Oberstufe für den Eifelkreis: Kreistag beschließt Einrichtung eines Beruflichen Gymnasiums an der Bitburger Berufsschule

Bitburg · Die Theobald-Simon-Schule Bitburg plant die Einrichtung eines beruflichen Gymnasiums mit Fachrichtung Wirtschaft. Den Segen des Kreises hat sie nun. Denn der Kreistag hat sich für das zusätzliche Angebot ausgesprochen, das zum Schuljahr 2016/2017 starten soll. Allerdings sind nicht alle Fraktionen mit diesem Vorhaben einverstanden.

 Sollte alles laufen wie geplant, dann gibt es im Eifelkreis ab Sommer 2016 ein Gymnasium mehr. Und zwar unter dem Dach der Bitburger Theobald-Simon-Schule. TV-Foto: Uwe Hentschel

Sollte alles laufen wie geplant, dann gibt es im Eifelkreis ab Sommer 2016 ein Gymnasium mehr. Und zwar unter dem Dach der Bitburger Theobald-Simon-Schule. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Dass der vom Kreis beauftragte Schulentwicklungsplaner Wolf Krämer-Mandeau nicht über hellseherische Fähigkeiten verfügt, hat er in der Vergangenheit bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Denn der von ihm vor acht Jahren erstellte Schulentwicklungsplan ist an der Realität vorbeigeschlittert. Keines der seinerzeit formulierten Ziele konnte erreicht werden. Die damals noch existierenden Hauptschulen in Idenheim Daleiden, Schönecken, Waxweiler, Kyllburg und Mettendorf sind inzwischen Geschichte. Genau wie die Haupt- und Realschule in Speicher, die ja eigentlich genau wie die Einrichtung in Irrel zur Integrierten Gesamtschule werden sollte. Doch auch das hat nicht funktioniert.Prümer sorgen sich um ihre BBS


Nun gibt es für dieses Scheitern viele Gründe, demografische als auch bildungspolitische, die teilweise auch nicht vorhersehbar waren. Doch das allergrößte Vertrauen genießt der Schulentwicklungsplaner im Kreistag nicht mehr. Und deswegen haben einige Ratsmitglieder auch Zweifel, was die Einschätzung Krämer-Mandeaus zur Berufsbildenden Theobald-Simon-Schule (BBS) Bitburg betrifft.

Die BBS beabsichtigt die Einrichtung eines Berufsbildenen Gymnasiums mit der Fachrichtung Wirtschaft zum Sommer 2016. Bereits im Februar wurde der Schulträgerausschuss des Kreises über diese Pläne informiert. Und vor wenigen Wochen hat schließlich Krämer-Mandeau seine Einschätzung dazu abgegeben. Der Schulentwicklungsplaner reagiert damit vor allem auf die Bedenken seitens der Prümer BBS, wo vor einigen Jahren ebenfalls ein Gymnasium eingerichtet wurde. In Prüm sieht man den eigenen Bestand aufgrund der Planungen in Bitburg gefährdet. Krämer-Mandeau jedoch teilt diese Sorge nicht. Schließlich liege in Prüm der Schwerpunkt im Bereich Gesundheit und Soziales, sodass es mit dem in Bitburg geplanten Angebot zu keinen Überschneidungen käme, argumentiert der Planer. Zudem steige im Kreis der Anteil an Schülern, die nach Abschluss der Realschule plus ein Abitur anstreben.

Dass dem so ist, stellt auch Dirk Kleis, Mitglied der FWG-Fraktion nicht infrage. Aufgrund der demografischen Entwicklung und dem allgemeinen Rückgang der Schülerzahlen hält Kleis es jedoch für falsch, zusätzlich zu den bereits vorhandenen beziehungsweise genehmigten sechs Oberstufen - Biesdorf, Neuerburg und jeweils zwei in Bitburg und Prüm - noch eine siebte einzurichten. "Ich glaube, diese Gleichung wird nicht aufgehen", mahnt Kleis, der auch Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft ist. Gerade das Handwerk könnte unter diesem zusätzlichen Angebot leiden, ist Kleis überzeugt. Die Wirtschaft benötige zwar hoch qualifizierte Mitarbeiter, räumt er ein, aber eben auch Fachkräfte.

Sollte das, was in Prüm befürchtet wird, tatsächlich eintreten, "dann wäre das für uns ein schulpolitischer Gau", findet auch Bernd Spindler von der SPD. Natürlich sehe er auch die Chancen, sagt Spindler, doch sei es leider nun auch einmal so, dass sich viele Prognosen des Schulentwicklungsplaners nicht bewahrheitet hätten.
Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels (CDU) hingegen findet die Argumente von Krämer-Mandeau überzeugend. "Unsere Wirtschaftsunternehmen werden es uns danken", sagt Kandels, der sich genau wie die FDP-Fraktion klar für die Einrichtung des Gymnasiums ausspricht.

Mit 28 Ja-Stimmen spricht sich dann auch die deutliche Mehrheit des Kreistags für das Vorhaben aus. Vier Mitglieder enthalten sich und sieben stimmen dagegen - zu letzteren gehören auch die fünf Mitglieder der FWG-Fraktion.

Mit Kosten von rund 245 000 Euro rechnet der Kreis. Darin enthalten sind unter anderem die Ausgaben für die zusätzlichen Räume, die laut Verwaltung in der derzeit nicht genutzten Außenstelle eingerichtet werden könnten. Ob das Wirtschaftsgymnasium aber tatsächlich kommt, hängt von der Zustimmung der Schulaufsicht in Trier ab. Ein entsprechender Antrag wurde - vorbehaltlich des Kreistagsbeschlusses - bereits eingereicht. Nicht weil die Verwaltung mit diesem Ergebnis gerechnet hat, sondern weil die Antragsfrist für das Schuljahr 2016/2017 Ende März auslief.

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