Pitter

Manchmal ist Walburga weise. "Pitter, das da gibt nichts Gutes", sagte sie neulich, als sie beobachtete, wie ein älterer Mann mit Hut den Blinker im Görenweg links setzte und zu ihrem Entsetzen tatsächlich abbog.

Hinein in den linksdrehenden Innenstadtring. Nur dummerweise falschherum. Dann brach das Chaos los. Autos hupten, blinkten, fuhren Ausweichmanöver. Der völlig verstörte Mann kämpfte sich dennoch tapfer weiter und hielt erst zig Meter weiter vor der Römermauer notgedrungen an. Dann wendete er. Fahrer schimpften, gestikulierten, wichen in letzter Sekunde aus. Am Rathaus entschied der Ringnovize sehr spontan, über die Innenbahn hinweg nach links auf den Parkplatz am grünen See abzubiegen. Ohne dabei unnötig Zeit für einen Blick in den Rückspiegel zu verschwenden. "O Majusepetter", rief Walburga dem Herzinfarkt nah, als es einen weiteren Fast-Unfall gab - "das Ding ist ja gemeingefährlich!" Mit dem Ding meint Walburga den Ring und ich sage das nicht gerne: Selbst die Polizei gibt meiner Frau recht. Die Zahl der Unfälle hat sich schwuppdiwupp verdoppelt. Das könnte natürlich auch an der Klimaerwärmung liegen oder am demografischen Wandel (die sind ja sonst an allem Schuld). Ausnahmsweise pflichte ich aber auch meiner Frau bei und fordere daher, dass alle, die zum ersten Mal im Bitburger Innenstadtring fahren wollen, erstmal einen Ringführerschein machen müssen. Erwerben kann man den auf dem Beda-Platz, wo der ADAC gleich nach der (für die Unfallstatistik auch nicht ganz uninteressanten) Deutschland-Ralley ein Mini-Ring einrichtet. Natürlich gespickt mit möglichst provisorisch wirkenden gelben Linien, extra kurzen Spurwechseln und desorientierten Senioren, damit man sich hinterher in der Realität gut zurechtfindet. Die Fahrlehrer kreiseln mit, bis ihnen schlecht wird. Oder bis die Naturschützer Klage einreichen, weil die Mopsfledermäuse, Geburtshelferkröten und dicken Trespen, die sich im umzäunten Baubrachenbiotop angesiedelt haben, durch den Lärm gestört werden. Oder bis irgendjemand doch noch ein städtebauliches Konzept umsetzt, mit der ungewöhnlichen Idee, dass man einen Innenstadtplatz auch hübsch machen könnte. Meine Gedanken kreisen nach so vielen Forderungen um ein kühles Stubbifläschchen. Prost!

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