"Ons Hemecht"

NEUERBURG. Johann Anton Zinnen ist Schöpfer der Nationalhymne Luxemburgs. Dem Neuerburger Komponisten widmet TV-Leser Albert Borrelbach ein Portrait in unserer Reihe "Stadtgeschichte(n)".

Wenn die Nationalhymne Luxemburgs erklingt, horchen manche Neuerburger auf und summen die getragene Weise mit. Der Schöpfer dieser Hymne stammt aus Neuerburg. Johann Anton Zinnen wurde am 25. April 1827 im Eifelstädtchen geboren. Ihm zu Ehren steht an der Einfahrt zum Zinnenplatz ein Denkmal mit der fest verankerten europäischen Achse Neuerburg - Luxemburg - Paris. Norbert Klinkhammer schuf Büste und Inschrift. Den monumentalen Stein hatte 1977 Hans Heinen, der wenig später ins Amt berufene und inzwischen gestorbene Stadtbürgermeister, herbeischaffen lassen.Geburtsstunde in Ettelbrück

Die Familie Zinnen gehörte 1821 zu den Mitbegründern des Musikvereins Neuerburg. Bis 1833 war Vater Johann Baptist Dirigent. Die Zinnens wohnten später in Clerf, Diekirch und Larochette. Der junge Johann Anton Zinnen war musikalisch überaus begabt und kreativ. Überall und bei jedem musikalischen Treffen wurden sein Talent und sein Können an den Instrumenten und am Dirigentenpult gerühmt. Es folgten Jahre großer Schaffensfreude. Zinnen wurde Garnisonskapellmeister, Musikdirektor in der Stadt Luxemburg, Direktor des Konservatoriums und Chef des Luxemburgischen Musikverbandes. Er starb 1898 in Paris an den Folgen eines Treppensturzes. Sein Grab befindet sich auf dem Liebfrauenfriedhof in Luxemburg-Stadt. Ein paar Meter weiter ruht Wilhelm Voigt, der "Hauptmann von Köpenick". Das musikalische Erbe Johann Anton Zinnens ist groß. 170 Werke künden von seinem unermüdlichen Schaffen. Walzer, Polkas, Tänze, Märsche, Operetten mit Lokalkolorit und zeitgeschichtlichem Flair, Kantaten zur Octave, Sinfonien, orchestrale Sonderwerke, Trauermärsche, Ballett-Musik und die komische Oper "Le Loup" gehören dazu. In Paris lebte er ab 1882 und gründete dort die hoch angesehene "Letzebuerger Musek". 1864 war Ettelbrück Schauplatz eines Riesenkonzerts mit 550 Sängern und 240 Musikern. Es war die Uraufführung von "Ons Hemecht". Komponist Johann Anton Zinnen dirigierte das vierstimmige Werk. Überschwänglich waren nicht nur Beifall und Anerkennung, sondern auch die Kunde im ganzen Land: "Dat ass se, eijs nei Hymn!" Sie setzte sich durch, hatte aber von der Melodie und vom Text her noch eine Zeit lang einen Widersacher, allgemein noch heute bekannt unter dem Refrain: "Mir wellen bleiwe wat mir sin, wie mir esou zufridde sin." In beiden Fällen hatte Michel Lentz getextet. Das Erstaunen war groß, als Premierminister Jacques Santer die Hymne 1990 in die Gesetzesvorlage brachte. 1993 wurde sie besiegelt. Der Musikverein 1821 Neuerburg, der Männergesangverein 1865 und der Kirchenchor "Cäcilia" haben zwei bis drei Werke Zinnens im Repertoire. Es gilt als anspruchsvolle Literatur. Ein Wunsch der Neuerburger ging bisher noch nicht in Erfüllung: Zu gerne würde der Musikverein "Ons Hemecht" im Stade Municipale vor einem Länderspiel intonieren. Wenn dann auch noch Herbert Fandel, dessen Heimatverein die DJK Utscheid ist, als Schiedsrichter angesetzt würde, könnten die Neuerburger bereits vor dem Anpfiff ein kleines Zinnen-Festival feiern.

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