Priester im Unruhezustand

IRREL/TRIER. Eigentlich ist Pfarrer Günter Thull im Ruhestand, und eigentlich will er sein goldenes Priesterjubiläum nicht an die große Glocke hängen. Das mit dem Ruhestand hat er für sich uminterpretiert: Seit neun Jahren übernimmt er aushilfsweise Gottesdienste. Auch für den TV macht Pfarrer Thull eine Ausnahme und spricht über sein Leben.

Überzeugt zum Priesteramt habe ihn sein Vorbild Theo Fassbender, Jugendseelsorger der Stadt Trier. "Er hatte so eine menschliche Art, mit der Jugend umzugehen", sagt der 76-jährige Pfarrer Günter Thull. Mit 21 Jahren war für den jungen Mann, der in Trier-Pallien geboren wurde, deshalb klar: "Ich will Priester werden." Gab es Unverständnis in der Familie oder im Bekanntenkreis für seine Entscheidung? "Nein, überhaupt nicht", sagt Thull. Seine Mutter begleitete ihn sogar 24 Jahre lang als gute Seele des Pfarrhauses. Um die priesterlichen Weihen erhalten zu können, waren erst sechs Jahre Theologie-Studium in Trier angesagt, inklusive dem Erlernen der hebräischen und griechischen Sprache. Dazwischen immer wieder seelsorgerische Praxis: "Mit Priestern durfte ich Hausbesuche machen und habe Gottesdienste vorbereitet." Das Feiern der Eucharistie war ihm zu diesem Zeitpunkt noch untersagt, befand er sich doch noch in der Priester-Ausbildung. Seine Priesterweihe empfing er im März 1956. In den folgenden Jahren war er in drei Gemeinden als Kaplan tätig, darunter auch eineinhalb Jahre in der Bitburger Liebfrauen-Kirche. 1963 wurde er der Pfarrei Weiskirchen/Thailen im Saarland zugewiesen. Neuneinhalb Jahre arbeitete er dort als Priester, bis er nach Saarburg zur Pfarrgemeinde Sankt Laurentius wechselte. Nach 16 Jahren Dienst in der Gemeinde ging es für rund acht Jahre nach Gusenburg bei Hermeskeil. Heute lebt er im Ruhestand in Irrel. In seiner 50-jährigen Tätigkeit als katholischer Priester waren ihm stets das Feiern der Gottesdienste mit der Gemeinde und das Gebet besondere Herzensanliegen. Ruhe findet er auch in seinem Hobby, dem Wandern. Bei seinen Fussmärschen im Allgäu oder den Schweizer Alpen begleitet ihn seine zehn Jahre alte Collie-Jagdhund-Mischlings-Hündin Lizzy. Getreu wartet diese auch im Auto, wenn der im Ruhestand lebende Priester aushilfsweise Gottesdienste in den Seelsorge-Einheiten Wolsfeld, Irrel und Bollendorf übernimmt. "Halten Sie sich fest", raunt der Pfarrer der TV-Interviewerin zu. "Ich bin insgesamt in 86 Kirchengemeinden tätig." Das Dankamt am Sonntag, 26. März um 10.15 Uhr, ist in der Pfarrkirche in Irrel. Die Predigt wird der Schulseelsorger Volker Malburg aus Trier halten. In beiden heiligen Messen ist die Kollekte für die alte Kirche in der Heimatpfarrei des Jubilars in Trier-Pallien bestimmt. Pfarrer Günter Thull bittet darum, keine Geschenke zu überreichen.

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