Ölquelle im Keller des Pfarrhauses

Viktor Marbach, geboren 1931 in Kruchten, hat sich viel mit der Historie seines Heimatortes beschäftigt. In seiner neuen Publikation hat er eine Geschichte niedergeschrieben, die er selbst erlebt hat, und die fast dazu geführt hätte, dass in Kruchten und Umgebung nach Öl gebohrt worden wäre.

Kruchten. (ger) In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurden die meisten Kruchtener Häuser durch Granattreffer zerstört, auch das Pfarrhaus. 1948 begann der Neubau.

Mit Kuh- und Pferdegespannen fuhren die Kruchtener den Bauschutt des zerstörten Pfarrhauses weg. Beim Ausschachten in schwerer Handarbeit mit Spitzhacke, Schaufel und Schubkarre erlebten die Bauarbeiter in der etwa zehn mal elf Meter großen Grube eine Überraschung. Zunächst bemerkten sie starken Petroleumgeruch. Als dann einer der Arbeiter beim Anzünden einer Zigarette das Streichholz auf den Boden fallen ließ, sahen sich die Männer blitzschnell von einer meterhohen blauen Flamme umringt.

Gottlob erlosch die Flamme nach wenigen Sekunden, ohne Brandspuren zu hinterlassen. Dies wiederholte sich immer dann, wenn ein brennendes Streichholz in die aufgehackte Erde fiel.

Im Dorf sprach sich schnell herum, dass im Pfarrhaus eine Ölquelle gefunden worden sei. Viele Kruchtener kamen zur Besichtigung der angeblichen Quelle und beobachteten mit Staunen das Auflodern der Flamme, wann immer jemand ein brennendes Streichholz zu Boden warf.

Als der Pfarrer davon erfuhr, beauftragte er einen Geologen mit der Untersuchung des Phänomens. Der beging das Areal mit einer Wünschelrute und erklärte recht geheimnisvoll, aber voller Überzeugung, dem Pfarrer und den Arbeitern, darunter auch Viktor Marbach, hier befände sich ein riesiger Ölsee, der bis weit ins Luxemburger Land hineinreiche.

Das wisse er zwar schon seit längerer Zeit, wolle es aber nicht bekannt machen, weil die französische Militärbesatzung die Quelle sicherlich ausbeuten würde. Den Anwesenden schärfte er deshalb ein, das Geheimnis auf keinen Fall zu verraten. Der Kruchtener Pfarrer jedoch meldete den angeblichen Ölfund bei den Behörden.

Daraufhin führten zwei Geologen aus Koblenz behördlicherseits Bodenuntersuchungen durch und lüfteten das Geheimnis. Von wegen Ölsee bis nach Luxemburg hinein: Das Erdreich unter dem Pfarrhaus war lediglich durch ausgelaufenes Petroleum aus der Zeit, als noch mit Petroleumlampen Licht gemacht wurde, verseucht. Der Pfarrer war beruhigt, der Traum aber vom Ölreichtum der Kruchtener fand ein jähes Ende. Diese und andere Geschichten sind enthalten in der neuen, 176 Seiten umfassenden Publikation von Viktor Marbach "Kruchten von früher bis heute". Das Buch wird am Sonntag, um 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Kruchten vorgestellt. Preis: 14 Euro.

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