Pack' die Badewanne ein…

BITBURG/GEROLSTEIN. Hunderte von Helfern waren beim "Dreck-weg-Tag" am vergangenen Samstag in Bitburg und Gerolstein im Einsatz . Vor allem in der Brunnenstadt halfen viele mit.

"Braucht noch einer Handschuhe?", ruft ein Mann und hält die letzten gelb-weißen Exemplare in die Luft. Ein anderer verteilt blaue Müllsäcke. Es ist kalt an diesem Morgen. Kalt, nass und dreckig. An Temperatur und Feuchtigkeit können die Menschen, die sich hier versammelt haben nichts ändern, doch was ist mit dem Dreck? Der muss weg, sind sich alle einig. Deshalb sind sie schließlich hier, die rund 100 Menschen, darunter Vereine, ganze Familien, Feuerwehrleute sowie Mitarbeiter der Stadt. Georg Linnerth, Bürgermeister in Gerolstein, gibt letzte Anweisungen, sagt den einzelnen Gruppen, wo sie sammeln sollen. Dann ziehen die Räumtrupps mit blauen Müllsäcken los, verstreuen sich in ganz Gerolstein. Gut 150 weitere Bürger sind in insgesamt acht Stadtteilen unterwegs. Sie haben in der Vergangenheit schon öfter an ähnlichen Aktionen teilgenommen, sagt Linnerth. Doch so viele wie diesmal seien es noch nie gewesen.Auch in Bitburg sind mehr Helfer am Start, als noch vor wenigen Tagen erwartet und als in den Jahren zuvor. Doch richtig viele sind es nicht. Außer den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes und Helfern des Technischen Hilfswerkes (THW) haben sich in der Kernstadt nur 15 weitere Bürger für die gute Sache begeistern lassen.Müllmenschen ohne Kopf

"Immerhin!", sagt Werner Krämer von der Stadtverwaltung zufrieden, während er mit einem Kollegen im Bauhof Klappbänke und Tische aufstellt. "Heute Mittag gibt's Gulasch."Ungefähr 100 Meter Luftlinie entfernt kämpfen sich Jugendliche des THW durch vermüllte Straßengräben. "Äääh, hier liegt ja 'ne Unterhose!", ruft einer und lässt das Prachtstück in seiner Mülltüte verschwinden. Auch entlang des Bahngleises sind Bürger unterwegs. "Es sind in diesem Jahr deutlich weniger Dosen", sagt Krämer, der inzwischen mitsammelt. "Und weniger Sperrmüll", fügt er hinzu und zeigt auf die Eisenbahnunterführung an der Mötscher Straße, wo schon öfter halbe Haushaltseinrichtungen entsorgt wurden. Mit dem Resultat unsachgemäßer Entsorgung sind auch an die 30 Helfer in Mötsch beschäftigt. Mit Traktoren und Hängern fahren sie über die Feldwege und befreien die Wiesen um Mötsch vom Dreck.Zehn Kubikmeter Müll werden in Bitburg und Mötsch an diesem Tag gesammelt, in Gerolstein sind es sogar mehr als 30. Dort haben sich die Helfer mittlerweile in der Stadthalle eingefunden, wärmen sich auf und essen ebenfalls wohlverdiente Gulaschsuppe. Draußen auf dem Parkplatz am Rondell stehen Müllcontainer und eine Bühne. Vor und auf der Bühne liegt überall verstreut Unrat, dazwischen sind Mädchen des St. Matthias Gymnasiums, die aus dem Müll Skulpturen und menschenähnliche Figuren formen."Die Menschen haben keine Köpfe", erklärt Kunstlehrer Helmut Blinn, der gemeinsam mit seiner Kollegin Jacqueline Beauducel das außergewöhnliche Schulprojekt betreut, "weil die Personen, die den Müll in die Gegend schmeißen, ohne Bewusstsein handeln". Ein Beweis dafür steht neben ihm: eine grüne Badewanne, die ebenfalls gefunden wurde und in der jetzt ein Müllmann ohne Kopf ruht. Die Schulen hätten zum Teil schon freitags gesammelt, sagt Linnerth, und auch die Kindergärten hätten sich mit dem Thema Müll beschäftigt. Dankbar ist er, dass so viele geholfen haben und dass sie von Sponsoren unterstützt wurden, darunter eine Bäckerei, eine Metzgerei, zwei große Getränkehersteller und die Filiale einer weltweiten Fastfoodkette, die nur wenige Meter vom Rondell entfernt liegt. "Mit Sicherheit nicht ganz ohne Grund", sagt Linnerth und grinst.

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