Obere Kyll hofft auf die Haushaltswende

Jünkerath · Das Sparprogramm der Verbandsgemeinde Obere Kyll zeigt Wirkung: Von 2014 an soll der Schuldenberg von derzeit 17,4 Millionen Euro nicht weiter wachsen. Das sieht der vom VG-Rat einstimmig beschlossene Doppelhaushalt für 2013 und 2014 vor.

 Mit einem Transparent demonstrieren die Jugendlichen in der Sitzung des VG-Rats gegen die Schließung des Hauses der Jugend in Jünkerath. TV-Foto: Christian Brunker

Mit einem Transparent demonstrieren die Jugendlichen in der Sitzung des VG-Rats gegen die Schließung des Hauses der Jugend in Jünkerath. TV-Foto: Christian Brunker

Jünkerath. Eigentlich müsste es "Haushaltssparplan" statt "Haushaltsplan" heißen, kommentiert SPD-Fraktionssprecher Ewald Hansen die Finanzplanung der Verbandsgemeinde Obere Kyll für die nächsten beiden Jahre. In der Tat unternimmt die Verwaltung um Kämmerer Richard Bell einiges, um angesichts der desaströsen Haushaltslage die Kehrtwende zu schaffen: So werden die Ausgaben von 5,9 Millionen Euro 2012 auf nunmehr 5,3 Millionen im Jahr 2014 gesenkt - eine Einsparung von 600 000 Euro. Ab 2014 soll der Haushaltsplan erstmals seit langem wieder einen Jahresüberschuss in Höhe von 112 000 Euro ausweisen. Zum Vergleich: Das Haushaltsjahr 2012 wird voraussichtlich mit einem Minus von 731 000 Euro abgeschlossen.
Erreicht wird dies unter anderem durch die Schließung des Waldfreibads in Stadtkyll, aber auch bei den Personalkosten wird gespart. 2,5 Stellen in der Verwaltung sollen bereits für 2013 gestrichen beziehungsweise nicht besetzt werden. Außerdem sollen VG-eigene Wohnungen verkauft und das Energiemanagement der VG verbessert werden. Gleichzeitig geht man in der Verwaltung auch von sinkenden Zinskosten aus.
"Wir sind auf einem guten Weg hinsichtlich der Haushaltskonsolidierung", sagt Bürgermeisterin Diane Schmitz. Sorgen bereiten allerdings immer noch die Kassenkredite, vergleichbar mit dem privaten Dispo-Kredit für die kurzfristige Zahlungsfähigkeit. Diese werden auch in den nächsten Jahren erst einmal weiterwachsen, auch wenn der Haushalt eigentlich ab 2014 einen Überschuss (112 000 Euro) ausweist.
Mit Blick auf die Kommunalreform sagte Schmitz, dass die Obere Kyll einen finanzstarken Partner brauche. "Sonst knabbern wir noch in 20 Jahren an den Altschulden rum", sagt Schmitz.
Doch gegen die Sparpläne gibt es auch Widerstand: Mit einem Transparent "Weihnachten vor der Tür, wir auch" protestierten einige Jugendliche in der Sitzung gegen die ebenfalls geplante Schließung des Hauses der Jugend in Jünkerath. Es sei eine Sauerei, dass die wichtige Einrichtung dichtgemacht werde, und das auch noch kurz vor Weihnachten. Sie habe sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Anlaufpunkt für viele Jugendliche entwickelt, die jetzt nicht mehr wüssten, wo sie ihre Zeit sinnvoll verbringen können. Bei Ratsmitgliedern aller Fraktionen stieß die Aktion auf große Zustimmung. Doch der Kreis hatte es abgelehnt, die etwa 60 000 Euro teure Trägerschaft zu übernehmen. Nun wollen die Ratsmitglieder sich erneut zusammensetzen, um doch noch eine Lösung zu finden. Das dürfte jedoch schwierig werden. Denn wie Bürgermeisterin Schmitz berichtet, lehnte die Kommunalaufsicht auch den Vorschlag ab, nach dem alle 14 Ortsgemeinden angeboten hatten, die Kosten gemeinsam zu tragen.
Meinung

Kurzsichtige Entscheidung
Es ist bitter zu sehen, wie sehr sich die Jugendlichen für ihr Haus der Jugend einsetzen müssen. Es ist zweifelhaft, ob sich wirklich noch kurzfristig eine Lösung eröffnet. Denn Geld für freiwillige Ausgaben haben derzeit weder Kreis noch VG noch Ortsgemeinden. Doch das ist sehr kurzsichtig gedacht. Denn das Haus der Jugend erfüllt unbestritten eine wichtige Aufgabe, indem es Jugendlichen eine Anlaufstelle bietet, die sie ohne Hemmungen nutzen. Die dort geleistete pädagogische Arbeit ist von enormem Wert, jeder investierte Euro zahlt sich doppelt und dreifach aus. Denn ein Haus der Jugend zu unterhalten ist wesentlich günstiger, als sich später um Jugendliche zu kümmern, die vollends auf die schiefe Bahn geraten sind. Deshalb sollte alles unternommen werden, um zumindest eine Übergangslösung zu schaffen. c.brunker@volksfreund.deExtra

Stellungnahme zur Kommunalreform: Mit Unverständnis reagiert die Verbandsgemeinde Obere Kyll auf den Entwurf der Landesregierung, die Obere Kyll mit der VG Hillesheim zusammenzufassen. In einem einstimmig vom VG-Rat unterstützten Schreiben kritisiert Bürgermeisterin Diane Schmitz, dass durch diesen Zusammenschluss eben keine zukunftsfähige und wirtschaftlich tragfähige Verbandsgemeinde entstehen würde. Besser wäre eine Fusion der Verbandsgemeinden Obere Kyll, Hillesheim und Gerolstein gewesen. Eine ebenfalls sinnvolle Fusion mit der VG Prüm sei zudem aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht in Betracht gezogen worden. ch

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