Offener Brief gegen den Schwerlastverkehr in den Eifeldörfern

Winterspelt · Drei Bürgermeister fordern in einem offenen Brief, endlich den Schwerlastverkehr aus ihren Dörfern zu halten. Ob ihre Lösungsvorschläge zum Erfolg führen, ist aber ungewiss.

 Besonders an dieser Kreuzung in Pronsfeld knubbelt sich Tag für Tag der Umleitungsverkehr. TV-Foto: Frank Auffenberg

Besonders an dieser Kreuzung in Pronsfeld knubbelt sich Tag für Tag der Umleitungsverkehr. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Auf der A 60 wird gearbeitet, der Verkehr ab Bleialf über die L16 geführt - die Dörfer ächzen aktuell unter der "kurzfristigen" Mehrbelastung - bis zum Spätherbst will man aber fertig sein (der TV berichtete) und alles wird wieder gut. Doch wird es das wirklich? Die Ortsbürgermeister von Winterspelt, Habscheid und Pronsfeld sind pessimistisch und appellieren in einem offenen Brief dafür, gerade den Schwerlastverkehr endlich aus ihren Dörfern rauszuhalten.

"Der Umleitungsverkehr ist sehr stark, doch wenn der weg ist, wird es nicht besser", befürchtet Hubert Tautges, Ortsbürgermeister von Winterspelt. Es bleibe das Problem der Lastwagen, die von der Autobahn abfahren, um Maut zu sparen. Vor einem Jahr wies er Politik, Gewerbe und Verwaltung in einem ersten Schreiben darauf hin. Besonders die Molkerei Arla-Foods sei in die Pflicht zu nehmen, seien es doch besonders ihre Containertransporter, die Sorgen bereiteten. Das Düsseldorfer Unternehmen zeigte sich verständig. Es versicherte, dass alle eigenen Fahrer klare Anweisung haben, nicht über Land zu fahren, und versprach, mit den externe Speditionen zu reden.

Im gemeinsamen Schreiben der Dorfchefs, wird der Pronsfelder Molkereistandort allerdings erneut als Mitschuldiger genannt.

Vier Punkte werden zur Lösung der Probleme aufgeführt: Der korrekte Weg zur Arla solle schon am Grenzübergang ausgeschildert, der Verkehr müsse erneut gezählt und die Hersteller von Navigationsgeräten sollten auf die korrekte Zielführung hingewiesen werden. Auch solle die Arla erneut ihre Partner auf die Schwierigkeiten hinweisen.
Arla-Pressesprecher Wolfgang Rommel überrascht der erneute Vorstoß: "Es bleibt dabei, unsere Fahrer nutzen die Autobahn und unsere Spediteure sind informiert." Er könne sich kaum vorstellen, dass sie sich nicht daran hielten: "Der Zeitaufwand, der Verschleiß und der Energiebedarf ist doch auf der Landstrecke viel höher. Das nimmt wohl kaum jemand in Kauf, nur um 1,50 Euro zu sparen." Zudem habe eine Verkehrszählung im vorigen Sommer ja gezeigt, dass dort keine Containertransporte herfuhren. Möglich sei natürlich immer, sagt Rommel, dass mal ein Tankwagen die Strecke befahre. "Das wiederum ist aber nicht zuverhindern, weil die Milch ja irgendwie bei den Landwirten abgeholt werden muss." Doch wie soll es weitergehen? Die Dorfchefs sehen nun besonders die Politik in der Pflicht. "Mit der Hochmoselbrücke wird der Verkehr weiter steigen", schreiben sie. Nur die Fertigstellung der Autobahn (siehe Info) werde das schließlich auffangen können, sagt Tautges. Eine Forderung, die vonseiten der Arla voll unterstützt werde, sagt Rommel.Meinung

Baut endlich fertigDie Arla versichert, dass es nicht ihr Lastverkehr sei, der das Problem ausmache, die Ortsbürgermeister wollen es nicht so recht glauben. Ob Hinweisschilder, neue Zählungen, bessere Navis und weitere Gespräche mit den Spediteuren helfen werden, ist ungewiss. Doch eins ist wohl sicher, besonders wenn wieder einmal eine Umleitung fällig ist: Wäre die A 60 zwischen Prüm und dem Grenzübergang Steinebrück nicht nur eine behauptete, sondern eine richtige Autobahn, müsste nicht ständig über die Dörfer umgeleitet werden, und auch so mancher noch unbelehrbare Fahrer ließe sich möglicherweise nicht in Versuchung führen, eine Landpartie zu wagen. f.auffenberg@gmx.deExtra: DER A 60-ABSCHLUSS FEHLT NOCH IMMER

Der A 60-Ausbau zwischen Prüm und Bitburg wurde 2000 abgeschlossen, zwischen Bitburg und Wittlich 2002. Ab der Anschlussstelle Prüm und der Grenze zu Belgien ist die Strecke allerdings auf etwa 15 Kilometern nicht als "Autobahn" ausgebaut und nur zweispurig. Der Bundesverkehrswegeplan macht auch kaum Hoffnung auf einen durchgehenden Ausbau, dieser ist darin nur im "weiteren Bedarf" aufgeführt. Grund: zu wenig Verkehr für einen Vollausbau.

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