Post klaut Polizei den Kasten

BITBURG. Neues Opfer der "Gelben Macht": Nun ist auch der Briefkasten an der Erdorfer Straße weg - ausgerechnet der, den die Bewohner der benachbarten Senioren-Wohnheims benutzen.

Postämter werden geschlossen, Agenturen übernehmen die Aufgaben,und Briefkästen "muss man inzwischen suchen wie Eier zurOsterzeit", sagt ein Passant in der Erdorfer Straße in Bitburg.Denn auch dort hat die Deutschen Post AG ihre"Universal-Dienstleistungs-Verordnung" (PUDLV) umgesetzt und denBriefkasten abmontiert. Hintergrund: Die Post hält auch eine schwächere Abdeckung mit Boxen in Bitburg für zumutbar.

Einem Schreiben des Kundenservice der Deutschen Post zufolge orientiert sich die Auswahl von Briefkasten-Standorten stärker als bisher an "drei klaren Zielen": dem "nachfragegerechten Angebot", den "Qualitätsvorgaben der Post" und der "Steigerung der Wirtschaftlichkeit".

Als "nachfragegerecht" galt früher ein Radius von 500 Metern. Inzwischen hält man, wie Stefan Zimmer von Postservice in Trier erklärt, 1000 Meter für "noch zumutbar". Die von der Post definierte Zumutbarkeit ist auch ohne den Briefkasten in den Erdorfer Straße gewährleistet. Denn vom einstigen Briefkasten-Standort betrachtet befinden sich vier andere Kästen im Umkreis von 1000 Metern: An der Eifel Straße 15, an der Hauptstraße bei Liebfrauen, an der Kölner Straße 12a und am Ostring 1.

Den Nachweis, dass sich die Box als unwirtschaftlich erwiesen hat, bleibt die Post jedoch schuldig. Zimmer: "Wenn in einer Woche nur fünf Briefe in den Briefkasten eingeworfen werden, so ist hier eine Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben."

Das dürfte in der Erdorfer Straße nur schwer zu belegen sein: In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Standortes befindet sich die Polizeiinspektion Bitburg (PI) und das Seniorenwohnheim des Roten Kreuzes. "Für uns war dies sicherlich eine Erleichterung", berichtet Udo Gillenkirch, Verwaltungsangestellter im Seniorenwohnheim: "Der Briefkasten auf der anderen Seit war sehr praktisch, und das nicht nur für die Verwaltung."

Wenn die Abrechnungen des Hauses raus gingen, seien 30 Briefe keine Seltenheit gewesen. Im Schnitt seien täglich etwa ein Dutzend Briefe des Seniorenheims in den Briefkasten geworfen worden. "Dazu kam die Post der Bewohner im Heim", ergänzt Gillenkirch. Denn die Senioren sind für ihre Post selbst verantwortlich. Sie müssen nun auf die Suche nach einem gelben Kasten im Kilometer-Radius gehen.

Fast 100 Briefe pro Tag sind offenbar nicht genug

Auch die PI Bitburg sorgte nach eigenen Angaben für regen Postverkehr in der gelben Kiste in der Erdorfer Straße. "Täglich wurden hier zwischen 50 bis 80 Briefe durch die Mitarbeiter eingeworfen", heißt es in einem Protestschreiben der Polizei an die Post. Rund 1000 Euro Portokosten in sechs Wochen waren nach Polizeiangaben nichts Ungewöhnliches. Zudem haben sich neben Wohnheim und Polizei in der Erdorfer Straße auch Versicherungen und andere Büros niedergelassen. "Wir haben in diesem Zusammenhang schon einige Anfragen, wenn es um Altenheime geht", räumt Zimmer ein und versichert: "Wir werden diese noch einmal überprüfen." Ein Antwortschreiben der Post auf eine ähnliche Anfrage an anderer Stelle macht jedoch wenig Hoffnung. Darin heißt es, "dass dem Wunsch, den Briefkasten wieder einzurichten, unter Zugrundelegen der erläuterten Kriterien leider nicht entsprochen werden kann".

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