Pole-Position

Mit ihrem hohen Bekanntheitsgrad, dem Bonus als Landtagsabgeordnete und einem Parteibuch, mit dessen Hilfe es sich dem historisch-konservativ verwurzelten Bürgertum der Abteistadt besonders leicht in die Feder diktieren lässt, gilt die Unionspolitikerin Mathilde Weinandy als klare Favoritin für die Bürgermeister-Wahl am 13. Juni. Die Tatsache, dass erstmals eine Frau an der Spitze der ehemaligen Kreisstadt stehen könnte, versprüht zudem den repräsentativ-natürlichen Charme, den die Stadtpolitik bislang oft vermissen ließ. Mathilde Weinandy als Bürgermeisterin der Stadt Prüm: Das kann man sich durchaus vorstellen. Was ihre politische Arbeit betrifft, möchte Mathilde Weinandy alles andere sein als das "Heimchen", welches sich anderer Leute Meinung oktroyieren lässt. Im Stahlbad der Partei hat sie sich inzwischen frei geschwommen, auch wenn die letzten Meter schmerzhaft waren und ihr der Tauchgang mit Michael Billen eine dritte Landtags-Kandidatur verbaut haben wird - falls sie denn überhaupt noch einmal eine solche anstrebt. Das Prümer Bürgermeisteramt kommt derweil wie auf Mathilde Weinandy zugeschnitten daher. Mit der Erfahrung als erste Stadtbeigeordnete und als langjähriges Mitglied im VG-Rat kennt sie sich auf kommunalpolitischem Parkett bestens aus. Zudem ist sie realistisch genug, zu wissen, dass sie in den kommenden Jahren die kleine Prümer Welt nicht groß zu verändern imstande sein wird, sondern die Stadt nur mit einem soliden Konsolidierungsprozess auf Kurs halten kann. Ob sie den Vorsprung ihrer Pole-Position, die sie zweifelsohne besitzt, bis ins Ziel bringen wird, ist derweil eng mit der Form des Wahlkampfs verknüpft. Der Fehler, den ihren Bitburger Partei-Kollege Hermann Schlösser 1996 ins Verderben stürzte, als dieser seinen Gegner unterschätzte, wird Weinandy verhindern müssen, um nicht noch kurz vor dem Ziel von Markus Fischbach abgefangen zu werden. m.reuter@volksfreund.de

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