Ein Freund sagt aus Prozess zum Neuerburger Hammer-Angriff – „Wir nannten ihn den Psychopathen“

Trier/Neuerburg · Am zweiten Verhandlungstag  um den Hammer-Angriff von Neuerburg hat ein Freund des Angeklagten ausgesagt. Seine Ausführungen werfen ein neues Licht auf den Beschuldigten.

Prozess zum Neuerburger Hammer-Angriff – „Wir nannten ihn den Psychopathen“
Foto: TV/Friedemann Vetter

Der 19-Jährige rutscht auf dem Stuhl herum, antwortet nur knapp auf die Fragen der Richterin. Das ist verständlich, muss der ehemalige Schüler doch gegen einen Freund aussagen – sogar gegen „einen meiner besten Kollegen“, wie er es ausdrückt.

Doch es hilft nichts. Denn dieser beste Kollege hat im September 2018 eine Frau mit einem Hammer angegriffen. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn nur deshalb nicht wegen versuchtem Totschlag an, weil er zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss von LSD stand.

Über diese Nacht sagt der frühere Mitschüler: „Das war er nicht. Das war eine andere Person.“ Er meint damit, dass der 23-Jährige neben sich stand. Sonst sei er eine „sehr gute Person“, habe ihm immer geholfen: „Muss ich noch mehr sagen?“ Muss er. So lässt die Richterin ihm das nicht durchgehen. Doch erst als sie den jungen Mann mit den Zeugenaussagen konfrontiert, die er vor der Verhandlung bei der Polizei gemacht hat, knickt er ein.

Er erzählt, dass sein Freund mit psychoaktiven Drogen experimentierte und dass die Freunde ihm davon abgeraten hatten. Denn einmal unter LSD-Einfluss habe er sich „komisch verhalten“, „überhaupt nicht geredet und Rollläden kaputtgemacht“. Sonst sei er auch unter Drogen „ganz normal“ gewesen.

Für „normal“ habe der Zeuge auch die Gewaltfantasien gehalten, die der 23-Jährige mit ihnen geteilt habe. So habe der Angeklagte laut seinem Freund geäußert, er wolle gerne mal jemanden foltern oder jemanden im Keller zwangsernähren. Er wolle Menschen gerne den Arm abbeißen oder mit einer Gabel auf sie einstechen. „Detaillierte“ Geschichten“ seien das gewesen: „Wir haben ihn deshalb den Psychopathen genannt.“

Ernst genommen habe die Aussagen aber keiner aus dem Freundeskreis. Nicht mal in jener Nacht, als der 23-Jährige einem der Jungs drohte, ihn umzubringen. Nicht mal, als er sich ein Messer aus der Küche nimmt. „Ich hatte keine Angst vor dem“, behauptet er. Und so rufen die Jungs erst die Polizei, als ihr Kollege nackt und mit einem Hammer auf die Straße läuft und die Gruppe zu einer Freundin flüchten muss. Ob sie später nicht mal nach ihm sehen wollten?, fragt Staatsanwalt Benjamin Gehlen. Man habe darüber diskutiert, aber es bleiben lassen.

Erst später sei er wieder in die Wohnung des Angeklagten gegangen, um die Spuren der Drogen zu beseitigen. Er habe Cannabis und ein Rauschgift namens DMT gefunden, den Stoff mitgenommen und in die Enz geworfen. „Damit es keinen Ärger mit der Polizei gibt“, sagt der Zeuge. „Glauben Sie, dass Sie sich richtig verhalten haben?“, fragt Gehlen. Der 19-Jährige nickt: „Darf ich jetzt gehen?“

Einen weiteren Bericht vom zweiten Prozesstag lesen Sie in der
Wochenendausgabe des Trierischen Volksfreunds.

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