Archiv Pflegeschule: Bitburg verliert, Wittlich gewinnt

Bitburg/Wittlich · Knapp 400 Schüler sollen ab Frühjahr 2015 in die neue Pflegeschule in Wittlich gehen, die dort die Marienhaus GmbH Waldbreitbach eröffnen will. Die Idee des "Bildungscampus Wittlich", wie der Arbeitstitel lautet, ist eine Fusion der bisherigen Pflegeschulen in Bitburg, Wittlich und Trier-Ehrang, die aufgegeben werden.

Bitburg/Wittlich. Es gibt noch keinen Vertrag. Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Aber für die Marienhaus GmbH Waldbreitbach steht fest, dass sie die drei bisherigen Pflegeschulen in Bitburg, Trier-Ehrang und Wittlich zu einer großen Einrichtung fusionieren will. Und zwar am Standort Wittlich.
Entscheidend war die Lage


"Dieses Konzept verfolgen wir, um die Qualität der Ausbildung in unseren Schulen auf Dauer zu sichern und uns auch angesichts rückläufiger Schülerzahlen als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren", sagt Heribert Frieling, Leiter der Unternehmenskommunikation der Marienhaus GmbH Waldbreitbach, auf TV-Anfrage. Ausschlaggebend für Wittlich war die geografische Lage. "Die Stadt ist gut angebunden und sowohl für Schüler aus Bitburg wie auch für solche aus Trier und Bernkastel gut erreichbar", sagt Frieling.
Neben den drei bisherigen Pflegeschulen in Bitburg, Trier-Ehrang und Wittlich soll auch die Physio-Akademie Wittlich in den Bildungscampus integriert werden (siehe Extra). Während sich die Marienhaus GmbH zum konkreten Standort der fusionierten Pflegeschule bedeckt hält, sagt Wittlichs Bürgermeister Joachim Rodenkirch auf TV-Anfrage: "Im Gespräch ist die ehemalige Duale Oberschule in Wengerohr, wobei da aber noch viele Fragen einer Klärung bedürfen." Rodenkirch freut sich über die neue Einrichtung, die nach Angaben des Trägers rund 380 Schüler besuchen werden. "Das wertet die Stadt Wittlich als Bildungsstandort auf", sagt Rodenkirch, der davon berichtet, dass "erste, lose" Gespräche zu diesem Thema vor etwa einem Jahr begonnen haben.
Damals hatte auch Bitburgs SPD-Ratsmitglied Stephan Garçon davon gehört, und Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels gebeten, mal nachzuhaken. Der soll dann die Antwort bekommen haben, dass die Marienhaus GmbH keinen neuen Standort in Bitburg suche. Was ja auch stimmt. "Aber das ist nur die halbe Wahrheit gewesen", sagt Garçon, der es bedauert, dass Bitburg im Wettkampf um die Ansiedlung einer solchen großen Pflegeschule den Kürzeren gezogen hat.
Die Entscheidung fällt laut Frieling in den kommenden Wochen: "Wenn alles nach Plan läuft und die noch ausstehenden Gespräche zügig und erfolgreich geführt werden, sollte die Einrichtung des Bildungscampus Wittlich im Laufe des kommenden Ausbildungsjahres erfolgen", sagt Frieling und peilt damit in etwa Frühjahr 2015 an.
Bitburger Klinik braucht Platz


Für das Bitburger Krankenhaus ist der geplante Umzug der Pflegeschule kein Beinbruch. "Die praktische Ausbildung findet ja nach wie vor an unserem Klinikum statt und die Zahl der Ausbildungsplätze wird sogar von 75 auf 90 erhöht", sagt Hans-Jürgen Krämer, Direktor des Verbundkrankenhauses, zu dem neben den Kliniken in Bitburg, auch jene in Gerolstein und Neuerburg gehören. Theorie und Praxisanteile sind im Rahmen der Ausbildung zum Krankenpfleger etwa 40 zu 60 Prozent verteilt. Also etwas mehr Praxis als Theorie. Die frei werdenden Räume kann das Bitburger Krankenhaus gut gebrauchen. Etwa 450 Quadratmeter Fläche nimmt die Pflegeschule ein. Dort soll nun Platz entstehen für Büros und Lagerräume.
Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.Meinung

Bitburg hat eine Chance verpasst
Das dürfte in der Eifelstadt kaum für Begeisterung sorgen. Dass die Pflegeschule mit ihren gut 70 Schülern und fünf Lehrkräften die Stadt verlässt ist schmerzlich, aber wäre zu verkraften. Dass Bitburg das Rennen um die Ansiedlung eines großen Bildungscampus verloren hat, tut weh. Steht die Stadt doch vor der Mammutaufgabe 21 Gebäude in der alten Kaserne an der Mötscher Straße zu vermarkten. Ein Bildungscampus hätte da eine Initialzündung für die weitere Entwicklung des riesigen Areals sein können. Was Wittlich freut, wird Bitburg vermissen: Schüler und Lehrer beleben schließlich auch Stadt und Handel. Warum es nicht geklappt hat, Bitburg offenbar noch nicht mal in entsprechende Gespräche eingebunden war, muss geklärt werden. d.schommer@volksfreund.deExtra

Im Bildungscampus Wittlich sollen die bisherigen Pflegeschulen Bitburg, Wittlich und Trier-Ehrang aufgehen. Zudem plant der Träger Marienhaus GmbH Waldbreitbach, der unter anderem auch Träger des Bitburger und Ehranger Krankenhauses ist, auch die Physio Akademie Wittlich, an der Physiotherapeuten ausgebildet werden, in den Bildungscampus zu integrieren. Insgesamt rechnet die Marienhaus GmbH damit, dass rund 380 Schüler ab Frühjahr 2015 den Campus besuchen - davon etwa 110 Schüler der Physio Akademie sowie je rund 90 Pflegeschüler aus Bitburg, Trier-Ehrang und Bernkastel/Wittlich. Die Pflegeschüler, die ihre praktische Ausbildung im Bernkasteler Krankenhaus absolvieren, haben ihren Theorieunterricht bereits seit Jahren in Wittlich. Die Marienhaus GmbH geht davon aus, dass 30 Lehrkräfte am Bildungscampus Wittlich unterrichten werden. Kündigungen sind nicht geplant. scho

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