Perfekte Wiedergabe, keine Ansagen

Prüm · Im Rahmen der MozartWochen Eifel konnten die Zuhörer in Prüm drei Streichquartette in höchster Vollendung genießen. Die Wahl der Komponisten zeigt ebenfalls die Entwicklung von Unterhaltungs- zu ernster Musik auf.

 Das Leipziger Streichquartett spielt im Barocken Fürstensaal in Prüm. Foto: Stephan Brunker

Das Leipziger Streichquartett spielt im Barocken Fürstensaal in Prüm. Foto: Stephan Brunker

Prüm. Mit dem Leipziger Streichquartett konnten die MozartWochen Eifel einen hervorragenden Klangkörper für den dritten Teil des Mozart-Schubert-Brahms Streichquartettzyklus gewinnen.
150 Zuhörer im Fürstensaal


Die vier Musiker wurden ihren vielen Auszeichnungen und ihrer Diskografie sicherlich gerecht, denn die 150 Zuhörer im Fürstensaal des Regino-Gymnasiums bekamen eine perfekte Wiedergabe der drei Streichquartette - aber auch nicht mehr.
Für die Kammermusik im allgemeinen und Streichquartette im besonderen gilt: Man muss die Kunstform mögen.
Spielwiese für Komponisten


Im Laufe der Jahrhunderte war das Streichquartett immer eine Spielwiese für die Komponisten, die hier beständig Neuland beschritten haben. Ohne Frage bekommt die Mozart-typische Melodiebildung im Hoffmeister-Quartett KV 499 durch die Komprimierung auf zwei Violinen, Viola und Cello eine besondere Intensität und Dichte.
Andererseits war die Kammermusik gerade zu Mozarts Zeiten funktionell anders besetzt, der Unterhaltungsaspekt stand damals noch im Vordergrund. In der beginnenden Romantik - und dafür standen das Streichquartett a-moll op. 29 Nr. 1 von und das Streichquartett Nr. 3 B-Dur op. 67 von Brahms - hat sich das Augenmerk mehr auf den Anspruch innerhalb der Komposition verlagert.
Ein stummes Orchester


Die damit beginnende Trennung der ernsten von der Unterhaltungsmusik und die fortschreitende Professionalisierung und Akademisierung der Musik - bei der der Musikwissenschaftler als Kritiker die Rolle des Publikums einnimmt, führt dann dazu, dass das hochdekorierte Quartett seine Aufführung treffend mit "..." kommentierte.
Sie sprachen nämlich kein einziges Wort und zeigten sich keine Sekunde länger als notwendig - was für die im Publikum nicht repräsentativen Musikwissenschaftler natürlich ausreichend war.
Insofern hätte ein technisches Gerät bei der gleichfalls perfekten Wiedergabe immerhin noch den gerade gespielten Satz und das Stück angegeben.
Anspruchsvolle Aufführung


Gerade für solch anspruchsvolle Musikaufführungen wäre es ein enormer Zugewinn für das interessierte Publikum, wenn man die Quartette im Rahmen eines kommentierten Gesprächskonzertes aufführen und damit das Verständnis erheblich verbessern würde.
Das Ende des Konzertes daran zu erkennen, das das letzte Notenblatt herumgedreht worden ist, kann sicherlich verbessert werden.

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