandidaten Stellung zu Tierschutzauflagen, Absatzmärkten, Fördermitteln & Co. Dennoch wirkt Rinnen am nächsten Tag nicht gestresst. Dazu hat er vor lauter "Hallo Rudi"-Rufen auch gar keine Zeit.

EXTRA SCHWERPUNKTE



Drei Ziele, für die sich Rudolf Rinnen einsetzen will, wenn er ins Parlament gewählt wird: "Mein vordringliches Ziel ist: Die Kommunal-Finanzen müssen neu geordnet werden", sagt Rinnen, der sich selbst als Mann der Finanzen bezeichnet. Er will sich in Mainz für einen Wegfall der Umlagen und ein eigenes Steuerheberecht der Kommunen einsetzen. Das sorge für mehr Transparenz. "Jeder soll wissen, was mit seinem Geld finanziert wird." So werde auch die Verantwortung vor Ort gestärkt. Sein zweites Ziel ist: "Diese blöde Schulbuchausleihe" abzuschaffen. Mit diesem "Verwaltungsmoloch" hätten mehr als 20 000 Eltern im Kreis Ärger. Er fände es besser, zweckgebundene Büchergutscheine auszugeben, die man in jeder Buchhandlung einlösen kann. Seine dritte Priorität lautet: die Infrastruktur verbessern. Er will sich für schnellere Internetverbindungen und bessere Straßen einsetzen. "Da muss was getan werden, sonst ziehen die Leute hier weg."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort