Offensive gegen Leerstände

Kyllburg · Kyllburgs Stadtzentrum soll schöner werden: Eine Initiative um Stadtbürgermeister Wolfgang Krämer, Hotelbetreiberin und Ratsfrau Marion Seitz sowie den Düsseldorfer Kommunalpolitiker und langjährigen Kyllburg-Gast Dietmar Wolf will den Ladenleerstand in der Hoch- und Bahnhofstraße bekämpfen und den Stadtkern attraktiver gestalten.

Kyllburg. Die guten alten Zeiten, als der Eifeler Hof mit seinen 200 Betten noch die Gäste lockte und das Stadtzentrum die Besucher mit zahlreichen Cafés und kleinen Läden anzog, sind in Kyllburg schon lange vorbei. Nach wie vor ist nicht klar, wie es mit dem Eifeler Hof weitergeht, der seit 2008 in den Händen der holländischen Lin-Gruppe ist (der TV berichtete).
Zwölf Geschäfte stehen leer


Das ehemalige Luxushotel steht leer - ebenso wie zwölf Geschäfte in der Hoch- und Bahnhofstraße. Sie bieten teilweise ein tristes Bild: Putz und Farbe bröckeln von den Fassaden, an manchen Stellen ziehen sich Risse durch die Schaufensterscheiben, an den Decken der verwaisten Läden hängen die Spinnweben. Kein schöner Anblick nicht nur für die Kyllburger, sondern auch für Touristen: "Die Gäste fragen, wo sie denn in Kyllburg hingehen können", sagt Marion Seitz, Betreiberin des Hotels Müller, "und dann komme ich immer in Erklärungsnot."
Auch Dietmar Wolf aus Düsseldorf ist seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßiger Gast im Hotel Müller. Er kommt gerne nach Kyllburg, mag die Landschaft, die Leute und den Charme der Stadt - insbesondere "die wunderschöne Eifeler Sandsteinarchitektur". Doch der gelernte Touristiker, der mittlerweile auf kommunalpolitischer Ebene in der Düsseldorfer Wirtschaftsförderung arbeitet, hat miterlebt, wie in den vergangenen Jahren mehr und mehr Läden in Kyllburg schließen mussten. "Ich bin zuletzt kopfschüttelnd über die Hoch- und Bahnhofstraße gegangen", sagt Wolf, "deswegen habe ich gesagt: ,Kommt, macht doch mal was.\'" Gemeinsam mit Hoteleigentümerin Seitz und Kyllburgs Stadtbürgermeister Wolfgang Krämer hat der Düsseldorfer eine Kampagne zur Attraktivierung des Stadtzentrums gestartet.
"Wir wollen nicht mehr klagen, sondern gemeinsam überlegen, was man tun kann", sagt Krämer. In einem ersten Schritt wurden die 30 Eigentümer der Gewerbeimmobilien in der Hoch- und Bahnhofstraße zu einem Runden Tisch geladen, an dem auch Matthias Schmitt von der Industrie- und Handelskammer teilnahm (siehe Kurzinterview). "25 Immobilienbesitzer waren da", zeigt sich Stadtchef Krämer von der Resonanz beeindruckt - und auch von dem, was bei diesem ersten Treffen besprochen wurde: "Ganz viele sind bereit, sich einzubringen."
Klar sei jedoch auch, dass es nicht mehr gelingen werde, den Einzelhandel, wie er vor Jahrzehnten noch in Kyllburg vorhanden war, wieder anzusiedeln. "Dafür ist die Sogwirkung von Mittelzentren wie Bitburg einfach zu groß", sagt Krämer. Was allerdings konkret angepackt werden soll: "Wir wollen die Schaufenster schön gestalten, auch wenn die Geschäfte leerstehen", sagt der Stadtbürgermeister. Beim sogenannten "Window-Dressing" können verwaiste Laden-Schaufenster etwa mit Produktpräsentationen ortsansässiger Firmen und Ausstellungen lokaler Vereine interessanter gestaltet werden. Vorbild dafür ist der ehemalige Schlecker-Laden in der Kyllburger Hochstraße: Dort lässt Hauseigentümerin Agnes Friederichs derzeit Künstler ihre Werke zeigen.
Sechs Immobilieneigentümer erklärten sich bei dem Auftakttreffen bereit, nach dem Ende der Heizperiode im kommenden Frühjahr ihrerseits ihre Schaufenster zu gestalten.
Stadtchef Krämer, Hoteleigentümerin Seitz und Touristiker Wolf wollen sich darum bemühen, weitere Hauseigentümer und Gewerbetreibende, die in leerstehenden Geschäften Werbung machen wollen, zusammenzubringen. "Unser Bestreben ist es, Kyllburg schöner zu machen", betont Seitz und hofft darauf, dass weitere Hauseigentümer mitanpacken, Fenster putzen, Läden sauber machen und Fassaden streichen.
Ideen: Buch- und Dorfladen


Ein erster Schritt, aber nicht der einzige, den sich die drei vorgenommen haben. "Wir müssen uns Gedanken über die weitere Vermarktung der leerstehenden Läden machen", sagt Wolf: "Mir fehlen beispielsweise ein schönes Café im Stadtzentrum und vielleicht auch ein Buchladen." Auch eine Kombination im Sinne eines Buchcafés könne er sich vorstellen, geeignete Objekte gebe es dafür reichlich. Stadtbürgermeister Krämer liebäugelt mit einer Art Dorfladen, bei dem alle Dinge des täglichen Bedarfs angeboten werden. Eines allerdings ist allen Beteiligten klar: "Hinsetzen und warten, dass der große Investor kommt und den Eifeler Hof wiederbelebt - das klappt nicht", betont Wolf.

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