Pitter: "Wir sind die Gallier der Eifel"

Tach, liebe Nicht-Eifeler! Ich bin's, der Pitter aus der Eifel. Einmal die Woche darf ich im TV so richtig vom Leder lassen und gegen das wettern, was mir hier bei uns unter den Nägeln brennt. Dieser Tage waren der Viezjupp, die Liss, die Paula und der Wilbert mit mir in Bitburg unterwegs. Meinen lieben Kollegen aus den anderen Ecken und Winkeln der Region habe ich gezeigt, wie schön unsere Eifel-Metropole im Herbst ist.

 Der Gäßestrepperbrunnen erzählt die Legende von den pfiffigen Bitburgern, die mit einem Trick die schwedischen Belagerer im 30-jährigen Krieg vertrieben. TV-Foto: David Zapp

Der Gäßestrepperbrunnen erzählt die Legende von den pfiffigen Bitburgern, die mit einem Trick die schwedischen Belagerer im 30-jährigen Krieg vertrieben. TV-Foto: David Zapp

Bitburg. Ein kalter Wind weht durch die Römerstadt. Der Nieselregen hat die meisten Fußgänger aus der Einkaufsstraße in Bitburg vertrieben. Paula, Wilbert, Liss und Viezjupp sind tief unter ihren Regenschirmen vor dem Novemberwetter in Deckung gegangen. Nur einer nicht - Pitter. Baren Hauptes genießt er die klare Luft und seufzt träumerisch: "Meine schöne Heimat - schönste aller Heimaten!" Kopfschüttelnd stöhnt Viezjupp: "Es riecht nach Mist!" Das gehört zum Flair dazu. Schließlich ist man mitten in der Eifel. Das Quintett um den selbst ernannten Stadtführer Pitter steht vor der altehrwürdigen Römermauer. Sie ist ein trutziges Relikt der Römer, die sich in grauer Vorzeit vor den Germanenhorden zu schützen versuchten. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Mauer durch Bombenangriffe stark zerstört. Heute steht auf dem einstigen Kastell das Bitburger Rathaus.

"Ich möchte nicht prahlen, aber wir sind sozusagen die Gallier der Eifel - unbeugsam und gerissen. Und Bitburg ist unsere Metropole. Römer hin oder her", erklärt Pitter stolz. "Metropole? Wohl eher Ziegenstall in eurer Misthaufen-Pampa. Wohl zu viel Asterix auf dem stillen Örtchen gelesen. Komm nach Trier und ich zeig' dir mal eine Weltstadt", knirscht Viezjupp. "Pah, euch haben die Römer doch auch überrannt. Aber wir haben uns immerhin davon erholt", kontert Pitter.

Es droht ein Handgemenge zwischen den Streithähnen. Paula und Liss müssen eingreifen, denn Pitter hat den Lästerer bereits am Kragen gepackt. "Lass gut sein, Pitter! Zeig uns dein Bitburg und dann lässt sich auch unser Trierer Weltbürger überzeugen", besänftigt Liss den stolzen Eifeler.

Pitters Bitburg beginnt bei der Brauerei - welch Wunder. Eine "Zitadelle des erlesenen Geschmacks", wie Pitter bedeutungschwanger verheißt. "Gibt's hier auch Viez?", grummelt Jupp. Pitter schaut ihn ungläubig an: "Nein, schließlich haben wir das beste Bier der Welt. Da haben wir keinen Bedarf an fauligen Äpfeln."

In der Braustube verkosten die Ausflügler gemeinsam ein kühles Helles. "Respekt! Das ist ja fast so eine hohe Kunst wie das Weinkeltern bei uns an der Mosel", entfährt es dem beeindruckten Wilbert. "Wer braucht schon Wein und Bier, wenn er Viez hat", stichelt Viezjupp. "Wir haben Wein - und ihr nur den Verlierer-Wein", hustet Wilbert, um sich von Jupp keinen Nasenstüber einzufangen.

Direkt vor dem "Simonbräu" steht der Bierbrunnen, der 1937 vom Mayener Bildhauer Burger ins Bild gehauen wurde. Zu besonderen Anlässen führt der Brunnen wahrhaftig Bier. Eine eigens eingebaute Pipeline versorgt das Brünnchen mit dem frischen Gerstensaft. "Hat das Ding auch 'ne Viez-Option?" nörgelt Jupp und blickt auf den schmalen hohen Brunnen, der bereits im Winterschlaf ruht. Hernach geht es zum Glockentürmchen, doch das will heute nicht erklingen. Für gewöhnlich öffnet sich der Glockenkasten am Mittag und zeigt traditionelle Szenen aus dem Handwerkeralltag. "Ist erkältet", witzelt Pitter.

Weiter geht es durch die Altstadt. Vor dem Gäßestrepperbrunnen macht die Gruppe halt. "Was machen die Kinder unter den Ziegenfellen?", grübelt Wilbert. "Komm, Pitter! Erzähl uns die Geschichte!", ermuntert Paula den immer noch Schmollenden. "Brauch ich nicht, dafür gibt's einen Stadtführer, der in die Tasche passt und zu euch spricht. Ihr müsst nur mit eurem Handy die richtige Nummer anrufen", sagt Pitter und drückt seinen Begleitern einen kleinen Stadtplan mit Telefonnummern in die Hand.

Als die Schweden im 30-jährigen Krieg die Stadt belagerten und die Bitburger aushungern wollten, kamen die Belagerten auf eine geniale Idee. Sie ließen ihre Kinder die Felle von Ziegen überstreifen - streppen also -, die als gehörntes Vieh verkleidet auf der Stadtmauer herumsprangen und den schwedischen Truppen vorgaukelten, die Bitburger hätten noch Vorräte im Überfluss. Daraufhin gaben die Belagerer ihr Vorhaben auf und zogen unverrichteter Dinge ab.

Während Liss, Paula, Wilbert und Jupp in ihre Handys lauschen und sich die Legende der Gäßestrepper erzählen lassen, trippelt Pitter ungeduldig von einem Bein aufs andere. "Das ist aber eine schöne Legende. Ich wusste gar nicht, dass ihr Eifeler so pfiffige Gesellen seid", feixt Liss und knufft Pitter freundschaftlich in die Seite. "Ja", strahlt Pitter übers ganze Gesicht, "die Eifel wird von vielen oft unterschätzt. Wir Eifeler sind eben ein listiges Bergvolk." Viezjupp rollt mit den Augen: "Ist das von dir?" "Nein, vom römischen Historiker Tacitus", flötet Pitter wissend.

Die Fünf sehen sich danach noch das Kriegerdenkmal, den Soldatenfriedhof Kolmeshöhe und das Kreismuseum an. Paula und Liss betteln dagegen, unbedingt einen Abstecher ins Fritz-von-Wille-Museum im Haus Beda zu machen. "Kunst - so etwas braucht der Mensch neben den profanen Dingen des Lebens auch", schwärmt Paula.

Während die beiden Frauen durch die Galerie des Museums streifen, haben sich Jupp und Pitter in ein Lokal gesetzt. Wilbert mimt den Schlichter, der allerdings nicht benötigt wird. "Ich glaube, hier gibt es für uns alle etwas - auch Wein und Viez", grinst Pitter, "wir Eifeler sind ja schließlich keine Barbaren."

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