Pilgern zum Schutz vor Not und Seuchen

Jedes Jahr beteiligen sich rund 90 Pilger an der Wallfahrt der Stadtkyller Matthias-Bruderschaft zum Apostelgrab in Trier. Viele Pilger halten der Gruppe bereits seit mehreren Jahrzehnten die Treue. Am Samstag, 26. Juni, feiert die traditionsreiche Bruderschaft ihren 375. Geburtstag.

 Zum Jubiläum der Matthias-Bruderschaft hat Brudermeister Harry Schmitz ein Plakat anfertigen lassen. TV-Foto: Josef Schmitz

Zum Jubiläum der Matthias-Bruderschaft hat Brudermeister Harry Schmitz ein Plakat anfertigen lassen. TV-Foto: Josef Schmitz

Stadtkyll. Viele Matthias-Wallfahrtsgruppen blicken auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurück. Die Bruderschaft in Stadtkyll entstand im Jahr 1635 zur Zeit des 30-jährigen Krieges aus der Not heraus. Die abrückenden Söldner hatten 1632 in der Gemeinde allein 75 Häuser abgebrannt.

Nur drei Häuser waren von den Flammen verschont geblieben, selbst die Kirche lag in Schutt und Asche. Die Bevölkerung wurde damals von einer schrecklichen Seuche, der Pest, heimgesucht.

Diesem Elend ist es wohl geschuldet, dass die Menschen gelobten, fortan jedes Jahr zum Grab des Apostels Matthias zu pilgern, damit sie in Zukunft von derartigen Schicksalsschlägen verschont würden.

Die Bruderschaft Stadtkyll besitzt aus dem Jahre 1890 ein "Niederschriftenbuch". Aus diesem Dokument geht hervor, dass die Bruderschaft im Laufe der Jahre wuchs und viele umliegende Orte, darunter auch Dahlem, sich den Brüdern anschlossen.

Über die Mitgliedschaft von Wetteldorf bei Schönecken geht aus dem Niederschriftenbuch vom 24. Februar 1889 hervor, dass sich die beiden Bruderschaften nach einem Beschluss der Generalversammlung vereinigten, die Stadtkyller sich jedoch bereits 1892 wegen Unstimmigkeiten wieder von den Wetteldorfern trennten. Es bildete sich die Pilgergruppe Stadtkyll-Dahlem, die sogar eine eigene Fahne besitzt.

Seit 20 Jahren organisiert Harry Schmitz als Brudermeister die zweitägige Wallfahrt, die früher an drei Tagen stets am Wochenende vor Christi Himmelfahrt stattfand.

Schon sein Opa Peter Schmitz übte von 1960 bis 1975 dieses Amt aus. Harry Schmitz pilgerte schon 38 Mal zum Apostelgrab: "Es fehlt einem etwas, wenn man nicht dabei war", erklärt der Brudermeister.

Der Ablauf der Wochenend-Wallfahrt folgt einem bewährten Muster: Jedes Jahr starten die Pilger am Samstagmorgen um 5.30 Uhr am Matthiaskreuz auf dem Stadtkyller Kirchplatz. Die Tagesetappe führt dann nach Steffeln über Duppach, Oos nach Büdesheim, zum Künstlerdorf Weißenseifen nach Neidenbach und schließlich über Malbergweich in Richtung Fließem nach Nattenheim. Acht Bläser des Musikvereins Stadtkyll begleiten die Bruderschaft, bis die Pilger nach 53 Kilometer am Abend in Rittersdorf mit Musikanten und Glockengeläut empfangen werden.

Zum zweiten Pilgertag am Sonntag finden rund 90 Pilger schon um 6.30 Uhr zusammen und gehen betend und singend über Bitburg, Stahl, Masholder, Meckel, Welschbillig-Helenenberg in Richtung Newel zur Mittagsrast in Aach.

Entlang des Moselufers ziehen die Wallfahrer schließlich gegen 16 Uhr unter Glockengeläut in die Trierer Matthias-Basilika ein.

Dort begrüßt Pilgerpater Hubert die Schar und ehrt die Erstpilger, sowie jene, die bereits seit mehr als zehn Jahren dabei sind.

Karl Peetz aus Dahlem gehört schon seit 50 Jahren zur Stadtkyller und Dahlemer Pilgerschar. Ehefrau Hildegard war in diesem Jahr bereits zum 40. Mal mit den Pilgern unterwegs. Auch in der Schweiz gibt es einen treuen Teilnehmer: Bernd Bresselschmidt, der aus Auw stammt, kehrt seit 30 Jahren zur Wallfahrt in die Heimat zurück.

EXTRA Die Jubiläumsfeierlichkeiten finden am Samstag, 26. Juni, auf dem Stadtkyller Kirchplatz statt. Der Festgottesdienst beginnt um 17 Uhr in der St.-Josef-Pfarrkirche, anschließend gibt es die Möglichkeit zum gemütlichen Beisammensein sowie eine Bilderausstellung in der Marktscheune. (jtz)

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