Öfter mal nach dem Rechten sehen

BITBURG. Rechtsextremismus in Deutschland ist auf dem Vormarsch. Gruppen wie die rechte Partei NPD versuchen, besonders Jugendliche auf ihre Seite zu ziehen. Die Kriminaldirektion Trier klärt Eltern und Lehrer über erste Warnzeichen auf.

 Über Musik mit ausländerfeindlichen Inhalten versuchen rechtsextremistische Gruppen, junge Leute zu rekrutieren, sagt Hartmut Heck, Kriminalhauptkommissar bei der Kriminaldirektion Trier. Die NPD verteilt sogar kostenlose CDs auf Schulhöfen. TV-Foto: Marion Rhodes

Über Musik mit ausländerfeindlichen Inhalten versuchen rechtsextremistische Gruppen, junge Leute zu rekrutieren, sagt Hartmut Heck, Kriminalhauptkommissar bei der Kriminaldirektion Trier. Die NPD verteilt sogar kostenlose CDs auf Schulhöfen. TV-Foto: Marion Rhodes

Die Zahl "88" auf das Federmäppchen gekritzelt, der Schriftzug "Donnerhall" kunstvoll ins Hausaufgabenheft gemalt: Die ersten Anzeichen einer rechtsextremistischen Gesinnung sind oft subtil. Viele Eltern werden gar nicht darauf aufmerksam, wenn ihr Sohn oder ihre Tochter in die rechte Szene gleitet. Rechte Gruppierungen und Parteien versuchen jedoch gezielt, Jugendliche für ihre Sache zu gewinnen. Für Eltern und auch Lehrer bedeutet dies erhöhte Wachsamkeit - und Informationsbedarf, um die oft versteckten Warnzeichen zu erkennen. Keine rechte Szene in der Region

In Bitburg, wie in der restlichen Region, gibt es derzeit nach Erkenntnissen der Kriminaldirektion Trier kein dramatisches Problem mit Rechtsextremismus, sagt Hartmut Heck, Kriminalhauptkommissar bei der Kriminaldirektion Trier. "Natürlich werden auch hier Personen in Einzelfällen immer wieder auffällig", sagt Heck. "Aber wir haben keine fest gefügte, strukturierte, organisierte rechte Szene. Was wir haben, ist die NPD mit dem Landesverband Rheinland-Pfalz." Trotzdem gab Heck kürzlich einen Vortrag über Rechtsextremismus und seine Vorboten an der Hauptschule St. Matthias in Bitburg. Etwa 60 Zuhörer nahmen an dem Eltern-Lehrer Seminar teil. Obwohl es an der Schule noch keine rechtsextremen Vorfälle gegeben habe, sei das Thema dennoch aktuell, sagt die Initiatorin, Anita Bärtl-Aschinger. "Wenn man die Ohren aufsperrt und die Nachrichten sieht, sieht man, dass es notwendig ist. Wir wollen hier nicht die Augen verschließen." Jugendorganisationen wie die "Jungen Nationaldemokraten" der NPD spezialisieren sich auf das Rekrutieren von jungen Mitgliedern. "Die lassen sich eine ganze Menge einfallen, um Jugendliche zu begeistern", sagt Heck. So hat die NPD eine Rechtsrock-CD hergestellt, die ihre Mitglieder besonders vor Wahlen häufig kostenlos auf Schulhöfen verteilen. Auch in Wittlich und Trier wurde diese "Schulhof-CD" mit dem Titel "Anpassung ist Feigheit. Lieder aus dem Untergrund" bereits ausgehändigt. Die Partei wird als Retter dargestellt

Ein gesprochener Vorspann versucht mit Halbwahrheiten und Schwarzmalerei, den Hörern ein trübes Bild der deutschen Gesellschaft aufzuzeichnen. Gleichzeitig wird die Partei als missverstandener Retter aus der Misere dargestellt. "Sie müssen sich vorstellen, was das dann bewirkt bei Jugendlichen, die sich mit diesem Thema noch nicht auseinander gesetzt haben", sagt Heck. Diese Unverblümtheit der Rechtsextremisten schockte auch Ulrike Spang, die die Propaganda-CD bei Hecks Vortrag hörte. "Ich bin knapp 21, da kann ich mich noch in die Schüler reinversetzen", sagte sie. "Das beeinflusst einen doch ziemlich stark." Heck rät Eltern und Lehrern, sich intensiv über Rechtsextremismus zu informieren. Welche Symbole gibt es, welche Musik gehört dazu? Für Jugendliche, die bereits in der Szene stecken, bietet das anonyme Aussteigerprogramm (R)AUSwege Hilfe. Die Telefon-Hotline ist unter der Nummer 0800/4546000 zu erreichen.

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