Oft mehr Schein als Sein

BITBURG. Während Bitburgs Beziehungen zu den Partnerstädten Shelbyville und Diekirch ein Aktenschrankdasein fristen, erobert eine polnische Gemeinde die Herzen in Bitburg-Land.

Die Stadt Bitburg und die Verbandsgemeinde Bitburg-Land haben so viele gemeinsame Interessen, dass über ein Zusammenschluss der beiden Verwaltungseinheiten nachgedacht wird. Doch wenn es um die Beziehungen mit ausländischen Kommunen geht, sieht die Sache ein wenig anders aus. Seit 1962 ist Bitburg fünf Städtepartnerschaften eingegangen: mit Shelbyville in Kentucky, USA (1962), Rethel in Frankreich (1962), Arlon in Belgien (1965), Diekirch in Luxemburg (1965) und Bad Köstritz in Thüringen (1993). Da ist viel Zeit vergangen, um sich kennen zu lernen und die Bindungen zu vertiefen. Nicht in jedem Fall wurde diese Zeit genutzt.Nach 36 Jahren die Beziehung wiederbelebt

Zwischen 1962 und 1998 lagen die Beziehungen zu Shelbyville, mit Ausnahme einer Freundschaft der Amateurfunker, auf Eis. Nach 36 Jahren beschlossen die Amerikaner, die Partnerschaft wieder zu beleben. Im April 1998 stellte Bürgermeister David Eaton den Kontakt nach Bitburg her. Im August 2001 lernten sich dann die offiziellen Vertreter beider Städte erstmals persönlich kennen: Bürgermeister Streit war nach Shelbyville gereist. Im November 2001 besuchte eine Delegation aus Shelbyville Bitburg. Seitdem ist der Kontakt jedoch wieder eingeschlafen. "Das Problem bei Shelbyville sind einfach Entfernung und Kosten", sagt Bitburgs Pressesprecher Werner Krämer.Delegation bei den wichtigsten Festen dabei

An den wichtigsten Festen der übrigen Partnerstädte nimmt in der Regel eine offizielle Delegation aus Bitburg teil. Im Falle der luxemburgischen Partnerstadt Diekirch gibt es darüber hinaus wenig Anknüpfungspunkte. "Vielleicht ist Diekirch zu nah", mutmaßt Krämer. Lebhafter ist der Austausch mit Arlon, Rethel und Bad Köstritz - erkennbar an Schüleraustauschen, Gastkonzerten, Basketball-Turnieren oder gemeinsamer Sportfischerei. Solche Kontakte sind hauptsächlich auf das Engagement von Schulen, Vereinen oder Privatleuten zurückzuführen - ein Einsatz, den die Stadt finanziell fördert. Für ihr kommunales Engagement zur Pflege der Partnerschaften stehen der Stadt Bitburg jährlich 2500 Euro zur Verfügung. Davon wurden dieses Jahr bereits 1500 Euro in eine seit 1994 bestehende Patenschaft der Marinetauch-schule in Neustadt/Holstein investiert. Sie ermöglicht Bitburgern eine kostenlose Tauchausbildung. Bleiben noch 1000 Euro für die Beziehungspflege zu den übrigen fünf Partnerstädten. Ein anderes Bild internationalen Austauschs bietet die Partnerschaft zwischen der Verbandsgemeinde Bitburg-Land und dem polnischen Klein-Strehlitz in Oberschlesien. Seit ihrer offiziellen Besiegelung im Jahr 2000 waren zu verschiedenen Anlässen etwa 300 Klein-Strehlitzer zu Gast in der Region und ebenso viele Süd-Eifeler in Polen. Um die Pflege der Beziehungen kümmert sich der gemeinnützige Verein "Gemeindepartnerschaft Bitburg-Land - Klein-Strehlitz e.V." Zu dessen Mitgliedern zählen neben der VG interessierte Privatpersonen sowie die Ortsgemeinden Idenheim, Wolsfeld, Messerich und Dudeldorf. Zur Fünf-Jahres-Feier im Mai waren 76 Klein-Strehlitzer die mehr als 1000 Kilometer angereist. "Da wird Partnerschaft gelebt"

Am 3. Juli empfängt die St. Matthias Realschule in Bitburg 30 polnische Austauschschüler (siehe Hintergrund). "Da wird die Partnerschaft gelebt", sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Josef Junk. Dies sei das Ziel des Vereins - weg von den Treffen der Honoratioren hin zu Menschen, die sich persönlich begegnen. Auch eine deutsch-polnische Hochzeit habe es bereits gegeben. "Der Bürgermeister von Dudeldorf hat seine Frau durch den Austausch mit Klein-Strehlitz kennen gelernt", berichtet Junk.

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