Ohne Bademeister keine Freibadsaison

Kyllburg · Der erste ist kurz vor Vertragsabschluss abgesprungen, der zweite fühlte sich überfordert. Das Kyllburger Freibad kann aber ohne das wichtigste Glied in der Kette - den Bademeister - den Betrieb nicht aufnehmen. Deshalb bleibt das Bad laut Verbandsgemeinde an Pfingsten geschlossen.

Kyllburg. Die Vögel zwitschern, die Kyll plätschert vor sich hin. Am Flussufer liegt idyllisch und umgeben von Wald das Kyllburger Freibad. Das Bad ist nicht riesig, hat aber einen großen Liegewiese, ein Beach-Volleyball-Feld, einen Kinderspielplatz und eine Sonnenterrasse mit Kiosk. Die Anlage, die 2012 von 21 000 Menschen besucht wurde, ist bereit für die Freibadsaison 2013. Die sollte an Pfingsten starten. Doch das Bad bleibt vorerst geschlossen. "Wir werden die Eröffnung verschieben müssen. Ohne den Bademeister für die Aufsichtsfunktion ist kein Badbetrieb möglich", sagt Rainer Wirtz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg in der Sitzung am Dienstag. Dort hatte der VG-Rat das Thema Freibad aufgrund der Dringlichkeit kurzerhand in den öffentlichen Teil geschoben, ursprünglich sollte im nichtöffentlichen Teil darüber diskutiert werden. Die Stimme des VG-Chefs klingt beinahe verzweifelt: "Wir suchen auf allen Kanälen dringend einen Bademeister. Wenn Sie Hinweise haben, wo wir einen finden können, sagen Sie uns Bescheid."
Der bisherige Bademeister hat sich laut VG nach zehn Jahren im Kyllburger Freibad nach Luxemburg orientiert. Das sei ein oft auftretendes Problem, sagt Bernd Rademacher, erster Vorsitzender beim Landesverband deutscher Schwimmmeister in Rheinland-Pfalz und dem Saarland: "Viele Kollegen werden nach Luxemburg abgeworben, weil der Verdienst dort einfach viel besser ist." Ein neuer Anwärter war für Kyllburg jedoch schnell gefunden. "Zwei Tage vor Vertragsbeginn hat er uns sitzengelassen", sagt Wirtz. Auch der zweite Anwärter sprang ab. Er hätte sich mit dem technischen Betrieb des Bades überfordert gefühlt. Wirtz: "Es bringt nichts, jemanden, der kurz vor dem Burnout steht, in die Saison zu schicken."
Warum die Technik den Mann überfordert hat, versteht die Verwaltung nicht. "Grundsätzlich sind im Freibad Kyllburg gegenüber anderen Freibädern keine besonderen Anforderungen gegeben." Vom Profil her brauche man einen Schwimmmeister, der auch kleinere handwerkliche Dinge problemlos erledigen könne. "Wir haben ein Freibad, das sich in einem guten Zustand befindet, an dem regelmäßig notwendige Wartungsarbeiten durchgeführt werden und das grundsätzlich jeder Zeit geöffnet werden kann."
Personal geht nach Luxemburg


In der Regel beschäftigt die VG im Freibad einen Schwimmmeister, der - abhängig von der Besucherzahl - von einigen Aushilfen unterstützt wird, sagt Wirtz. Voraussetzung sei eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe oder zum geprüften Meister für Bäderbetriebe (siehe Extra). Auf die Frage nach dem Gehalt einer solchen Fachkraft, sagt Rademacher: "Das ist ein wunder Punkt." Ausgebildete Fachkräfte, die nach dem öffentlichen Diensttarif bezahlt werden, verdienen bei einer zugrundegelegten Arbeitszeit von 160 Stunden pro Monat zwischen 1100 und 2000 Euro netto im Monat, je nach Ausbildung und Alter. Das sei zu wenig. Außerdem gebe es nicht genug Fachkräfte in dem Bereich.
Doch Rademacher verrät: "Nächste Woche werde ich nach Kyllburg fahren und eine Anwärterin für den Job dabei haben." Vielleicht kann das Freibad dann doch seine Pforten öffnen - dann muss nur noch das Wetter mitspielen.Extra

In Rheinland-Pfalz werden zurzeit 91 Menschen zu Fachkräften im Bäderbereich ausgebildet. In der Region bilden laut ADD das Cascade in Bitburg, die VG Irrel, VG Neuerburg und die VG Prüm Fachkräfte aus. Während der dreijährigen Ausbildung bekommen die angehenden Fachkräfte laut Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier zwischen 793 und 889 Euro brutto. Der Schwimmmeister sei laut Bernd Rademacher vom Landesverband deutscher Schwimmmeister Rheinland-Pfalz/Saarland Gärtner, Maler und Schlosser in einem, da er sich um die gesamte Badanlage kümmere. Im Winter baue er Überstunden ab und nehme seinen Urlaub. MRA

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