Premium-Schweine gehen in Serie

BITBURG. Mit verstärktem Marketing und mehr Vertriebsstellen sollen die Lebensmittel der Regionalmarke Eifel weiter verbreitet werden. Als Vorreiter dient der Premium Schinken, für den pro Woche rund 60 Schweine verarbeitet werden.

Die Runde im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel in Bitburg gerät kollektiv ins Schwärmen. Walter Strutz, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, referiert aus dem Stegreif mühelos eine halbe Stunde über die Vorzüge des Regionalmarken-Konzepts. "Wir wollen die regionale Identität landesweit etablieren. Die Herkunft der Produkte ist nachvollziehbar, und sie sind mit höchster Sorgfalt bearbeitet." Strutz erwartet eine "Renaissance der Regionalität". Einmal in Fahrt, lobt der Gast aus Mainz ausdrücklich die "unter Wert verkaufte" Landwirtschaft: "Sie dient dem Erhalt der Kulturlandschaft, ohne die der Tourismus nicht denkbar wäre. Und sie ist ein wichtiger Bestandteil der mittelständischen Wirtschaftsstruktur." Das gefällt Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm: "Was wir heute gesehen haben, ist landwirtschaftliche Produktion auf höchstem Niveau. Weit weg vom Bio-Öko-Kuschelzoo wie auch von der Massenproduktion." Landrat Roger Graef macht gar einen "dramatischen Wandel" hin zu grenzübergreifendem regionalem Denken und Handeln aus: "Im Tourismus sind die Dämme schon gebrochen. Als nächstes streben wir einen einheitlichen Nationalpark Eifel an." Doch wie steht es jenseits aller Schönwetter-Rhetorik tatsächlich um die Regionalmarke? Wie kommen die Produkte an? Die Qualität scheint jedenfalls zu stimmen. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft hat die drei beteiligten Metzgereien für ihren Eifel Premium Schinken beim internationalen Qualitätswettbewerb mit goldenen Preisen ausgezeichnet - besser geht's nicht (der TV berichtete). Hamper Wurst & Schinken in Geichlingen, Fleischerfachgeschäft Peter Müller in Gerolstein-Müllenborn und Elmars Metzgerei in Kordel bekommen von kontrollierten Zulieferbetrieben wie dem besichtigten Hof Epper in Sülm das Material zur Verarbeitung. So weit, so gut. Doch wie viel von dem ausgezeichneten Schinken wandert über die Ladentheke? Der Mann für konkrete Zahlen heißt Gerhard Saar, Geschäftsführer der Eifel Premium Schinken GmbH mit Sitz in Idenheim. "Für das Jahr 2004 hatten wir das Ziel, 50 Schweine pro Woche verarbeiten zu lassen. Mit durchschnittlich 60 pro Woche haben wir die Vorgabe übertroffen." Saar beurteilt die Zahl gleichwohl als "ausbaufähig". Deshalb will die Gesellschaft weitere Vertriebsstellen gewinnen. Bisher ist der Schinken in den eigenen Filialen der Metzgereien sowie in Lebensmittelmärkten und Bäckereien der Region erhältlich. Weitere Verkaufsstellen sind im Raum Köln/Leverkusen. "Wir verhandeln mit Rewe und Edeka über eine zentrale Listung im Sortiments-Angebot. Das wäre der Türöffner", sagt Saar. "Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Eifel-Produktfamilie, die wir gerade erst geschaffen haben", ergänzt Graef. Dazu gehören inzwischen auch Eifel-Biokäse, -Eier, -Milch, -Honig, -Streuobst-Apfelsaft, -Edelbrand und -Brot. Weitere Eifel-Produkte sind in der Entwicklung. Stolz ist der Landrat auf das Qualifizierungsprogramm für Gastronomie- und Tourismusbetriebe. Die Unternehmen bekennen sich zu einer Qualitätsstrategie sowie einem steigenden Anteil an Regionalmarke-Eifel-Produkten. Im DLR griffen die Teilnehmer der Präsentation derweil beherzt zu und schmierten sich Brote mit deftigem Belag. Walter Strutz fiel dabei eine neue Absatzmöglichkeit ein: "Der Sieger des Formel-Eins-Rennens auf dem Nürburgring sollte statt des Sekts einen Präsentkorb mit Eifel-Produkten bekommen."

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