Offen für Gespräche mit allen Seiten

Martin Schöddert aus Jünkerath bewirbt sich als unabhängiger Kandidat für die Bürgermeisterwahl 2009 in der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll. SPD, FWG und Grüne werden den 42-jährigen Diplom-Verwaltungswirt voraussichtlich unterstützen.

 Will hauptamtlicher Bürgermeister werden: Martin Schöddert aus Jünkerath bewirbt sich, um „die Geschicke der Verbandsgemeinde zum Wohl der Bevölkerung mitzugestalten“. Foto: privat

Will hauptamtlicher Bürgermeister werden: Martin Schöddert aus Jünkerath bewirbt sich, um „die Geschicke der Verbandsgemeinde zum Wohl der Bevölkerung mitzugestalten“. Foto: privat

Jünkerath. Im Januar 2008 gab Amtsinhaber Werner Arenz (CDU) im TV-Interview seine Kandidatur zur Bürgermeisterwahl 2009 bekannt. Und zwar als unabhängiger Kandidat, wie Arenz im Juni klarstellte. Aus der Partei hatte es kritische Stimmen wegen der Veruntreuung von 2,53 Millionen Euro durch den ehemaligen Kämmerer der VG gegeben.

Nun kristallisiert sich der erste Gegenkandidat des Verwaltungschefs heraus: Martin Schöddert hat auf TV-Anfrage seine Ambitionen als unabhängiger Bewerber bestätigt. Der 42-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der gebürtige Kölner wohnt seit zehn Jahren in Jünkerath-Glaadt. Als Landesbeamter (Diplom-Verwaltungswirt und Immobilienfachwirt) ist er beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen in Köln beschäftigt. Sein Aufgabengebiet: Projektentwicklung von Immobilien.

Mitglieder entscheiden über Unterstützung



Im Amt als Bürgermeister sieht Schöddert die "Herausforderung, die Geschicke der VG zum Wohl der Bevölkerung mitzugestalten". Er möchte Interessen der Mitbürger vertreten, auch mit Blick auf die Diskussion um reformbedürftige Verwaltungsstrukturen. "Ich bin überzeugt, die erforderlichen Kompetenzen und beste Voraussetzungen mitzubringen, bin zudem glänzend motiviert und deshalb für die Zukunft eine echte Alternative", sagt Schöddert.

Die Geschicke der VG lägen am besten in den Händen eines parteiunabhängigen Bürgermeisters. Entsprechend werbe er um die Gunst aller Wahlberechtigten. Die Beschlüsse der Gremien von SPD, FWG und Grünen wolle er keineswegs vorwegnehmen. Und: "Mit Blick auf die derzeitige Situation in der CDU stehe ich selbstverständlich auch dort für Gespräche zur Verfügung."

Nach aktuellem Stand läuft es darauf hinaus, dass SPD, FWG und Bündnis 90/Die Grünen Schöddert unterstützen. "Die Chancen sind höher, als wenn jede Gruppierung einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken würde", sagt Johannes Dreimüller, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Obere Kyll. Die SPD will bei einer Mitgliederversammlung am Mittwoch, 6. August, um 19.30 Uhr im Restaurant "Zum alten Bahnhof" in Lissendorf darüber beraten. Die Entscheidung soll auf einer weiteren Mitgliederversammlung voraussichtlich am Mittwoch, 27. August, fallen.

CDU hält sich noch alle Optionen offen



"Wir wollen uns nicht gegenseitig Stimmen wegnehmen", unterstreicht FWG-Vorsitzender Lothar Schun. "Für uns als FWG ist es leichter, einen unabhängigen Bewerber zu unterstützen als einen Partei-Kandidaten." Ende August wird sich Schöddert den Mitgliedern vorstellen, die dann über eine Unterstützung entscheiden.

Auch Stefan Barth, für die Grünen im VG-Rat, will Schöddert bitten, sich im Kreisvorstand Vulkaneifel und in der Mitgliederversammlung vorzustellen. Ein zweiter Kandidat neben Arenz sei im Sinne der Demokratie wünschenswert. "Wenn man möchte, dass ein Kandidat gewinnt, ist es wichtig, möglichst viel Unterstützung zusammenzubringen", begründet Barth die Absprache mit SPD und FWG.

Ob die CDU einen eigenen Kandidaten aufstellt, ist weiterhin offen. Rainer Helfen, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands, erfuhr am Mittwoch über den TV von dem neuen Bewerber: "Wir werden Mitte August im neuen Vorstand über das weitere Vorgehen sprechen."

Meinung

Der Druck wird größer

Die Absprache zwischen SPD, FWG und Grünen zur Bürgermeisterwahl an der Oberen Kyll kommt nicht überraschend. Wer der bisher übermächtigen CDU mit ihrer absoluten Mehrheit im VG-Rat erfolgreich trotzen will, muss seine Kräfte bündeln. Schon bei der Beschäftigung mit der Kämmerer-Affäre ergab sich häufig die Zusammenarbeit in der "Opposition", während sich die "regierende" CDU mit Kritik an der Verwaltungsspitze zurückhielt. Hinter dieser Zurückhaltung stand unter anderem auch die taktische Überlegung, das eigene Nest nicht zu beschmutzen. Es war zudem lange nicht klar, ob die CDU nicht erneut mit Werner Arenz in den Wahlkampf zieht. Und auch nach dessen Unabhängigkeitserklärung warten alle auf die Entscheidung, ob seine Partei ihn toleriert oder einen zusätzlichen Kandidaten gegen ihn ins Feld führt. Unabhängig von der Qualifikation und Persönlichkeit des bisher weitgehend unbekannten Martin Schöddert: Durch seine Kandidatur steigt der Druck auf die CDU, zumal er wohl mehrere Farben hinter sich schart. Deshalb wird es Zeit, dass auch die Schwarzen endlich Farbe bekennen - Unterstützung Schödderts nicht ausgeschlossen. m.hormes@volksfreund.de

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