Ohne Laien geht es nicht

PRÜM. In den katholischen Pfarrgemeinden im Bistum Trier sind am Wochenende Wahlen. Die Christen entscheiden, wer sie in den kommenden vier Jahren im Pfarrgemeinderat vertritt. Allein in Prüm sind rund 3000 Katholiken aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben.

Bei den beiden vergangenen Wahlen in der katholischen Kirchengemeinde St. Salvator in Prüm war die Beteiligung alles andere als hoch. Nur rund 30 Prozent der Wahlberechtigten fanden den Weg zur Urne. Das soll sich in diesem Jahr allerdings ändern. Offensiv nämlich geht der amtierende Rat mit dem aktuellen Wahlaufruf um: Nicht nur, dass dieses Mal eine aufwändig vorzubereitende Briefwahl den Katholiken die Entscheidung zur Teilnahme erleichtern soll; auch Öffentlichkeitsarbeit wird betrieben, damit weitere Hinweise auf den Termin 8. und 9. November in den Medien erfolgen.Wissen, was die Kirche leistet

"Die Kirche tritt immer mehr in den Hintergrund", bedauert Raphaele Hermans, amtierende Pfarrgemeinderatschefin in der Abteistadt. Vielleicht schaffe man es auf diesem Weg, die Leute noch einmal mehr zu interessieren für das, was Kirche leiste."Die Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahren war eben nicht gut", erneuert Raphaele Hermans ihr Bedauern über die schwache Resonanz und rührt daher noch einmal tüchtig die Werbetrommel. Die Briefwahl schaffe in der Tat die Möglichkeit, eine wesentlich höhere Frequenz zu erreichen.21 Personen haben sich in Prüm für eine Kandidatur zur Verfügung gestellt. Zwölf von ihnen werden gewählt, sechs zusätzliche Personen können zudem berufen werden. Als so genannte geborene Mitglieder gehören neben Pastor und Dechant Robert Lürtzener die Pastoralreferentin Petra Schweisthal, Gemeindereferent Thomas Maas und Diakon Horst Klein dem Gremium automatisch an.Unter der Überschrift "Für Gott und die Welt" wirbt auch das Bistum offensiv für die Wahlteilnahme: "Ihr Einsatz, bitte", heißt es in einem Faltblatt. Es sei halt wie im Spielkasino: "Sie entscheiden selbst, wie hoch der Einsatz ist. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass Sie in Sachen Pfarrgemeinderat nur gewinnen können", heißt es da. Und: "Bereits Ihr Gang zur Wahlurne ist ein Zeichen der Unterstützung. Für alle, die das ,Abenteuer Pfarrgemeinderat‘ in Angriff nehmen. Noch besser: Sie kandidieren selbst", trommeln die bischöflichen Öffentlichkeitsarbeiter.Die Mustergeschäftsordnung für die Pfarrgemeinderäte kommt hingegen nicht ganz so verheißungsvoll daher. In Paragraph zwei, Absatz eins, heißt es unter anderem: "Aufgabe des Pfarrgemeinderats ist es, die gemeinsame Sendung aller darzustellen, die einzelnen Dienste und Gruppen zu integrieren und zwischen der Gemeinde und ihnen zu vermitteln."Der Pfarrgemeinderat Prüm hat in den vergangenen vier Jahren derweil ein großes Programm bewältigt. Neben der Mitwirkung bei der Friedhofsplanung über Aktionen für und mit Behinderten ging es zum Beispiel um den katholischen Kindergarten, um die Schwangerenberatung Donum Vitae, um die Hompage der Pfarrgemeinde ( www.basilika-pruem.de) und den Frohnleichnamsaltar vor dem ehemaligen Konvikt.Eine Frau als Pastorin? - Ja!

"Manchmal könnte man meinen, das sind alles Peanuts", erklärt Raphaele Hermans, jedoch sei dies alles wichtig. Man müss eben "ein bisschen am Ball bleiben". Deshalb sollten Laien weiter aktiv in der Kirche mitarbeiten, ohne sie ginge es einfach nicht.Ratschefin Hermans, die den Zölibat lieber heute als morgen aufgelöst sähe, liegt es derweil fern, die Amtskirche zu kritisieren. Aber es gebe Sachen, "über die man reden sollte und die man in Frage stellen kann". Und eine Frau als Pastorin? "Warum denn nicht?", fragt sie spontan zurück und ergänzt: "Warum geht die Ehe denn bei evangelischen Pastören?" Vielleicht könne sich ein verheirateter Seelsorger zudem auch viel besser in Probleme versetzen, die Familien drückten. Deshalb lautet ihr aufrüttelndes Fazit: "Nur wenn genügend Interesse an der Basis vorhanden ist, kann man was bewegen."

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