Peiner-Ausstellung: Ausrichter zufrieden, Kritiker unversöhnlich

Schleiden-Gemünd · Die bereits lange vor der Eröffnung umstrittene Dokumentation über den Maler Werner Peiner im Schleidener Kunstforum Eifel (der TV berichtete) geht zu Ende. Letzter Ausstellungstermin ist Sonntag, 26. August. Die Ausrichter sind zufrieden, die Kritiker bleiben empört.

 Dieter Pesch mit einem Werk von Werner Peiner. TV-Foto: Peter Jakob Klein

Dieter Pesch mit einem Werk von Werner Peiner. TV-Foto: Peter Jakob Klein

Schleiden-Gemünd. Die Wellen schlugen hoch vor einem Jahr: Im August 2011 kündigte der ehemalige Direktor des Rheinischen Freilichtmuseums in Kommern, Dieter Pesch, eine Ausstellung über den Maler Werner Peiner an.
Damit rückte ein Künstler wieder in die Öffentlichkeit, der nach Meinung vieler Fachkundiger zu Recht schon lange keinerlei Bedeutung mehr hatte: Denn Peiner gründete Mitte der 1930er Jahre im Eifelort Kronenburg die "Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei". Von den Nationalsozialisten ließ er sich fördern und beauftragen, Adolf Hitler zählte ihn zu den "Gottbegnadeten". Das galt jedoch nur bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Danach verschwand der Maler in der Versenkung.
Die Kritiker warnten: Eine solche Ausstellung verführe dazu, einen Nazikünstler auf den unverdienten Sockel zu heben. Pesch jedoch versprach eine historisch korrekte Aufarbeitung.
Pesch stellt Peiner als einen Künstler dar, der sich offenbar im Verlangen nach Ruhm nur zu gerne von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ. Sein Urteil: Peiner sei eindeutig ein Nationalsozialist gewesen. Und als Künstler, der modern begann, dann im Stil der "Neuen Sachlichkeit" arbeitete und sich schließlich dem Monumentalen hingab, bestenfalls zweitrangig.
Diesen "ernsthaften wissenschaftlichen Umgang" mit Peiner hätten auch die Besucher gewürdigt, teilt Dieter Pesch nun in einem vorläufigen Fazit mit. Bisherige Peiner-Verehrer seien gar ernüchtert gewesen, "da ihnen die Verstrickung des Malers in den Nationalsozialismus nicht bewusst war". Auch die vorab kritisch eingestellten Besucher hätten sich davon überzeugt, "dass die Dokumentation - trotz gelegentlich gegenteiliger Bekundungen im Internet - über Peiners Rolle im Nationalsozialismus umfassend aufklärte". Das habe auch für das Buch gegolten, das Pesch gemeinsam mit seinem Sohn Martin verfasst hat. Beim "Eifeler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt" sieht man das allerdings ganz anders: Dort hat sich Marita Rauchberger das Buch vorgenommen. In ihrem Fazit auf der Website des Bündnisses schreibt sie: "Eine Mythosstürzung fand genauso wenig statt wie eine kritische Auseinandersetzung oder eine Aufklärung." Die Mitglieder des Bündnisses sowie der Vereinigung "Eifel gegen Rechts" hatten rund um die Peiner-Schau mit mehreren Aktionen und Gegenausstellungen ihren Widerspruch kundgetan.
Bei seinem deutlichen Kontra zur Ausstellung bleibt auch der Eifeler Kabarettist und Autor Hubert vom Venn im Gespräch mit dem TV: "Diese Ausstellung war überflüssig. Historisch auf jeden Fall. Warum hole ich jemanden aus der Versenkung, stelle ihn aus, diskutiere über ihn, um dann zu dem Schluss zu kommen: Der gehört in die Versenkung? Künstlerisch war die Ausstellung sowieso überflüssig: Wenn ich Schinken sehen möchte, fahre ich nach Ostbelgien in die Montenauer Schinkenräucherei."
Ambivalente Rezeption


Pesch wiederum sagt, das Buch über Peiner sei in der Fachwelt "äußerst positiv betrachtet" worden, zahlreiche Universitätsbibliotheken und kunsthistorische Institute in Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten es gekauft. "Lob von höchster Stelle" habe zudem der Präsident des Deutschen Historischen Museums in Berlin, Professor Alexander Koch, erteilt. Der jedoch widerspricht in aller Deutlichkeit: "Völlig aus der Luft gegriffen", sagt er gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger. Er habe sich lediglich dafür bedankt, dass ihn Pesch auf seine Peiner-Dokumentation hingewiesen habe.
Die Ausstellung endet am Sonntag, 26. August. Danach geht es deutlich unverfänglicher weiter im Kunstforum Eifel: Ab Freitag, 7. September, zeigt man von freitags bis sonntags (13 Uhr bis 18 Uhr) wieder die Dauerausstellung "Eifel-Romantik" und ab dem 14. September eine Gemeinschaftsausstellung dreier Malerinnen aus dem Förderverein Maler der Eifel: Gerlinde Bawendi, Hilde Krauß und Irene Johnen. fpl

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