Praxistest für den Einbahnring

Es wird ernst: Wenn der Kreisverkehr in der Ritzstraße fertig ist, soll ein Einbahnring um die Innenstadt für einen Testlauf eingerichtet werden, um zu klären, ob eine solche Lösung funktioniert. Das hat eine Stadtratsmehrheit in der jüngsten Sitzung beschlossen.

 Noch ist der Kreisel in der Ritzstraße Baustelle. Schon bald wird ein Einbahnring getestet. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Noch ist der Kreisel in der Ritzstraße Baustelle. Schon bald wird ein Einbahnring getestet. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Seit Jahren beschäftigt die Frage der Verkehrsführung in der Innenstadt die Prümer Stadtoberen. Kreisverkehr auf dem Hahnplatz, Einbahnstraßen links herum und rechts herum: Zahlreich sind die Varianten, die bislang ins Spiel gebracht worden sind. In die Praxis hat es keine geschafft. Doch das wird sich nun offenbar ändern. Der Stadtrat hat sich in seiner Sitzung am Dienstagabend dafür ausgesprochen, den linksdrehenden Einbahnring um die Innenstadt (siehe Grafik) probehalber einzurichten, nachdem der Kreisverkehr in der Ritzstraße fertig ist. Das hatten sowohl die CDU als auch die Liste Kleis beantragt.

Man solle die Verkehrsführung zügig angehen, sagte CDU-Fraktionssprecher Horst Follmann. "Mit dem Probelauf stellen wir uns der Wirklichkeit und sehen, an welchen Stellschrauben man noch drehen muss, damit er funktioniert." Diese Lösung habe viele Vorteile. Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steige und man bekomme durch die Einbahnstraßen Raum für zusätzliche Parkflächen. Zudem könne man die bekannten Engstellen beseitigen, sagte Follmann und betonte: "Wir haben die Innenstadt nicht nur für die Autofahrer, sondern auch für die Fußgänger."

Auch Erich Reichertz (Liste Kleis), eigentlich ein Befürworter des Kreisverkehrs auf dem Hahnplatz, sprach sich für den Testlauf aus: "Jeder soll sich seine Meinung aufgrund der Praxis bilden." Nur müsse man dann auch auf die Meinung der Leute hören.

Informationsabend zur Gestaltung des Hahnplatzes

Gleichzeitig soll die Gestaltung des Hahnplatzes geplant werden. Dazu regte die Liste Kleis an, Ende des Jahres einen Informationsabend zu veranstalten, bei dem sowohl Verkehrsexperten als auch Städteplaner zusammenkommen, um die beste Lösung zu finden. Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy zeigte sich jedoch ob dieses engen Zeitrahmens skeptisch. Der Kreisverkehr werde erst Mitte bis Ende Oktober fertig und ein Praxistest brauche auch eine gewisse Zeit. Daher sei ein Info-Abend erst Anfang des kommenden Jahres sinnvoll.
Auch Auswärtige sollen befragt werden

Zustimmung für den Probelauf kam unterdessen auch von den Sozialdemokraten. "Man kann das ja mal ausprobieren", sagte Fraktionssprecher Markus Fischbach. Zuvor müsste aber die genaue Verkehrsregelung, etwa an der Einmündung des Gerberwegs in die Bahnhofstraße, geklärt sein. Wichtig sei es, bei der Auswertung auch die Auswärtigen zu befragen, schließlich müssten die sich ebenfalls in der Stadt zurechtfinden.

Einzig die Prümer Bürgerbewegung (PBB) stimmte gegen den Probelauf. "Wir sehen dafür keine Notwendigkeit", sagte Fraktionssprecher Johannes Reuschen. Durch die Verkehrsführung würden potenzielle Kunden und Touristen an der Innenstadt vorbeigeleitet und so von einem spontanen Einkauf oder Besuch abgehalten. Es bestehe die Gefahr, dass die Innenstadt an Attraktivität verliere und Prüm "innen hohl" werde.

Mit den Stimmen von CDU, Liste Kleis und SPD sprach sich der Stadtrat aber abschließend für den Probelauf aus. Stadtbürgermeisterin Weinandy kündigte an, mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein zu sprechen und die sinnvolle Länge eines solchen Testlaufs, die anschließende Auswertung und die entsprechende Ausschilderung mit den dann möglicherweise geänderten Vorfahrtsregelungen zu klären.

Leser-Echo: Wie ist Ihre Meinung zur Verkehrsplanung in der Prümer Innenstadt? Ist ein Testlauf sinnvoll? Mailen Sie uns in wenigen Sätzen an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).

Meinung

Fußgänger im Blick behalten

Von Christian Brunker

Es ist wahrlich lange genug über die verschiedenen Verkehrskonzepte in der Prümer Innenstadt debattiert worden, die nur eins gemeinsam hatten: Für und Wider wurden allein aus der grauen Theorie begründet. So konnte sich jeder seine Argumente zurechtzimmern. Von daher ist es nur zu begrüßen, dass der Einbahnring nun in der Praxis getestet wird. Das ist einfach umzusetzen und liefert wertvolle Erkenntnisse. Funktioniert es gar nicht, lässt sich der Versuch auch schnell wieder abbrechen. Entscheidend ist jedoch, dass die Auswertung nicht aus dem Bauch heraus erfolgt, sondern auf einer möglichst breiten Grundlage und frei von Vorurteilen. Dazu gehört auch, die Bewertung nicht allein aus der Autofahrer-Perspektive vorzunehmen. Denn es kann und darf nicht allein darum gehen, wie die Autofahrer am besten durch Prüm kommen und diesem Dogma alles andere unterzuordnen. Die Innenstadt ist auch ein Verkehrsraum für Fußgänger und Radfahrer, deren Bedürfnisse bei einer Neugestaltung ebenfalls zu berücksichtigen sind. c.brunker@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort