Präzision mit leichter Hand

JÜNKERATH. Beim Abschlussfest "Tatort Eifel" standen sie auf der Bühne im Forum Daun und begeisterten mit einer Lockerheit und Präzision, wie sie Nicht-Profis nur selten zustande bringen. Das "Collegium Vocale" Jünkerath und sein Leiter Harald Thome orientieren sich an den legendären "King’s Singers" – mit Erfolg.

 Sie lassen für das "Collegium Vocale" ihre Stimmen erklingen: Stefan Kill, Kai Bohn, Friedel Mommer und Horst Heinzen.Foto: Martin Möller

Sie lassen für das "Collegium Vocale" ihre Stimmen erklingen: Stefan Kill, Kai Bohn, Friedel Mommer und Horst Heinzen.Foto: Martin Möller

Ein Männerchor? Nun gut, ein Ensemble, das nur aus Männern besteht, ist das "Collegium Vocale" in Jünkerath zweifellos. Aber ohne all die Unarten, die Männerchöre unleidlich machen können. Oben im Tenor werden die Töne nicht gestemmt, sondern locker angesungen. Unten im Bass verzichten die Sänger auf die wolkige Fülle, die meist die Intonation im gesamten Chor nachhaltig trübt. Stimmen mit Präsenz und Profil

Die Mittelstimmen haben Präsenz und Profil. Und Dirigent Harald Thome vermeidet alle Ruderbewegungen und beschränkt sich auf knappe, genaue Gestik. So musizierten sie beim "Tatort Eifel"-Festival im Forum Daun. So präsentieren sie sich auch bei einer Probe in der Grundschule Jünkerath. Seit ihrer Gründung im März 1989 absolvieren die jetzt 13 Männer vom "Collegium Vocale" von Mainz bis Köln jährlich zwischen 15 und 26 Konzerte. Laien mit schmalen Notenkenntnissen sind darunter, aber auch zwei Chordirigenten. Bunter gemischt kann ein Männer-Ensemble kaum sein. Eins vor allem hält die äußerlich heterogene Formation wohl zusammen: das gemeinsame Klang- und Musizierideal. "Die ,King's Singers' sind unser Vorbild", sagt Harald Thome. Es ist das weltberühmte britische Vokalensemble, das neue Maßstäbe gesetzt hat und schlichtweg alles singt von Mittelalter und Renaissance über Romantik bis hin zu Pop. Und das in einer lockeren, ungezwungenen und doch ungemein präzisen Manier. Das umreißt die Perspektive des Ensembles. Und die von Dirigent Harald Thome, der auf die berühmte einsame Insel am liebsten Musik von Palestrina, Mendelssohn und den "Wise Guys" mitnehmen würde. Thome, der erst in Düsseldorf das Kirchenmusik-Studium mit dem A-Examen abschloss und dann seine Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern entdeckte, Grundschullehrer wurde und jetzt in Jünkerath Konrektor ist, liebt sicherlich vieles, nur keine künstlerischen Dogmen. Und so breitet sich das Repertoire des "Collegiums" aus zwischen Renaissance-Liedern und den "Wise Guys", zwischen Schubert, Mendelssohn und Charles Aznavour. All die Stücke singen sie nicht nur gekonnt und sorgfältig, sondern oft mit subtilem Humor. Neue Anregungen für die starken Stimmen

Natürlich lässt sich mit 13 Sängern nicht das ganze Männerchor-Repertoire realisieren. Sinfonische Chormusik braucht Größenordnungen von mindestens 60 oder 70 Sängern. Mag sein, dass der Stil des "Collegium Vocale", der ohne große Spannungsbögen auskommt, auch sehr stiller, lyrischer Musik nicht ganz gerecht wird - jenem wunderbaren Eingedenken, das Schubert, Schumann oder Brahms auskomponiert haben. Aber das Ensemble sucht immer neue Anregungen. Vera Ilieva vom Trierer Theater gibt Impulse und Erik Sohn, der auch die "Wise Guys" sängerisch betreut, gleichfalls. Das "Collegium Vocale" hat sein Entwicklungspotenzial sicherlich noch nicht ausgeschöpft.

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