Gericht Axtmord: Prozess hat begonnen

Trier · Seit gestern muss sich ein 60-jähriger Mann aus der Eifel vor dem Landgericht Trier verantworten: Er soll seinen 80-jährigen Onkel mit einer Axt erschlagen haben.

Prozessauftakt gegen „Axtmörder“ aus Utscheid
Foto: TV/Friedemann Vetter

Ein Bild des Grauens bietet sich vier Polizisten aus Bitburg am späten Nachmittag des 25. November 2018: Im Garten eines Familienhauses in einem Eifeldorf finden die Beamten den Leichnam eines 80-jährigen Mannes. Sein Kopf ist fast vollständig vom Rumpf abgetrennt, an der Treppe lehnt die blutige Axt. Zum Tatort ruft der mutmaßliche Täter selbst die Polizisten. Kurz nach der Tat wählt er den Notruf und gibt an, seinen Onkel mit der Axt erschlagen zu haben. Vor Ort lässt der Anrufer sich widerstandslos festnehmen. Nun beginnt der Prozess vor dem Landgericht Trier.

Die Anklage

Die Staatsanwaltschaft schreibt in ihrer Anklageschrift von einer heimtückischen Tötung. Hierin heißt es zur Vorgeschichte, dass der 60-jährige Angeklagte sich am gleichen Tag nach Anrufen aus dem Dorf um seinen alkoholisierten Onkel kümmern sollte, der dort herumfuhr. Nachdem er ihn eingesammelt hat, habe er ihm einen Kaffee angeboten und ihn mit zu sich nach Hause genommen, steht in der Anklageschrift. Schon da habe der Angeklagte den Plan gehabt, den Mann zu töten. Zunächst soll er ihn die Treppe heruntergestoßen und ihn daraufhin mit acht Axthieben im Halsbereich getroffen haben, bis der Kopf vom Körper abgetrennt war.

Der Angeklagte

Bereits zu Beginn der Verhandlung lässt der Angeklagte durch seinen Anwalt Andreas Ammer mitteilen, dass er sich zu biografischen Fragen äußern wird, nicht jedoch zum Tathergang. Der Mann erzählt, dass er, gebeutelt von chronischen Krankheiten, darunter auch Depressionen und Angststörungen, Paranoia und mehr, kein einfaches Leben gehabt habe. Als gelernter Fliesenleger arbeitete er im elterlichen Betrieb, bis dieser 1990 schließen musste. In den 90er Jahren machte er eine erfolgreiche Ausbildung zum Heilpraktiker. Geprägt sind seine Ausführungen von den Verweisen auf seine Leiden und innerfamiliäre Konflikte. Oft herrschte Streit im Elternhaus, in dem er lange – auch heute noch - gemeinsam mit seinen Eltern bis zum Tod des Vaters 2010 und der Unterbringung der Mutter im Pflegeheim 2018 lebte. „Ich wollte die Konflikte immer beseitigen“, sagt der Angeklagte. In der Schule und später sei er zudem gemobbt worden.

Während der geschiedene Mann das erzählt, wirkt er klar und sachlich, stockt aber hin und wieder in seinen Ausführungen. Dennoch erzählt er ausführlich und geht auch auf seine Beziehung zum Onkel ein, den er nach eigenen Angaben, soweit es seine Kräfte zuließen, unterstützt habe. Sei es bezüglich der Schulden, der Alkoholsucht oder bei der Renovierung des Hauses. Das ging über viele Jahre so, der Onkel soll das auch wertgeschätzt haben: „Du warst der Einzige, der für mich da war und mich unterstützt hat“, zitiert er den 80-Jährigen.

Die Schilderungen reichen bis in die 2000er Jahre hinein. Über die darauf folgende Zeit spricht er nicht. Die Richterin geht im Anschluss auf weitere Straftaten des Angeklagten ein. Er wurde zwischen 2004 und 2010 mehrfach wegen Beleidigung, leichter Körperverletzung und Trunkenheit verurteilt.

Die Zeugen

Am ersten Verhandlungstag sind als Zeugen die Polizeibeamten geladen, die den Mann festnahmen und die Leiche gefunden haben. Übereinstimmend berichten sie davon, dass der Angeklagte kooperativ war und keinen Widerstand zeigte. Der Angeklagte habe sachlich auf die Fragen geantwortet. Erst im Streifenwagen habe der 60-Jährige immer wiederholt, dass es ihm leid täte. Etwa: „Das hätte ich nicht tun sollen, aber es ging nicht mehr.“ Das zeigte sich auch beim eingegangenen Notruf, wie der Beamte erzählt, der den Anruf entgegennahm. „Oft hat er gesagt: „Der war so frech und unverschämt, das ging schon ein ganzes Leben lang so…““

Auffällig sei gewesen, dass weder die Kleidung noch der Angeklagte selbst Blutspuren aufwiesen. Eine Blutprobe ergab, dass der Angeklagte nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden. Der Getöte hatte dagegen 1,6 Promille. Während der Ausführungen dieser Zeugen vergräbt der Beschuldigte oft sein Gesicht in den Händen und schüttelt den Kopf.

Ein ganz anderes Bild als der Angeklagte zeichnet eine Nachbarin: Während der Tote zwar öfter betrunken war, sei er dennoch ein umgänglicher, freundlicher Mensch gewesen, der keine Feinde im Ort hatte. Das schwarze Schaf in der Familie sei der Angeklagte selbst, der Probleme mit den Gemeindemitgliedern gehabt hätte. Er sei unfreundlich, beleidigend und schreie oftmals Leute an: „Der konnte den ganzen Ort drangsalieren.“ Dazu habe er wenig gearbeitet, sei gewaltbereit gewesen und habe seine Familie „unter der Fuchtel gehabt“. Der Beschriebene, der sonst schweigt, fällt der Zeugin oft ins Wort und muss von seinem Anwalt und der Richterin zur Ordnung gerufen werden.

Der nächste Verhandlungstag ist für Dienstag, 9. Juli, 9 Uhr, im Landgericht Trier angesetzt.

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