Pitter

Postfaktisch ist (gefolgt von Brexit und Silvesternacht) das Wort des Jahres 2016. Das habe ich jetzt in der Tageszeitung meines Vertrauens gelesen. Post-was? Soll was mit Lügen und Verschwörungstheorien zu tun haben.

Und damit, dass Fakten für viele keine Rolle mehr spielen. Als Beispiele werden England und Amerika genannt. Stimmt, da geht ziemlich die Post ab. So viel verstehe ich. Aber so weit muss man gar nicht gehen, um dieses Phänomen zu erklären. Ich kenne das nämlich schon viel länger - und bin quasi dauerhaft postfaktisches Opfer: Wenn ich mal wieder körbeweise Fanpost bekomme. Wenn sich hochrangige Politiker und Firmenlenker Rat bei mir holen. Wenn meine Freunde unserem wöchentlichen Kamingespräch entgegenfiebern. Dann muss ich regelmäßig derartige Tiraden über mich ergehen lassen, wie: "Von wegen Fanpost: Werbeblättchen sind das alles. Und nur, weil einer deiner Kumpane mal im Ortsbeirat und ein anderer mal selbstständig war, sind das noch lange keine hochrangigen Politiker und Firmenlenker. Und wie man den Sauftreff in der Gartenlaube als Kamingespräche bezeichnen kann, ist mir auch ein Rätsel." Aber jetzt weiß ich endlich, was ich künftig darauf antworte: "Lass mich nur in Ruhe mit deinem postfaktischen Geschwätz, sonst sorge ich rasch für ein Kaffeekranz-Exit und werde die Silvesternacht nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern gemeinsam mit meinen Freunden und Unterstützern in meiner Philosophen-Laube verbringen und angeregt darüber nachdenken, was 2017 uns an Überraschungen und neuen Wörtern des Jahres bringen wird!", sagt

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