Planlosigkeit beflügelt Fantasie

Stellen Sie sich vor, der Stadtrat Prüm würde ernsthaft darüber beraten, die Tiergartenstraße für Autos zu sperren, oder der Wittlicher Stadtrat würde sich mit der Idee befassen, die Friedrichstraße für den Verkehr zu schließen, oder in Bernkastel-Kues würde man darüber nachdenken, die Moselbrücke nur noch von Fußgängern und Fahrradfahrern benutzen zu lassen, oder Bitburg käme auf die Idee, die Trierer Straße in eine verlängerte Fußgängerzone zu verwandeln – und all das ohne einen Plan dafür, wie denn der Verkehr anschließend fließen soll.

Der Aufschrei vor Ort wäre zu Recht groß. Und die entstehenden Probleme wären größer und unnötiger als die Experimente mit Innenstadtringen und Sperrungen, die die Städte in den vergangenen Jahren erfolglos unternommen haben.

In Trier ist das anders: In der Stadt, die als einzige in der Region tatsächlich mit relevanten Staus zu kämpfen hat und bisher kein Konzept besitzt, das die bestehenden Probleme auch nur ansatzweise lösen könnte, wird ernsthaft die Sperrung der Römerbrücke für den Autoverkehr erwogen.

Das zeigt zum einen, dass Planlosigkeit offensichtlich den Fantasien Tür und Tor öffnet, nach dem Motto: Ein bisschen Stau mehr oder weniger ist auch nicht mehr entscheidend. Zum anderen, dass sich die Menschen in den umliegenden Städten nicht über Verkehrsprobleme vor ihrer Haustür oder den Umgang mit ihnen beklagen sollten. Denn im Vergleich zu Trier gibt es keine, und alle Städte der Region haben - trotz gescheiterter Experimente - bessere Verkehrskonzepte als das Oberzentrum.

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