Altlasten Belasteter Boden beschäftigt weiter Behörden

Bitburg/Spangdahlem · Löschschäume haben über Jahre die Böden auf dem heutigen Flugplatz Bitburg mit krebserregenden Substanzen verunreinigt. Die Planungen zur Entsorgung kommen nun langsam voran.

Prüfungen zur Entsorgung von Pfas-Atlasten in Bitburg laufen
Foto: TV/Porta Flug

Belastete Böden, verunreinigte Gewässer und sehr viel Unsicherheiten und Gerüchte: Sowohl die Böden der Airbase Spangdahlem als auch die der ehemaligen Airbase Bitburg sind unterschiedlich stark mit Chemikalien belastet. Während in Spangdahlem die Lage unübersichtlich ist, teils liegen die per- und polyfluorierten Tenside (PFC/PFT) mitten im militärischen Sperrgebiet, muss man sich in Bitburg bald überlegen, wie mit den chemischen Altlasten verfahren werden soll.

Die britische Frasers Group will auf einer 52 Hektar großen Fläche ein Logistikzentrum bauen. Noch ist kein Bauantrag gestellt (der TV berichtete). Wenn er aber vorliegt, sollte ein ungefährer Fahrplan zum Umgang mit den verseuchten Böden spätestens stehen.

Der Binsfelder Weiher liegt in Sichtweite der Airbase Spangdahlem. 

Der Binsfelder Weiher liegt in Sichtweite der Airbase Spangdahlem. 

Foto: TV/Katharina de Mos

Staatssekretär Erwin Manz vom Landesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität und Joachim Gerke (Abteilungsleiter Wasser-, Abfallwirtschaft und Bodenschutz der SGD-Nord) haben auf Einladung der SPD im Eifelkreis über den Stand der Dinge gesprochen.

Ihr Fazit: Kein Grund zur Panik, auf die leichte Schulter nehmen geht aber auch nicht. „Das Zeug muss letztlich irgendwie weg oder zumindest sicher gelagert werden“, sagt SPD-Landtagsmitglied Nico Steinbach, der mit den beiden Fachmännern ins Gespräch ging.

Die Substanzen „Die Stoffe sind seit den 1940er Jahren bekannt und im Gebrauch. Es ist eine ganze Gruppe, zu der etwa 4700 Substanzen gehören“, erklärt Manz. Weil diese Gruppe von Kohlenstoffketten so groß sei, rückten langsam Fachleute von den alten Bezeichnungen PFT oder PFC ab und sprächen mittlerweile von Pfas (Per- und polyfluorierte Chemikalien). „Aus chemischer Sicht ist das einfach sinnvoller“, sagt Manz.

Der breite Einsatz der Pfas gehe vor allem zurück auf die recht besonderen Eigenschaften dieser Verbindungen. „Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil – also ziemlich hitzebeständig“, sagt der Staatssekretär. Pfas sind in Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen verarbeitet, werden aber auch zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder auch in Feuerlöschmitteln verwendet. „Und genau diese Nutzung fällt uns gerade auf die Füße“, sagt Manz.

Die Belastungen „Sowohl auf dem Flugplatz in Bitburg, als auch auf der Airbase in Spangdahlem wurden Feuerlöschschäume eingesetzt“, sagt Gerke. Die Belastungen, die dadurch im Erdreich und leider auch in manchen Gewässern zu beobachten sind, gehen sehr wahrscheinlich auf diese Schäume zurück.

„Dabei ist der Flugplatz Bitburg, genauso wie die Airbase Spangdahlem, nicht überall schwer belastet. Es gibt Hotspots, also Stellen, die wirklich sehr hohe Werte aufweisen.“

In Bitburg seien diese Stellen vor allem im Südwesten auf einer noch nicht vermarkteten – und wohl auch nicht so schnell vermarktbaren – Fläche zu finden. Im Bereich der Landebahn, auf dem das Logistikzentrum entstehen soll, sind die Belastungen eher niedrig. „Dennoch muss geschaut werden, was mit ihnen passiert“, sagt Gerke. Die Überprüfungen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und Untersuchungen der SGD Nord laufen. „Sobald Ergebnisse vorliegen, werden wir sie vorstellen“, sagt Gerke. Gerade bei den Gewässer-Belastungen müsse halt genau untersucht werden, wo die Stoffe tatsächlich herkommen. „Sicher ist, dass die Kyll zum Beispiel vor Bitburg keine auffallenden Werte zeigt, südlicher aber durchaus.“

Die Sorge Um das Jahr 2006 wurde bekannt, dass Pfas-Verbindungen im Verdacht stehen, Krebserkrankungen auszulösen. „Seitdem gibt es strategische Überlegungen, wie der Einsatz vermieden werden kann und EU-Verordnungen schränken ihn auch ein“, sagt Manz.

Europaweit sei ein Grenze eingeführt worden, die nicht überschritten werden dürfe. Besonders betroffen seien Kläranlagen und eben Flugplätze, sagt Manz. Lange sei die Rechtslage allerdings unübersichtlich gewesen. „Die Regelungen waren einfach nicht fest genug. Teils hebelten sich Behörden gegenseitig aus. Ein bundeseinheitlicher Leitfaden zum Umgang mit Pfas-Belastungen bringt nun aber etwas Klarheit“, sagt Manz. Im Februar veröffentlicht, garantiere das Papier zumindest einen länderübergreifenden Bewertungsstandard.

Das Problem Sowohl der Bitburger Flugplatz als auch die Airbase in Spangdahlem speisen Gewässer, die erhöhte Pfas-Belastungen aufweisen. Vor allem der Brückengraben, ein Bach, der nach Scharfbillig führt, weist viel zu hohe Konzentrationen der krebserregenden Chemikalien auf – rund 70 Mal höher als sie nach EU-Recht sein dürften. Auch der Thalsgraben, nördlich von Röhl, und der Pfaffenbach, der sich am Bitburger Stadtteil Mötsch vorbeischlängelt, sind belastet. In Binsfeld neben Spangdahlem sind die Werte des Märchenweihers so hoch wie nirgends sonst.

Manz beruhigt aber: „Die Kennzahlen zur gesundheitsgefährdenden Belastung sind so gesetzt, dass man schon hohe Mengen verzehren muss – also mit Wasser oder Nahrung. Kinder, die einmal durch den Bach gelaufen sind, dürften damit nicht gefährdet sein, sofern sie das Wasser nicht trinken.“

Mögliche Lösungen Nach dem Ende der militärischen Nutzung ging der Flugplatz Bitburg zunächst in den Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) über. „Sie ist nun zuständig für die Erstellung eines Sanierungsplans. Allerdings ist das nicht ganz einfach. Solang die Flächen noch in Besitz der Bima sind, ist alles in Ordnung, verkaufte Flächen, also Bereiche, die nun im Privatbesitz sind, kann die Bima aber nicht überplanen.“

Aktuell werde weiter von der Bima in Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden ein Konzept entwickelt. „Die wohl beste Lösung scheint die Abtragung und die Versiegelung in einem Landschaftsbauwerk zu sein“, sagt Gerke.

Für Spangdahlem sei man auf die Mitarbeit der Amerikaner angewiesen. Die kontaminierten Flächen scheinen laut einem amerikanischen Gutachten mitten im Rollbahngebiet und damit in der militärischen Sperrzone zu liegen.

In Bitburg wiederum könne geplant werden. Wie das Bauwerk aussehen und wo es gebaut werden könnte sei noch ungewiss, so Gerke. Fest stehe aber, und das sei wichtig zu betonen: „Es wird keine Deponie für die Region. Das belastete Material soll nur vom betroffenen Gelände stammen und nicht aus anderen Gegenden herangekarrt werden.“ Ein ähnliches Vorgehen sei, so Gerke, in Spangdahlem sinnvoll. „Nur sind uns dort die Hände gebunden.“

Der Leitfaden zum Umgang mit Pfas-Verbindungen ist im Internet unter www.bmuv.de/download/leitfaden-zur-pfas-bewertung zu finden.

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