Private Passion findet Platz

TRIER/NIEDERWEIS. Spektakuläre Entwicklung im Schloss Niederweis: Statt des Vereins Naturpark Südeifel und des Bürgerservice ist dort künftig die Firma "alphyra EVS" zu Hause. Geschäftsführer Matthias Schneider will mittelfristig weitere 100 bis 150 Arbeitsplätze schaffen.

In viereinhalb Jahren von Null auf 100 Mitarbeiter: Die Firma EVS sorgt mit rasantem Wachstum für Furore (der TV berichtete). Die starke Nachfrage nach "Prepaid"-Automaten und mobilen Terminals ließ die Umsätze und damit auch den Platzbedarf explodieren. Mit der innovativen Technik können unter anderem Handys ohne die übliche "Rubbelkarte" elektronisch aufgeladen werden. Schnell wurde der repräsentative Firmensitz gegenüber dem Trierer Viehmarkt zu klein. Auch das umfunktionierte ehemalige Forsthaus in Irrel (seit Juni 2004) reicht als Filiale nicht mehr aus. Deshalb reifte in Geschäftsführer Matthias Schneider die Idee, ein weiteres Objekt anzumieten: das historische Schloss Niederweis. Das Hauptgebäude aus dem Jahr 1751 und die Nebengebäude beherbergen derzeit noch den Verein Naturpark Südeifel sowie eine Außenstelle des Bürgerservice. "Mieten wäre nicht möglich gewesen, weil für unsere Zwecke zu viel umgebaut werden muss. Mit einer Erbpacht-Lösung war wiederum die Von der Heyden und von Schütz'sche Stiftung nicht einverstanden", erklärt Schneider. Also blieb nur der Kauf - über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Wie soll es weitergehen? Durch die jüngste Fusion mit dem irisch-amerikanischen Unternehmen "alphyra" (rund 400 Mitarbeiter) spüren die Prepaid-Experten weiteren Rückenwind. "In der internen Konkurrenz mit den anderen Firmenstandorten wollen wir in der Region Trier die Zentrale für Kontinental-Europa werden", gibt Schneider das ehrgeizige Ziel vor. Einmal in Fahrt, legt der Irreler Familienvater noch zwei mutige Ankündigungen drauf: "Wir wollen möglichst schon im Herbst 2005 in London an die Börse gehen, weil dort das Wirtschaftsklima besser ist als in Deutschland. Und ich rechne damit, dass wir in den nächsten zwei, drei Jahren 100 bis 150 weitere Mitarbeiter einstellen."Firmenchef ist Hobby-Historiker

Viele davon sollen in Niederweis unter anderem Prepaid-Terminals produzieren und warten. Durch die Zusammenarbeit mit Toto/Lotto-Gesellschaften ist die Zahl der Verkaufsstellen inzwischen auf bundesweit 40 000 hochgeschnellt. Neue Wachstumsfelder sieht das in 20 Ländern präsente Unternehmen zum Beispiel im elektronischen Bezahlen von Parkscheinen und Busfahrkarten. Jenseits aller Zahlenarithmetik legt Matthias Schneider viel Herzblut in das Projekt Niederweis. Der Hobby-Historiker betrachtet das Schloss aus dem 18. Jahrhundert als "eine Art Denkmal des damaligen grenzübergreifenden Kulturraums mit Luxemburg und Belgien". Das Mitte der 90er Jahre sanierte Haupthaus mit guter Bausubstanz bietet 600 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Etagen. Hinzu kommen mehrere Nebengebäude und - derzeit teilweise verbuschte - Außenanlagen. In Abstimmung mit der Denkmalpflege will Schneider nachträglich entstandende, unpassende Teile des Komplexes abreißen und so den Grundzustand wiederherstellen. Die derzeit stillgelegte Schreinerei soll während der Umbauphase als Werkstatt dienen. Zum Konzept eines attraktiven Umfelds für die Mitarbeiter gehören viele kleinere Räume statt eines Großraumbüros. Das einmalige Ambiente soll später auch für Seminare und Schulungen der Firmengruppe genutzt werden. Schneider: "Ein Schloss im Grünen - das ist für unsere Leute ein schöner Kontrast zum Stahl und Glas üblicher Firmengebäude. Bei dem Projekt kann ich mein berufliches Interesse als Unternehmer mit einer privaten Passion verbinden."

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