Piloten ersteigern Anteile an Flugplatz GmbH

Bitburg · Das Rennen um die ehemaligen Geschäftsanteile von Frank Lamparski an der Flugplatz GmbH ist entschieden: Eugen Wallesch, der nach TV-Information im Auftrag einer Pilotengruppe mitbot, hat für 23 600 Euro bei der Versteigerung den Zuschlag bekommen. Die Stadt Bitburg, für die Bürgermeister Joachim Kandels am Tisch saß, hatte das Nachsehen.

Bitburg. Spannung rund um den Tower: Bürgermeister Joachim Kandels steigt aus dem Wagen. Er hat den Auftrag vom Stadtrat, bei der Versteigerung der Geschäftsanteile von Frank Lamparski an der Flugplatz GmbH mitzubieten. Vor dem Sitzungssaal der GmbH ist eine lange Schlange. Kandels reiht sich ein.
Mehr als 40 Bürger, unter ihnen auch etliche Stadtratsmitglieder, drängen in den Saal. Jeder muss erst durch eine Sicherheitskontrolle. Alle werden abgetastet und gescannt. Keine Waffen, keine Kameras, keine Tonbandgeräte dürfen rein. "Ist ja wie am Flughafen hier", sagt einer der Wartenden scherzhaft. Immerhin steht der Tower am Flugplatz.
Nur die Frage, ob von dort aus auch in Zukunft noch geflogen werden soll, ist heftig umstritten. Im Stadtrat gibt es eine Mehrheit, die mit der Fliegerei am liebsten Schluss machen will. Mit diesem Ziel vor Augen haben Grüne, SPD und FBL zuletzt dafür gestimmt, dass die Stadt versucht, die Anteile von Lamparski zu erwerben.
Das Mindestgebot und Schluss



In nichtöffentlicher Sitzung hat sich der Rat am Dienstagabend auf ein Höchstgebot verständigt, bis zu dem Kandels gehen darf. Der Betrag wird streng geheim gehalten.
Punkt 16 Uhr geht es los. Symbolträchtig startet genau um diese Zeit eine Maschine von der Landebahn. Der von der GmbH beauftragte Notar Gregor Decku erklärt das Prozedere. Überboten werden kann in Schritten von mindestens 500 Euro. "Ich rufe das Mindestgebot auf. Wer bietet 23 100 Euro?", fragt Decku. Kandels hebt die Hand.
"Gibt jemand ein höheres Gebot ab?", fragt Decku. Eugen Wallesch hebt die Hand. Hinter Wallesch, einem Unternehmer aus Übereisenbach (Verbandsgemeinde Neuerburg) steht nach TV-Information eine Gruppe von Piloten. Und die haben nun die Nase vorn - mit 23 600 Euro.
"Gibt es ein höheres Gebot?", fragt Decku. Alle Augen sind auf Kandels gerichtet. Doch der hebt seine Hand kein zweites Mal. Für mehr als das Mindestgebot hat er offenbar keine Lizenz des Stadtrats. Der Notar fragt sicherheitshalber noch einmal nach, doch nichts rührt sich.
GmbH-Geschäftsführer Günter Krahé, Notar Decku und Wallesch ziehen sich zurück. Das Gebot muss in bar ausgezahlt werden. Wenige Minuten später verkündet Krahé: "Der Zuschlag ist erteilt." Ende der Veranstaltung.
Kandels sagt im Anschluss: "Dieses Ergebnis muss der Stadtrat zur Kenntnis nehmen. Jetzt müssen wir klären, wie es weitergeht." Fakt ist: Jetzt kommt die Stadt in der GmbH nicht auf eine 75-Prozent-Mehrheit, selbst wenn sie die Anteile des Eifelkreises von 38 Prozent kauft, was Ende April beschlossen wurde. Am 13. Juni hat der Stadtrat erneut eine Sondersitzung in Sachen Flugplatz GmbH - die fünfte für dieses Jahr.Meinung

Viel Lärm um nichts
Mit großer Mehrheit entscheidet der Stadtrat, dass die Stadt ihre Anteile von 16 Prozent an der Flugplatz GmbH behält, weitere Anteile von Frank Lamparski und dem Eifelkreis erwirbt, um in der Gesellschaft mit mehr als 75 Prozent das Sagen zu haben. Erklärtes Ziel von Grünen, SPD und FBL: Sie wollen mit der Fliegerei Schluss machen. Und dann schickt der Rat den Bürgermeister auf eine Versteigerung, um die spielentscheidenden 40 Prozent von Lamparski, und er darf gerade mal beim Mindestgebot die Hand heben? Das ist halbherzig. Ein politisches Statement, ja. Aber ohne den 40-Prozent-Anteil kommt die Stadt nie auf die angestrebten 75 Prozent - und kann das Ziel der Ratsmehrheit also nicht umsetzen. Piloten sind nun am Ruder. Das hätte man sich auch vorher denken können und auf Kooperation statt Konfrontation setzen sollen. d.schommer@volksfreund.de

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