Per Anhalter durch den Teich

METTENDORF. (red) Er ist bereits 14 Jahre alt und die Freude von Jakob Schneider aus Mettendorf. Der 80-Jährige beschreibt, was er mit seinem Spiegelkarpfen namens "Heino" bereits erlebt hat:

Heino ist ein Karpfen, genauer gesagt ein Spiegelkarpfen. Er ist etwa 14 Jahre alt und wiegt mindestens 12 bis 15 Pfund. Woher wir das so genau wissen? Nun, er schwimmt munter und fidel in unserem Gartenteich. Wir füttern und beobachten ihn jeden Tag. 1991 hatten wir unseren Gartenteich geplant und uns später ein kleines Biotop geschaffen, an dem wir Erholung und Freude finden sollten. Aber an einen Karpfen als Bewohner dachten wir zunächst nicht. Vielmehr sollten schöne, golden glänzende Goldfische uns erfreuen. Aber es kam anders.Seelenruhig schwamm er hin und her

Als erste Bewohner kamen Wasserläufer, die über die Oberfläche wetzten. Dann spendete uns ein Bekannter vier Goldfische aus seinem Weiher und dazu einige Elritzen, ein paar Moderlieschen und Goldfischen ähnliche schwarze und blauschwarze Fische, deren Namen und Art wir bis heute nicht kennen. Einige Wochen später fanden wir morgens vor unserer Garage einen weißen Eimer ohne Deckel, halb mit Wasser gefüllt. Und eben darin befand sich ein junger Spiegelkarpfen. Das Tier war etwa fünf Zentimeter länger als der Eimerboden. So ragte bei dem auf einer Seite liegenden Tier vorn der Kopf und hinten der Schwanz in die Höhe. Der Fisch war schon ganz krumm und gab keinen Mucks mehr von sich. Deshalb mussten wir annehmen, er sei tot, bis einer eine schwache Bewegung wahrzunehmen glaubte. Der Fisch wurde zum Gartenteich gebracht und am Rand vorsichtig hineingesetzt. So lag er zunächst fast fünf Minuten ohne jede Bewegung auf der linken Seite. Dann begannen Mund und Kiemen immer stärker zu arbeiten. Plötzlich schlug er mit allen Flossen aus, streckte sich gerade und verschwand in der Tiefe des Wassers. Am nächsten Morgen schwamm er seelenruhig mit den Goldfischen hin und her. Zum Fressen kam er noch nicht, kannte er doch noch weder die Futterstelle, noch das fremde Futter, noch den Schatten am Ufer. Aber nach einigen Tagen überwand er seine Scheu und kam sich ein paar Stückchen Brot schnappen. Wie er zu seinem Namen kam, das weiß heute keiner von uns mehr. Eines Tages hieß es: "Schaut mal, was Heino für einen Hunger hat. Der reißt ja das Maul auf, dass man fast einen Tischtennisball hineinwerfen könnte!" Und als der Herbst kam, wurde an sein Überleben gedacht. Eigentlich kam es erst aus Kindermund, jedoch übernahmen wir bald alle die Meinung: "Was einen Namen hat, das wird nicht geschlachtet." So blieb "Heino" im Gartenteich. Ab Ende Oktober kam kein Fisch mehr zur Futterstelle. Die Pumpe für den Bachlauf musste abgestellt und in einem Eimer Wasser in den Keller geholt werden. Im November bildete sich die erste Eisschicht an der Oberfläche, in der, fest eingefroren, ein Plastikteil, aus dem ein Rohr nach oben ragte, für Sauerstoff im Wasser sorgte. Und als im März das Wasser wieder eisfrei geworden war, schwammen alle Fische, darunter auch "Heino", wieder munter hin und her. Die Förderpumpe wurde wieder eingebaut. Seit ein paar Jahren hat Karpfen Heino etwas Besonderes entdeckt: Er spielt im wahrsten Sinne des Wortes "Taxifahrer". Fast täglich dreht er, meist um die frühen Nachmittagsstunden, seine Runden im Wasser und trägt dabei eine Kröte auf seiner Nase. Diese sitzt mit ihrem Hinterteil nach vorne, also in Fahrtrichtung, über seinem Maul und hält sich mit ihren Vorderfüßen oberhalb der Augen fest. Und nach einer gewissen Zeit driftet er in der bewachsenen Ecke, in der die Kröten sitzen, in die Pflanzen hinein, um allein wieder herauszukommen. Wir möchten unser Biotop nicht mehr missen, zumal uns neben der Tierwelt auch die Pflanzen einschließlich der weißen, gelben, orangefarbenen und roten Seerosen viel Freude bringen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort