Ein Verbrechen und seine Auflösung Entführungsfall Snoek: So war's damals in Prüm mit dem Lösegeld

Prüm · Ex-Bankier Klaus Peters hat sich bei uns gemeldet. Weil ihm die Sache mit der Entführung des Springreiters Hendrik Snoek, von der wir vor zwei Wochen berichteten, keine Ruhe ließ. Und das mit dem Lösegeld, von dem einige Tausender damals auch durch seine Hände gegangen waren.

Bei ihm zahlte der Entführer damals in Prüm das Geld ein: Ex-Bankier Klaus Peters.

Bei ihm zahlte der Entführer damals in Prüm das Geld ein: Ex-Bankier Klaus Peters.

Foto: Fritz-Peter Linden

Gerade ist er, gebührend feierlich, in den Ruhestand verabschiedet worden: Klaus Peters, bis vor einigen Wochen Vorstand der Raiffeisenbank Westeifel und bis 2002 bei der Volksbank in Prüm, die nach dem Zusammenschluss mit Bitburg Volksbank Eifel heißt.

Dieser Tage hat sich Peters in der Prümer Redaktion gemeldet. Wegen unseres Artikels vom 29. Oktober über die Entführung des Springreiters Hendrik Snoek im November 1976: Erich Reichertz, ein Kollege von der Kreissparkasse und ebenfalls im Ruhestand, hatte darin erzählt, wie man 1977 bei der Sparkasse auf die Spur der beiden Entführer gekommen war – über die Nummern der Geldscheine.

Einer der Kriminellen, Reinhard Szameitat, hatte damals ein Konto in der Stadt. Nicht bei der Sparkasse. Bei der Volksbank. Denn er hatte über deren Immobilien-Abteilung einen Bauernhof in Harspelt (Verbandsgemeinde Arzfeld) gekauft.

An jenem besagten Tag im Jahr 1977 hatte Szameitat eine größere Summe auf dieses Konto eingezahlt: „So weit ich mich erinnere, waren das so etwa 13.000 Mark“, sagt Klaus Peters.

Es war ein Teil des Lösegelds aus der Snoek-Entführung. Noch am gleichen Tag ließ sich ein anderer Kunde von Peters ebenfalls eine große Summe auszahlen und brachte diese zur Sparkasse. Darunter: Scheine aus der Einzahlung von Szameitat. Erich Reichertz sorgte dafür, dass sie mit den Nummern auf einer Liste verglichen wurden, die von der Polizei im Zusammenhang mit mehreren Entführungen an alle Geldinstitute geschickt worden war.

Reichertz hatte darum gebeten, die andere Prümer Bank nicht zu erwähnen: Er wollte nicht, dass die ehemaligen Kollegen dabei in ein schlechtes Licht gerückt würden.

Und daraufhin rief Klaus Peters bei uns an: Denn ihm war das damals mit dem Lösegeld durchgegangen. Und er ist bereit, uns zu erzählen, wie es dazu kam.

Ex-Bankier Klaus Peters erinnert sich

„Das war ein Tag, an dem das Geschäft boomte und sehr viel Geld in großen Scheinen eingezahlt wurde“, sagt er. Durch den Hochbetrieb sei kaum Zeit gewesen, die größeren Scheine mit der Liste der Polizei zu vergleichen, zumal es sich dabei um „ein regelrechtes Buch“ gehandelt habe.

„Das habe ich dann alles zur Seite gelegt, um es später zu prüfen“, sagt Peters. Mehrere Geldstapel seien das gewesen, alle mit den Namen der Einzahler versehen. Darunter eben auch das Geld, das der Entführer zur Kasse gebracht hatte. Kurz darauf habe jedoch ein weiterer Kunde am Tresen gestanden und einen höheren Betrag in großen Scheinen abheben wollen. „Und da habe ich gedacht: Okay, wird schon gut gehen, es wird ja wohl nicht ausgerechnet hier in der Eifel Geld aus einer Lösegeldzahlung auftauchen.“

Und so habe er dann vom Szameitat-Stapel einige Scheine an diesen anderen Kunden weitergegeben – „weil kein geprüftes Geld mehr vorhanden war“. Der Kunde ging damit anschließend zur Sparkasse.

„So lief das“, sagt Klaus Peters. Er war damals 19 Jahre alt und hatte gerade seine Ausbildung abgeschlossen. Nach dem Dienst fuhr er heim zu den Eltern in Hickeshausen (VG Arzfeld), wo er zu jener Zeit noch wohnte. Und kaum war er zu Hause angekommen, habe auch schon sein Chef, Werner Holzhäuser, angerufen: „Ich sollte sofort noch mal nach Prüm kommen.“ Peters fuhr zurück und sah: „Alles beleuchtet, Polizei, Presse.“
Man habe ihn sofort abgeschirmt und in einen Besprechungsraum gebeten, wo er die Vorgänge des Tages rekapitulieren musste. „Ich habe dann direkt gesagt: ,Das war Reinhard Szameitat’ – weil mir der Name bei der Einzahlung schon ungewöhnlich vorgekommen war.“

Ermittler haben Lösegeld in Sitzkissen gefunden

Schnell habe sich herausgestellt, dass der Entführer diesen Hof im Islek besaß. „Bei der Durchsuchung hat man dann, in ein marokkanisches Sitzkissen eingenäht, Lösegeld gefunden.“ Auch die Güllegrube auf dem Gelände sei überprüft worden. Außer Gülle aber enthielt sie nichts.

„Ich glaube, man hat bei ihm in Harspelt noch zirka 250.000 Mark gefunden“, sagt Peters. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen stellte sich außerdem heraus, dass Szameitats Komplize Peter Graef ebenfalls ein Haus in der Eifel habe kaufen wollen – „er war bei uns als Interessent für eine Immobilie gelistet“.

Klaus Peters wurde auch zum anschließenden Prozess gegen Entführer Graef nach Münster geladen, wo er die Ereignisse jenes hektischen Tages noch einmal schilderte (Szameitat hatte sich in der Untersuchungshaft erhängt). Graef wurde zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Vom Lösegeld, fünf Millionen Mark, bleibt der größte Teil bis heute unauffindbar.

Immerhin eine gute Viertelmillion wurde in der Eifel aufgetrieben. Und Klaus Peters wollte die Geschichte von damals unbedingt noch loswerden.

Zum guten Schluss spielt aber noch eine, ebenfalls große, Geldsumme eine Rolle: Bei seiner Verabschiedungsfeier hatte Klaus Peters nicht um Geschenke gebeten, sondern um Spenden für den Förderkreis der Basilikafreunde Prüm, deren Vorsitzender er seit rund zehn Jahren ist.

Die 80 Gäste gaben reichlich: rund 6000 Euro, „die auch schon auf dem Konto des Förderkreises sind“. Wir vermuten: In kleinen, nicht durchgehend nummerierten Scheinen.

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